gms | German Medical Science

56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Moral Distress bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in Schleswig-Holstein zu Beginn der COVID-19-Pandemie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ricarda Peters - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Medizinische Fakultät, Kiel, Deutschland
  • Claudia Schmalz - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Strahlentherapie, Kiel, Deutschland
  • Annette Rogge - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für experimentelle Medizin, Kiel, Deutschland; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinisches Ethikkomitee, Kiel, Deutschland
  • Merwe Carstens - Sana Kliniken Lübeck, Klinik für Hämatologie, internistische Onkologie, Immunologie und Palliativmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Alina Paur - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Strahlentherapie, Kiel, Deutschland
  • Katja Kühlmeyer - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Julia Hansmann-Wiest - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Allgemeinmedizin, Kiel, Deutschland
  • Laura Lunden - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Allgemeinmedizin, Kiel, Deutschland; Städtisches Krankenhaus Kiel, Klinik für Kardiologie, Kiel, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocP-06-06

doi: 10.3205/22degam193, urn:nbn:de:0183-22degam1932

Published: September 15, 2022

© 2022 Peters et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die COVID-19-Pandemie birgt für Beschäftigte des Gesundheitswesens ein hohes Potential für moralisch herausfordernde Situationen. Die psychische Reaktion auf moralische Herausforderungen wird als ‚Moral Distress‘ bezeichnet. In Deutschland und insbesondere für niedergelassene Ärzte/-innen ist Moral Distress noch wenig untersucht.

Fragestellung: Welche moralische Herausforderungen benennen niedergelassene Ärzt:innen in Schleswig-Holstein im Zeitraum des ‚ersten Lockdowns‘, wie häufig und wie schwerwiegend waren diese?

Methoden: Die Zielgruppe wurde zwischen September 2020 und Januar 2021 mittels eines webbasierten, selbstadministrierten Fragebogens zu Moral Distress befragt.

Ergebnisse: Die häufigsten Ursachen für Moral Distress bei den teilnehmenden Ärzt:innen (n=39) waren in der Umsetzung der Infektionsschutzmaßnahmen im Zuge der Pandemie begründet, die zu Einschränkungen in der selbstbestimmten Gestaltung des Arbeitsalltages geführt haben. Vor allem der Mangel an Schutzausrüstung sowie widersprüchliche Vorgaben bzw. Empfehlungen von Behörden und Fachgesellschaften wurden als Ursachen erlebt. Weiterhin wurde Moral Distress vor allem aufgrund der ärztlichen Sorge um das Wohlergehen von Patient:innen erlebt.

Diskussion: Obwohl Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich von der Pandemie in Bezug auf die Erkrankungsinzidenz wenig betroffen war, erlebten niedergelassene Ärzt:innen zusätzliche Arbeitsbelastungen und speziell Moral Distress. Die Pandemie hat den notwendigen Diskurs über Moral Distress besonders deutlich gemacht und spezifische Fragestellungen und Bedarfe hierzu für niedergelassene Ärztinnen gezeigt.

Take Home Message für die Praxis: Niedergelassene Ärzt:innen erlebten in ihrem spezifischen Berufsumfeld vielfältige Herausforderungen in der Pandemie, insbesondere bezüglich Moral Distress ergibt sich weiterer Forschungs- und Handlungsbedarf.