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Versorgungsepidemiologie von Patienten mit Rückenschmerzen in Deutschland – eine systematische Übersichtsarbeit von Sekundärdaten
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Published: | September 15, 2022 |
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Hintergrund: Die Versorgung von Patienten mit Rückenschmerzen (RS) ist ein wichtiges gesundheitliches und ökonomisches Problem. Über die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen, Rehabilitationsleistungen und Arbeitsunfähigkeitstage für RS gibt es in Deutschland keinen aktuellen Gesamtüberblick. Die Daten können als Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen sowie Monitoring von Versorgungstrends dienen.
Fragestellung: Welche medizinischen Leistungen werden in Deutschland von gesetzlich Versicherten in den letzten 20 Jahren in Anspruch genommen? Wie verändert sich die Inanspruchnahme?
Methoden: Wir führten nach den PRISMA Kriterien eine systematischen Übersichtsarbeit, für den Zeitraum der Jahre 2000–2020 in PubMed und EMBASE durch, ergänzend durch eine Textwortsuche in Google Scholar sowie Google. Es wurden Daten von Patienten mit RS ab dem 18. Lebensjahr berücksichtigt. Wir untersuchten die Inanspruchnahme von
- ambulanten und stationäre Behandlungen
- Arbeitsunfähigkeitstagen
- Bildgebung
- Invasiven nicht operativen Therapien
- multimodaler Schmerztherapie
- Chirotherapie
- Akupunktur
- Manueller Therapie durch den Arzt - Rückenoperationen
- Heilmitteln
- nicht-invasiven Therapien
- Medikamenten
- Rehabilitation.
Ergebnisse: Wir fanden vornehmlich in Krankenkassenreporten Daten, die wir in unsere Übersichtsarbeit einbeziehen konnten. Über die Jahre wurde in den Reporten nicht kontinuierlich zu den einzelnen Themenbereichen berichtet. Im Bereich der Bildgebung ist eine Abnahme des konventionellen Röntgens und der Computertomographie und ein kontinuierlicher Anstieg der Magnetresonanztomographie (2006–2015) zu beobachten. Eine Zunahme der Krankenhausbehandlungsfälle und Operationen an der Wirbelsäule wurde in verschieden Publikationen beschrieben. Die Zahl der AU-Tage ist stabil (2012–2016). Die Zahl der stationären Rehabilitationen ist leicht rückläufig (2000–2015), während die Anzahl der ambulanten Rehabilitationen steigt. Anhand der Datenlage für ambulante Konsultationshäufigkeiten, Medikamenten- und Heilmittelverordnungen sowie invasive, nicht operativen Therapien können keine Trendaussagen getroffen werden.
Diskussion: Die Daten erlauben es Trends in der Versorgung darzustellen, müssen jedoch vorsichtig interpretiert werden, da diese nur eingeschränkt vergleichbar sind. Gründe dafür sind unterschiedliche Standardisierung sowie unterschiedliche Definitionen (ICD-Codes) von Rückenschmerz.
Take Home Message für die Praxis: Für die Erfassung von Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen wird ein Konsensus zum einheitlichen Reporting benötigt.