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Trauma beim alten Menschen - Erfahrung eines Regionalspitals in einer Sport- und Tourismusregion
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Published: | June 15, 2005 |
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Einleitung
Trotz den normalen Altersveränderungen treibt ein beträchtlicher Teil der über 65-jährigen noch viel Sport. Kommt es jedoch in dieser Altersgruppe zu Verletzungen, sind diese zumeist schwerwiegender und bringen oftmals entscheidende Lebensveränderungen mit sich. Wir wollten in Erfahrung bringen, ob sich bei den Touristen ein anderweitiges Verletzungsmuster abzeichnet, als bei der einheimischen Bevölkerung.
Material und Methoden
In einer prospektiven Studie wurden am Spital Oberengadin in einer 16-monatigen Periode alle über 65-jährigen Patienten erfasst, welche wegen Unfällen auf die chirurgische Notfallstation kamen. Die Resultate wurden anschliessend mit der gesamtschweizerischen Daten des Bundesamtes für Statistik, wie auch mit den Daten vom statistischen Bundesamt Deutschland verglichen.
Ergebnisse
Insgesamt wurden am Spital Oberengadin in dieser 16-monatigen Zeitspanne 229 Patienten, welche über 65 Jahre alt waren, auf der chirurgischen Notfallstation behandelt. Von den 229 Patienten waren 156 Patienten (68%) Touristen, 73 (32%) Personen waren aus der Region.Die häufigsten Unfallursachen in der Touristengruppe waren sportliche oder Freizeitaktivitäten (130 Fälle (83%). Stürze im häuslichen Bereich: 17 (11%), Verkehrsunfälle: 9 (6%).Unfallursachen bei der einheimischen Bevölkerung: Stürze im häuslichen Bereich: 44 (60%), Verletzungen bei sportlichen Aktivitäten oder in der Freizeit: 27 (37%) Fälle, Verkehrsunfälle: 2 (3%).Die häufigsten Verletzungen bei der einheimischen Bevölkerung waren Femurfrakturen (34.2%), gefolgt von Unterarmfrakturen (13.7%), intracraniellen Verletzungen (12.3%) und Frakturen im Bereich der Schulter und des Oberarmes. Verletzungen bei den Touristen: Frakturen des Unterarmes (16%), Frakturen des Unterschenkels, inkl. Oberes Sprunggelenk (15.4%) und Frakturen im Bereich der Schulter und des Oberarmes (14.1%). Bei den einheimischen Patienten wurden 14 Patienten (19.2%) ambulant behandelt, wobei bei 9 (64%) eine konservative Therapie veranlasst wurde, bei 5 (36%) war ein chirurgischer Eingriff notwendig. Bei 59 Patienten (80.8%) erfolgte eine stationäre Behandlung. Von diesen konnten 52 (88.1%) konservativ behandelt werden, bei 7 Patienten (11.9%) war eine operative Versorgung notwendig. Bei den Touristen erfolgten 78 Behandlungen (50%) ambulant, davon waren 31 (39.7%) konservativer Art, 47 (60.3%) operativ. Eine stationäre Aufnahme erfolgte in ebenfalls 78 Fällen (50%). Davon waren 32 (41%) konservative Therapien, 46 Patienten (59%) wurden operativ versorgt.
Schlussfolgerung
Bei der einheimischen Bevölkerung fällt auf, dass sich die meisten Unfälle im häuslichen Bereich ereignen. Dabei ziehen sie sich, übereinstimmend mit Daten aus der übrigen Schweiz und Deutschland die typischen ‚Altersfrakturen’ wie subkapitale Humerus-/ Schenkelhals-/ und Radiusfrakturen zu sowie Schädelhirntraumatas Grad I. In dieser Unfallkategorie empfehlen wir vermehrte Achtsamkeit auf Sturzprophylaxe.Bei den Touristen, welche vor allem bei sportlicher Betätigung verunfallen, sehen wir wie erwartet ein anderes Verletzungsmuster. Unterarmfrakturen, gefolgt von Frakturen des Unterschenkels, inkl. oberes Sprunggelenk und Frakturen im Bereich der Schulter und des Oberarmes, also keine Frakturen des osteoporotischen Knochens.Zahlreiche Personen über 65 Jahre sind sportlich aktiv und offensichtlich auch risikofreudiger (Bergsteigen, Variantenskifahren) als die einheimische Bevölkerung.