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Präventive Maßnahmen zur Vermeidung negativer Folgen für Menschen mit Multimorbidität im mittleren Alter
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Published: | September 15, 2022 |
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Hintergrund: Menschen mit Multimorbidität erfahren eine sehr komplexe Versorgung, die in weite Teile ihres Familien- und Freizeitlebens sowie in ihre Arbeitsrealität einwirkt. Obwohl das Phänomen der Multimorbidität häufig mit hohem Alter in Verbindung gebracht wird, ist die Altersgruppe unter 65 Jahren in absoluten Zahlen besonders von Mehrfacherkrankungen betroffen. Ihre Versorgung erfordert zeitliche und finanzielle, aber auch organisatorische, soziale und emotionale Ressourcen der Betroffenen und ihres Umfeldes. Um die Patientensicherheit zu steigern, ist es wichtig, Über-, Unter- und Fehlversorgung zu vermeiden und möglichst frühzeitig ein nachhaltiges individuelles Versorgungsgefüge zu etablieren. Dafür sind verhaltens- und verhältnispräventive Ansätze dringend notwendig.
Fragestellung:
- 1.
- Welche Lebenswelten von Patient:innen im mittleren Alter (30–60 Jahre) sind von Multimorbidität betroffen?
- 2.
- Wie erleben Patient:innen die Versorgung von Multimorbidität im mittleren Alter? Welche Herausforderungen und Verbesserungspotenziale sehen sie?
Methoden: Leitfadengestützte qualitative Befragung von Menschen mit Multimorbidität im Alter 30 bis 60 Jahre. Für die Rekrutierung von Studienpatientinnen wurden Informationsflyer in Apotheken, Physiotherapiepraxen, Hausarztpraxen und über Selbsthilfegruppen verteilt. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Es wurden 15 Patient:innen befragt (73% weiblich; 31–59J – MW 50J.; 2–10 chronische Erkrankungen – MW: 4; 1–8 Dauermedikamente – MW 4). Multimorbidität ist nicht nur mit gesundheitlichen Folgen für die Patientinnen verbunden, sondern die mit der Multimorbidität verbundenen körperlichen und psychischen Einschränkungen haben darüber hinaus einen großen Einfluss auf den privaten und beruflichen Alltag von Patientinnen.
Diskussion: Patient:innen wünschen sich eine patientenzentrierte Versorgung, Versorgungskontinuität und Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung (mentale Gesundheit, Aufklärung, Selbstmanagement usw.) und eine Ausweitung von für sie relevanten und insbesondere individuellen Angeboten, auch in der Hausarztpraxis.
Take Home Message für die Praxis: Maßnahmen zur Unterstützung von Patient:innen sollten die individuellen Lebenssituationen von Patient:innen berücksichtigen, zeitlich umsetzbar und im Alltag integrierbar sein. Hierbei gilt es, einen bestmöglichen Kompromiss zwischen idealer Therapie und Lebensrealität zu erreichen.