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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Update in Progress: digitale Therapeutika in der flächendeckenden Versorgung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Leo Benning - Universitätsklinikum Freiburg im Breisgau, Universitäts-Notfallzentrum (UNZ), Freiburg, Deutschland; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Freiburg, Deutschland; Vivira Health Lab GmbH, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSLM-06

doi: 10.3205/22degam240, urn:nbn:de:0183-22degam2406

Published: September 15, 2022

© 2022 Benning.
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Hintergrund: Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurde 2019 ein mutiger Grundstein für die Einführung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) in die breite Versorgung geschaffen. Verheißungsvoll titelte 2020 das Harvard-Business-Review „Want to See the Future of Digital Health Tools? Look to Germany“ und sah die Zulassung von qualitätsgeprüften und evidenzbasierten digitalen Therapeutika als Blaupause für die Zukunft der medizinischen Versorgung an. Seither wurden viele Erfahrungen zu Anwendbarkeit, Evidenz, Regulatorik und Vergütung gemacht, die von den involvierten Parteien im deutschen Gesundheitssystem sehr unterschiedlich beurteilt werden.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Anhand von vier Aspekten soll diskutiert werden, welchen Herausforderungen digitale Therapeutika in Deutschland gegenüberstehen und welche Chancen sie schaffen.

Inhalt:

1.) „Die digitale Behandlung: Versorgung der Zukunft oder Randphänomen?“: Non-communicable diseases spielen eine zunehmende Rolle in unserem Gesundheitssystem und erfordern ausreichende Behandlungskapazitäten. DiGA adressieren vornehmlich dieses Krankheitsspektrum, doch deren Anwendung ist bislang kaum verbreitet.

2.) „Ohne Evidenz ist Alles Nichts?“: Digitale Therapeutika im Allgemeinen sind Behandlung und Messinstrument zugleich. Darf eine solche, flächendeckend verfügbare Therapieform eine Sonderform in unserem Gesundheitssystem einnehmen? Welche Gegenbewegungen zeichnen sich ab?

3.) „Digitale Medizinprodukte – Mehr als eine App?“: Als digitales Medizinprodukt finden sie sich in App-Stores direkt neben Anwendungen wie WhatsApp und Snapchat. Was ein Medizinprodukt im App-Format von diesen unterscheidet und wo Skaleneffekte Berücksichtigung finden müssen, ist zu definieren.

4.) „Ein riskanter Eingriff? Die Integration einer neuen Therapieform in die bestehende Versorgungsinfrastruktur“: Die Integration von digitalen Therapeutika in das durch die korporatistisch organisierte Leistungserbringung geprägte Gesundheitssystem ist Chance und Herausforderung zugleich.

Take Home Message für die Praxis: Mit dem DVG wurde das deutsche Gesundheitssystem auf unbekanntes Terrain geführt. Versteht man dies als Chance, kann eine konstruktive, am Patient:inneninteresse orientierte Diskussion aller Beteiligten dieses Terrain erschließen und Deutschland tatsächlich als „the Future of Digital Health Tools“ etablieren.