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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Multimorbidität bei Kindern und Jugendlichen (MiKi): erste Ergebnisse einer deskriptiven Querschnittsstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dorothea Lemke - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Abteilung Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Mirjam Dieckelmann - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Abteilung Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Marjan van den Akker - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Abteilung Allgemeinmedizin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-23-01

doi: 10.3205/22degam127, urn:nbn:de:0183-22degam1271

Published: September 15, 2022

© 2022 Lemke et al.
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Text

Hintergrund: Der Versorgungssituation von mehrfach chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen (KiJu) wird oft noch zu wenig Beachtung geschenkt. Es gibt wenige Prävalenzschätzungen zur Multimorbidität in dieser Bevölkerungsgruppe. Dabei ist die Multimorbidität bei KiJu oft mit weiteren Risikofaktoren verbunden, wie z.B. Schwierigkeiten bei der sozialen Teilhabe oder schwereren Krankheitsverläufen im Erwachsenenalter.

Fragestellung:

1.
Schätzung von alters- und geschlechtsspezifischen Prävalenzen von Multimorbidität bei KiJu
2.
Angabe der häufigsten Kombinationen von chronische Erkrankungen

Methoden: Die Analysen wurden mit Versicherten-Daten der Barmer durchgeführt. Alle, die im Jahr 2019 bei der Barmer versichert und bis 18 Jahre alt waren wurden ausgewählt. Ambulante Diagnosen, die mindestens in zwei unterschiedlichen Quartalen 2019 vorlagen (Basiskohorte) wurden als erstes Selektionskriterium herangezogen. Für die Definition von Multimorbidität musste das für mindestens zwei unterschiedlichen Diagnosen zu treffen. Zusätzlich wurden stationäre Diagnosen mit dieser Kohorte verknüpft.

Ergebnisse: Von insgesamt 1.390.649 Versicherten gehörten 90% zur Basiskohorte und bei 43% lag Multimorbidität vor. Nach Altersgruppen (Basiskohorte) stratifiziert hatten: 67% der 0–1-Jährigen zwei oder mehr und 30% fünf oder mehr ambulante Diagnosen in 2019. Bei den 2–5-Jährigen waren es 48% bzw. 15%, während es bei den 6–11-Jährigen 45% bzw. 15% und bei den 12–18-Jährigen 40% bzw. 10% (Jungen) und 18% (Mädchen) der Versicherten mit zwei bzw. fünf oder mehr Diagnosen waren. Ergebnisse bzgl. der zweiten Forschungsfrage werden auf dem Kongress präsentiert.

Diskussion: Erste Ergebnisse zeigen, dass es Unterschiede in der Anzahl der Diagnosen nach Alter und Geschlecht gibt. Ausgenommen die jüngste Altersgruppe variiert der Anteil von KiJu mit zwei und mehr Diagnosen stärker nach als bei KiJu mit fünf oder mehr Diagnosen. Des Weiteren stellt die Prävalenzschätzung von Multimorbidität eine wichtige Baseline zur Einschätzung pandemischer und post-pandemischer Versorgungskontinuität dar.

Take Home Message für die Praxis: Es ist davon auszugehen, dass ein besseres Verständnis von Multimorbidität im Kindes- und Jugendalter Chancen bietet, Exazerbationen bei mehrfachen chronischen Erkrankungen vorzubeugen, wenn diese in die hausärztliche Versorgung übergehen.