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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

PARTNER – interprofessioneller Behandlungspfad zum PAtientenzentRierTeN dEpRescribing potentiell inadäquater Medikation bei älteren Patienten mit Multimedikation – Protokoll einer cluster-randomisierten Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Annette Härdtlein - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Vita Brisnik - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Christiane Muth - Universität Bielefeld, AG 5 Allgemein- und Familienmedizin, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
  • Svetlana Puzhko - Universität Bielefeld, AG 5 Allgemein- und Familienmedizin, Medizinische Fakultät OWL, Bielefeld, Deutschland
  • Achim Mortsiefer - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • Christine Kersting - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • Sophie Peter - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • Michaela Maas - Universität Witten/Herdecke, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • Hanna Marita Seidling - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg, Deutschland; Universität Heidelberg, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Heidelberg, Deutschland
  • Marina Weißenborn - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg, Deutschland; Universität Heidelberg, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Heidelberg, Deutschland
  • Robert Moecker - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg, Deutschland; Universität Heidelberg, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Heidelberg, Deutschland
  • Sophia Klasing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg, Deutschland; Universität Heidelberg, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Heidelberg, Deutschland
  • Petra Kaufmann-Kolle - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, Deutschland
  • Michael Koller - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Deutschland
  • Florian Zeman - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Deutschland
  • Gunnar Huppertz - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Deutschland
  • Yvonne Eberhardt - Universitätsklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Studien, Regensburg, Deutschland
  • Tim Steimle - Techniker Krankenkasse, Deutschland
  • Nadine Steinkat - Techniker Krankenkasse, Deutschland
  • Jochen Stefan Gensichen - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Tobias Dreischulte - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSYM-04-05

doi: 10.3205/22degam264, urn:nbn:de:0183-22degam2642

Published: September 15, 2022

© 2022 Härdtlein et al.
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Text

Hintergrund: Deprescribing bezeichnet das Absetzen (oder die Dosisreduktion) eines nicht (mehr) indizierten oder potenziell riskanten Arzneimittels, um Multimedikation zu reduzieren und unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. Insbesondere bei psychotropen/anticholinergen Arzneimitteln kann Deprescribing komplex und zeitaufwendig sein, da es oft Überzeugungsarbeit und Betreuung des Patienten zur Sicherung der Nachhaltigkeit erfordert.

Fragestellung: Die primäre Fragestellung lautet: Kann die PARTNER-Intervention im Vergleich zu erweiterter Routineversorgung die Wahrscheinlichkeit eines Deprescribing psychotroper/anticholinerger Arzneimittel erhöhen?

Methoden: Wir führen eine multizentrische, zweiarmige, cluster-randomisierte Studie durch, die von einer gesundheitsökonomischen Auswertung und einer Prozessevaluation begleitet wird. Mindestens 45 Hausarztpraxen werden 2022 an drei Studienstandorten insgesamt 352 Patienten (≥ 65 Jahre mit Multimedikation, darunter ≥ 1 Zielarzneimittel) rekrutieren. Im PARTNER-Interventionsarm umfassen die Interventionskomponenten (A) Schulungsmaterial für Hausärzte und Apotheker zum Deprescribing psychotroper/anticholinerger Arzneimittel, (B) einen moderierten interprofessionellen Workshop, (C) Patienten-Empowerment durch Apotheker (unter Zuhilfenahme von Empowerment-Broschüren) und (D) Shared-decision-making zwischen Patient und Arzt. Im Kontrollarm ist lediglich ein Beratungsgespräch zwischen Apotheker und Patient zur Durchführung eines Medikationssicherheitschecks vorgesehen (ohne besonderen Fokus auf psychotropen/anticholinergen Arzneimitteln). Der primäre Endpunkt ist ein Responder-Endpunkt, wobei „Response“ als eine Reduktion der Exposition hinsichtlich psychotroper/anticholinerger Arzneimittel auf Patientenebene quantifiziert durch den Drug-Burden-Index 6 Monate nach dem Apothekenbesuch um ≥ 0,15 Punkte definiert ist.

Ergebnisse: Es handelt sich um das Studienprotokoll einer cluster-randomisierten Studie, die ab Herbst 2022 durchgeführt wird. Erste Ergebnisse werden im Juni 2025 erwartet.

Diskussion: Aufgrund der Komplexität und des oft hohen Zeitaufwandes eines Deprescribing psychotroper/anticholinerger Arzneimittel könnte eine Arbeitsteilung und intensivierte Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Apothekern zu einem erfolgreichen und nachhaltigen Deprescribing dieser Arzneimittel führen.

Take Home Message für die Praxis: Die PARTNER-Studie gibt Aufschluss darüber, ob eine breite Implementierung der PARTNER-Intervention effektiv, effizient und zielführend ist, aber auch darüber, wie die Kooperation zwischen Hausärzten und Apotheken gelingen kann, um die Patientensicherheit zu erhöhen.