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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Digitale Workshops zur aktiven Beteiligung von Patient:innen und Versorger:innen an der Entwicklung einer Intervention zum Management von Polypharmazie: Ergebnisse einer Mixed-methods-Evaluation und methodische Schlussfolgerungen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jennifer Engler - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Franziska Brosse - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Truc Sophia Dinh - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Astrid Alexandra Klein - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Maria-Sophie Brückle - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Christiane Muth - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland; Universität Bielefeld, Bereich Allgemein- und Familienmedizinmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • Karola Mergenthal - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Marjan van den Akker - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland; Maastricht University, Department of Family Medicine, Care and Public Health Research Institute, Maastricht, Niederlande; KU Leuven, Department of Public Health and Primary Care, Leuven, Belgien
  • Karen Voigt - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSYM-02-03

doi: 10.3205/22degam250, urn:nbn:de:0183-22degam2508

Published: September 15, 2022

© 2022 Engler et al.
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Text

Hintergrund: Zu Beginn der Coronapandemie haben einige Forscher:innenteams den Einbezug von Patient:innen und anderen Stakeholdern in die Forschung aufgrund der Annahme, dass Patient:innen an digitalen Partizipationsformaten nicht interessiert sind oder nicht über die notwendigen Kompetenzen verfügen, verschoben oder minimiert.

Fragestellung: Wie können partizipative Workshops zur Entwicklung einer Intervention unter Beteiligung von Patient:innen und Versorger:innen digital umgesetzt werden und wie werden diese aus Sicht der Beteiligten bewertet?

Methoden: Die Workshops wurden mit einem digitalen Meeting-Tool durchgeführt, das Kommunikation via Audio, Video und Chat ermöglicht. Diskussionen wurden simultan, für alle Teilnehmenden sichtbar auf einem digitalen Whiteboard dokumentiert. Patient:innen wurde eine Technikeinführung angeboten und während jedes Workshops stand ein Techniksupport bereit. Die Evaluation der Workshops umfasste Beobachtungsprotokolle, Rückmeldungen der Teilnehmenden nach jedem Workshop via Chat, sowie Telefoninterviews.

Ergebnisse: Die Beobachtungsprotokolle zeigen eine aktive Rolle der Moderator:innen, die alle Teilnehmenden immer wieder verbal ermutigten, sich einzubringen. Technische Probleme wurden in den meisten Fällen sofort gelöst. In den anonymen Chatrückmeldungen bewerteten die Teilnehmenden die Möglichkeit, zu Wort zu kommen und die Nutzerfreundlichkeit des digitalen Tools im Median mit „sehr gut“. In den Telefoninterviews nannten die Teilnehmenden die Möglichkeit zum Perspektivwechsel als größten persönlichen Nutzen. Die Atmosphäre wurde als „gleichberechtigt“ und „auf Augenhöhe“ beschrieben. Vorteile des digitalen Formats wie Zeitersparnis, räumliche Flexibilität und die Möglichkeit, die Teilnahme mit familiären oder arbeitsbezogenen Verpflichtungen zu verbinden, wurden hervorgehoben. Technische Unterstützung wurde als wichtige Teilnahmevoraussetzung betont.

Diskussion: Digitale Partizipationsformate, die unterschiedliche didaktische Methoden und Dokumentationstechniken nutzen und durch Techniksupport begleitet werden, können die aktive Beteiligung von Patient:innen und Versorger:innen unterstützen. Vorteile wie räumliche Flexibilität und Zeitersparnisse bleiben auch jenseits von pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen bestehen und können in einigen Fällen die Vorteile von Kommunikation in Präsenz überwiegen. Allerdings nahmen einige Interessierte aufgrund des digitalen Formats erst gar nicht teil.

Take Home Message für die Praxis: Die Vorteile digitaler und präsenter Partizipationsformate sollten kontextbezogenen gemeinsam mit den beteiligten Patient:innen und Stakeholdern diskutiert werden.