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Quantifizierung des prädiktiven Wertes von Instrumenten zur Messung von anticholinerger Last und Symptomen zur Vorhersage von Stürzen bei älteren Patient:innen mit Multimedikation
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Published: | September 15, 2022 |
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Hintergrund: Medikamente mit anticholinergen (ACh) Nebenwirkungen sind mit vielfältigen negativen Outcomes (z.B. Stürze) assoziiert. Existierende Instrumente zur Erhebung der anticholinergen Belastung sind heterogen, inkonsistent in der Bewertung einzelner Wirkstoffe, berücksichtigen keine interindividuellen Unterschiede oder Resilienz und sind eingeschränkt alltagstauglich.
Fragestellung: Welches aus fünf ACh-Instrumenten sagt Stürze bei älteren hausärztlichen Patient:innen mit Multimedikation am besten vorher? Welchen zusätzlichen prädiktiven Wert haben ACh-Symptome?
Methoden: Der Endpunkt wurde definiert als „≥ 1 Sturz“ vs. „kein Sturz“ innerhalb von 6 Monaten. Aus zwei deutschen cluster-randomisierten kontrollierten Studien wurden Daten für die Modellentwicklung (RIME-Studie: n = 1.197) und für die externe Validierung (PRIMUM: n = 502) in logistischen Regressionsmodellen verwendet. Die Modelle wurden schrittweise entwickelt, um den prädiktiven Wert von ACh-Instrumenten und ACh-Symptomen zu quantifizieren und berücksichtigten Prädiktorvariablen zu: Soziodemografie, Lebensstil, Morbidität, Gesundheitsstatus, Medikation, ACh-Belastung und ACh-Symptome.
Ergebnisse: Der allgemeine prädiktive Wert von ACh-Instrumenten war limitiert; die Instrumente unterschieden sich nicht signifikant. Weder die Art der ACh-Variable noch dosis(-un-)abhängige Instrumente zeigten signifikante Unterschiede. Von den einbezogenen ACh-Instrumenten sagte der von Kiesel et al. (2018) entwickelte Anticholinergic Burden Score Stürze am besten voraus (c-statistic 0,73; nach externer Validierung 0,63). Vorangegangene Stürze und Schwindel hatten in allen Modellen den stärksten prognostischen Wert.
Diskussion: Zur Vorhersage von Stürzen zeigten heterogene ACh-Instrumente keine signifikanten Unterschiede, vorangegangene Stürze und Schwindelsymptome waren die stärksten Prädiktoren in allen Modellen.
Take Home Message für die Praxis: Der prädiktive Wert von bisherigen ACh-Instrumenten zur Sturzvorhersage ist limitiert. Eine Überprüfung anticholinerger Medikation ist insbesondere bei Patient:innen mit vorangegangenen Stürzen und Schwindelsymptomen sinnvoll.