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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Beeinflusst die Palpation das Auskultationsergebnisse – Ergebnisse einer Pilotstudie mit elektronischen Stethoskopen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Raphael Johannes Schreiber - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Franziska Schollemann - Universität zu Lübeck, Institut für Medizinische Elektrotechnik, Lübeck, Deutschland
  • Philipp Rostalski - Universität zu Lübeck, Institut für Medizinische Elektrotechnik, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP-07-04

doi: 10.3205/22degam198, urn:nbn:de:0183-22degam1987

Published: September 15, 2022

© 2022 Schreiber et al.
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Text

Hintergrund: Die Qualität der durch Telemedizin unterstützten Versorgung von Pflegeheimen kann möglicherweise durch den Einsatz von elektronischen Stethoskopen optimiert werden. In einem solchen Setting ist u.U. nötig, dass eine nicht ärztlich qualifizierte Person angeleitet werden muss, das Stethoskop korrekt zu platzieren.

Im Rahmen der Ausbildung von Studierenden wird in Deutschland bei der klinischen Untersuchung z.B. des Abdomens die Reihenfolge: erst Auskultieren, dann Palpieren propagiert, in Österreich allerdings die umgekehrte Reihenfolge gelehrt.

Fragestellung: Hat die Reihenfolge von Auskultation und Palpation einen Einfluss auf das mit einem digitalen Stethoskop aufgezeichnete auditive Untersuchungsergebnis?

Methoden: Bei Patienten, bei denen im Rahmen der Routineversorgung eine Untersuchung des Abdomens aus medizinischen Gründen indiziert war, wurden über alle vier Quadranten drei konsekutive Auskultationen über jeweils 15 Sekunden durchgeführt: zwei vor und eine nach Palpation. Die Darmgeräusche wurden mit Hilfe eines elektronischen Stethoskops aufgezeichnet und pseudonymisiert gespeichert.

Die Berechnung des Mittelwertes der Leistung jedes einzelnen Audio-Files erfolgte mit Hilfe von MATLAB®.

Ergebnisse: Von November bis Dezember 2021 wurde bei 22 Patienten (12 w, 10 m; Alter ø 60,9 J; BMI ø 27,9kg/m²) insgesamt 264 Messungen durchgeführt.

Es ergab sich in den bisherigen Messungen, unabhängig davon ob initial palpiert wurde oder nicht, kein Anhalt für eine systematische Signaländerung.

Bei 12 von 22 Patienten kam es zu einer Steigerung der akustischen Leistung der Auskultationssignale, bei 10 von 22 Patienten folgte eine Leistungsreduktion. Insgesamt kam es so im betrachteten Zeitraum zu keiner signifikanten Änderung der Signalpower.

Diskussion: Bei dieser Pilotstudie deutet sich an, dass die Reihenfolge der klinischen Untersuchung des Abdomens keinen relevanten Einfluss auf den Auskultationsbefund zu haben scheint.

Take Home Message für die Praxis: Das Auftreten von Darmgeräuschen wird auf dem Boden der bisherigen Ergebnisse durch die ärztliche Palpation nicht systematisch beeinflusst.