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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Wissen wir wirklich, wie es unseren Patienten geht? Ist das Smartphone in wenigen Jahren klüger als die erfahrenste Hausärtzin oder Hausarzt? Wie könnten wir zukünftige Technologien in unseren Praxisalltag integrieren?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Joachim E. Fischer - Universität Heidelberg, Centrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit, Abt. Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Bernd Genser - Universität Heidelberg, Centrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit, Abt. Allgemeinmedizin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocSLM-03

doi: 10.3205/22degam237, urn:nbn:de:0183-22degam2371

Published: September 15, 2022

© 2022 Fischer et al.
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Hintergrund: Das Smartphone ist für die meisten Menschen das primäre Interface zum Leben. Allerdings nicht nach dem Kontakt zur Arztpraxis. Wir schicken die Patientinnen mit einer Verordnung, Überweisung oder gut gemeintem Rat nach Hause ohne zu wissen, wie es ihnen wirklich geht. Für telefonisches Nachfragen bleibt oft weder Zeit noch ausreichend Vergütung. Dabei gäbe es validierte und standardisierte Fragebögen für fast alle Behandlungsanlässe. Wir könnten wissen wie es jedem unserer Patienten geht.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Wie könnten die zunehmende Digitalbereitschaft unserer Patienten oder ihrer Angehörigen dafür nutzen, wirklich zu wissen, wie es ihnen geht?

Inhalt: Eine randomisierte Studie bei Lungenkrebs in Frankreich verglich den Standard-Follow-Up mit einer Intervention, bei der die Patienten regelmäßig digital einen Fragebogen ausfüllten und bei Anzeichen der Verschlechterung rasch einen Nachsorgetermin bekamen. Die Studie musste abgebrochen werden, weil in der Interventionsgruppe die Patienten bei der Zwischenanalyse 18 Monate überlebten, in der Kontrollgruppe 12 Monate. Könnten wir davon nicht lernen und unsere Systeme so erweitern, dass unsere Patient:innen oder ihre Angehörigen uns im richtigen Moment der Nachsorge auf dem Smartphone übermitteln, wie es ihnen geht? Systematisch, nach jeder Konsultation? Ist das Utopie oder längst technologische und wissenschaftlich fundierte Möglichkeit? Fortschritte in der Entwicklung von Fragebögen und Tests erlauben uns heute, die existierenden Patient Reported Outcome Measures zu intelligenten adaptiven Systemen zu verknüpfen. Sie könnten gerade im Follow-Up genaue scharfe Information liefern, wie Laborwerte für Intensivmediziner. Wir könnten wissen, bei welchen unserer Patient:innen die Genesung im grünen Bereich verläuft und diejenigen herausfiltern, wo wir dringend nachhaken müssen. Sei es, weil wir uns in der Erstdiagnose irrten oder sich die Krankheit unerwartet verschlechtert. Das Smartphone unserer Patient:innen als zusätzliche digitale MFA für die Nachsorge.

Take Home Message für die Praxis: Die Zukunft sind adaptive, passgenaue Fragen nach jedem Behandlungsanlass. Patienten berichten uns wie es ihnen geht. Intelligente Systeme filtern heraus, wo der Verlauf unserer Erwartung entspricht und wo nicht.