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Vergleichende Evaluation der Aufmerksamkeitsleistung bei Patientinnen und Patienten mit Post-COVID-19-Erkrankung
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Published: | September 23, 2024 |
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Hintergrund: Viele Betroffene klagen nach einer SARS-CoV-2-Infektion längerfristig über Symptome. Sie berichten von kognitiven Beeinträchtigungen wie z. B. verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit. Die Arzneimittelstudie PreVitaCOV untersucht in Würzburg, Tübingen und Kiel eine mögliche Therapie für das Post-Covid-19-Syndrom (PC19S) und erfasst zu Beginn die PC19-Symptome.
Fragestellung: Unterscheidet sich die Aufmerksamkeitsleistung der Betroffenen von einer altersabhängigen Normierungsstichprobe?
Methoden: Die ersten 90 Teilnehmenden (M=42 Jahre, 72% weiblich) der Studie wurden in die Analyse eingeschlossen. Die Aufmerksamkeitsleistung wurde mit der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung – Version Mobilität (TAP-M) nach Zimmermann und Fimm erfasst. Enthalten waren die Subtests Alertness, Ablenkbarkeit, Geteilte Aufmerksamkeit, Visuelles Scanning und Flexibilität. Die Leistung zu Studienbeginn wurde durch t-Tests mit standardisierten Normwerten aus Normierungsstudien altersadjustiert verglichen. Inwieweit die TAP-M die PC19-Symptome der Patient:innen ansprach, wurde mit 6-Stufen-Likertskalen erhoben und mit den objektiven Daten korreliert.
Ergebnisse: Die Analyse ergab signifikante Abweichungen für den TAP-Gesamtmittelwert (p≤.001). Es wurden verlangsamte Reaktionszeiten bei Alertness (p≤.001) und höhere Fehlerraten bei Geteilter Aufmerksamkeit (p=.035) festgestellt. Längere Reaktionszeiten und vermehrte Fehler zeigten sich auch bei der Flexibilität. Bei der Ablenkbarkeit ergaben sich höhere Fehlerraten (p≤.001) bei durchschnittlichen Reaktionszeiten (alle p≥.096). Beim Visuellen Scanning zeigten sich längere Reaktionszeiten (p≤.001) bei unauffälliger Fehlerrate (p=.11). Ratings zur Symptomansprache zeigten für alle Variablen außer für Variablen bei Ablenkbarkeit (p=.06) und Visuellen Scanning (p=.14) schwache bis moderate Zusammenhänge (alle p≤.03).
Diskussion: Die verlangsamte Verarbeitungsgeschwindigkeit bei der Alertness deutet auf verminderte kognitive Aktivierung hin. Hinsichtlich selektiver Aufmerksamkeitsprozesse ergaben sich domänenspezifische Beeinträchtigungen. Hier zeigten sich Einschränkungen in der Aufmerksamkeitsfokussierung und -kontrolle. Zudem war die kognitive Umstellungsfähigkeit beeinträchtigt, die einen wichtigen Teil der Exekutivfunktion darstellt. Insgesamt stand die TAP-M mit den PC19-Beschwerden im Zusammenhang.
Take Home Message für die Praxis: Patienten mit Post-COVID-19-Erkrankung zeigen domänenspezifische Einschränkungen in Aufmerksamkeitsleistungen, was direkte Implikationen für klinische Behandlungsstrategien haben könnte.