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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Eine Gesundheitsmotivation?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Theodor Dierk Petzold - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland, Deutschland; Zentrum für Salutogenese, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSLM-05

doi: 10.3205/22degam239, urn:nbn:de:0183-22degam2397

Published: September 15, 2022

© 2022 Petzold.
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Hintergrund: Werktäglich bewegen sich alleine in Deutschland durchschnittlich über 3 Millionen Menschen zum Arzt, und geben pro Tag etwa 1,3 Milliarden Euro für ihre Gesundheit aus. Was ist ihre Motivation? Über 400.000 Ärzt:innen arbeiten in Deutschland an der gesunden Entwicklung von Menschen. Sind vielleicht alle von einem Gesundheitsmotiv intendiert?

In Lehrbüchern zur Motivationspsychologie sucht man vergeblich eine Gesundheitsmotivation oder eine Motivation zur Kooperation.

Für unsere Kooperation mit Patient:innen hat es eine Bedeutung, ob wir annehmen, dass diese im Grunde gesund werden wollen, also eine intrinsische Gesundheitsmotivation haben, die ggf. verschüttet ist, oder ob wir glauben, dass wir sie durch ‚Zuckerbrot und Peitsche‘, durch Belohnung oder Angstmache zur Kooperation zu gesundem Verhalten motivieren müssen.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Was motiviert Menschen zum gesundheitsförderlichen Verhalten – zum Wohlbefinden?

Inhalt: Hinter jeder Genesung wie auch Wundheilung steckt eine innere Veranlassung zur Aktivität (=Motivation) in Richtung Gesundheit. Letztlich sollte das auch für jeden freiwilligen Arztbesuch gelten – wenn nicht ein anderes Motiv in die maßgebliche Rolle genommen wurde.

Es gibt eine motivationale Hierarchie, die sich u.a. in kurzfristigen und langfristigen Zielen zeigt. In unterschiedlichsten Forschungen erscheint ein Streben des Organismus nach Kohärenz, nach Stimmigkeit seiner Gesamtfunktion wie auch seiner Außenbeziehungen. Dieses Streben nach Kohärenz scheint letztlich maßgeblich seine Aktivitäten zu bestimmen. Dadurch wird auch immer wieder Wohlbefinden hergestellt. Eine übergeordnete Kohärenzmotivation ist anzunehmen, die u.a. für unsere gesunde Entwicklung sorgen soll.

Diese Kohärenzmotivation steht in Wechselbeziehungen mit basalen Appetenz- und Aversionsmotivationen. Die Appetenzmotivation kann zu Suchtverhalten führen, wenn sie die Kohärenzmotivation dominiert. Wenn die Aversionsmotivation (Stressmodus) längere Zeit dominiert, entstehen stressassoziierte Erkrankungen. In beiden Fällen können wir die Kohärenzmotivation zur Gesundung anregen und stärken – durch Kooperation zu sinnvollen Zielen, Reflexion, Achtsamkeitsübungen u.a.m.

Take Home Message für die Praxis: Besinnen Sie sich immer wieder auf Ihre Stimmigkeit und das tiefe Bedürfnis nach Kohärenzerleben Ihrer Patient:innen sowie eine erbauliche, heilsame Kooperation zur Annäherung an attraktive Gesundheitsziele.