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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Musikwahrnehmung von Cochlea-Implantat-Trägern mit und ohne musikalisches Training

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniela Hollfelder - UKSH Lübeck, HNO, Lübeck, Deutschland
  • Steffen Berges - UKSH Lübeck, HNO, Lübeck, Deutschland
  • Jennifer Schmidt - UKSH Lübeck, HNO, Lübeck, Deutschland
  • Tim Jürgens - TH Lübeck, Hörakustik, Lübeck, Deutschland
  • Rolf Bader - Universität Hamburg, Systematische Musikwissenschaft, Hamburg, Deutschland
  • Karl-Ludwig Bruchhage - UKSH Lübeck, HNO, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc102

doi: 10.3205/24dga102, urn:nbn:de:0183-24dga1022

Published: March 5, 2024

© 2024 Hollfelder et al.
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Text

Fragestellung: Musikwahrnehmung stellt sowohl höchste Ansprüche an die Technik von Cochlea Implantaten (CI), als auch an die zentrale auditorische Verarbeitung der CI-Träger. Dieser Beitrag untersucht einerseits die musikalische Perzeption von CI-Trägern bei Darbietung mittels drahtlosem Streaming, andererseits werden die Auswirkungen auf das musikalische Perzept und die Sprachwahrnehmung untersucht, wenn die Musiktrainings-App „Meludia“ genutzt wird.

Methoden: 23 mit CIs des Herstellers Med-EL implantierte Patienten wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt: eine Meludia Trainingsgruppe (MT, n=12; Ø Alter 62±9 Jahre, 7 bimodal versorgt, 4 single-sided deaf (SSD), 1 bilateral versorgt) und eine Gruppe ohne Musiktraining (OT, n=11; Ø Alter 60±17 Jahre, 7 bimodal versorgt, 3 SSD, 1 bilateral versorgt). Als Kontrollgruppe dienten Normalhörende (NH, n=22; Ø Alter 28 Jahre). Es wurden in mehreren Folgeuntersuchungen (FU) psychoakustische Experimente zur Erfassung von Akkordpräferenz und -diskrimination, Erkennung des passenden Kadenzschlusses [1], Rhythmuserkennung [2], Klangfarbendiskrimination, sowie Sprachverstehen in Ruhe und im Störschall durchgeführt. Zur Übertragung der Stimuli in das patienteneigene CI wurde Med-EL’s Audiolink verwendet.

Resultate: Zwischen beiden Gruppen zeigten sich anfänglich keine signifikanten Unterschiede in der Akkorddiskrimination, Erkennung der Kadenzen und Rhythmuserkennung. Die MT Gruppe zeigt im Gegensatz zur OT Gruppe sowohl in der Akkordpräferenz, Klangfarben- als auch der Rhythmuserkennung eine größere Ähnlichkeit zur NH Gruppe. In der Sprachverständlichkeit (Freiburger Einsilber) zeigten sich signifikante Verbesserungen (p<0,001) in der MT Gruppe zwischen FU0 (61%±22) und FU1-3 (81%±19). Die OT Gruppe weist keine signifikanten Verbesserungen (p=0,17) zwischen FU0 (66%±18) und FU1-3 (79%±23) auf. Im Störschall zeigten sich in beiden Gruppen keine signifikanten Verbesserungen im Freiburger (OT p=0,17; MT p=0,17) und Oldenburger Satztest (OT p=0,98; MT p=0,4).

Schlussfolgerung: Insgesamt deuten die Ergebnisse auf positive Effekte des Meludia-Trainings auf die Musikwahrnehmung und das Sprachverstehen hin. Es zeigen sich innerhalb der MT Gruppe allerdings deutliche Unterschiede bezüglich der Trainingszeit. Der subjektive Eindruck der Probanden mit viel Trainingszeit spiegelt im privaten Gebrauch eine deutliche Verbesserung der subjektiven Musikwahrnehmung mit deutlichem Zugewinn an Lebensqualität wieder.

Die Studie wird von Med-EL (Innsbruck) finanziert.


Literatur

1.
Knobloch M, Verjey JL, Ziese M, Nitschmann M, Arens C, Böckmann-Barthel M. Musical Harmony in Electrical Hearing. Music perception. 2018;(36)1:40-52. DOI: 10.1525/mp.2018.36.1.40 External link
2.
Kirchberger MJ, Russo FA. Development of the adaptive music perception test. Ear Hear. 2015 Mar-Apr;36(2):217-28. DOI: 10.1097/AUD.0000000000000112 External link