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Therapie-Empfehlungen bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen für Haus- und Frauenarztpraxen in Sachsen
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Published: | September 15, 2022 |
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Hintergrund: Brennen beim Wasserlassen ist häufiger Beratungsanlass in der Hausarztpraxis, ursächlich dafür ist häufig die unkomplizierte Harnwegsinfektion (uHWI). Die Antibiotikatherapie erfolgt meist ohne Kenntnis vom Erreger, wie auch in der DEGAM-Leitlinie (LL) „Brennen beim Wasserlassen“ [1] empfohlen. Fehl- und Überversorgung mit Antibiotika (AB) führt zu vermehrter Resistenzbildung und zu vermeidbaren Nebenwirkungen. Die uHWI sind in Surveillancedaten unterrepräsentiert und können die regionale Resistenzlage unzureichend abbilden [2].
Fragestellung: Gibt es nach Analyse der Keim- und Resistenzlage bei uHWI in Sachsen andere regionale Therapieempfehlungen als in der DEGAM-LL „Brennen beim Wasserlassen“
Methoden: Im Rahmen der sächsischen Beobachtungsstudie „AvoZyst“ wurden Patientinnen (≥18 Jahre) mit Verdacht auf uHWI 02/2020–12/2021 rekrutiert. Mittelstrahlurinproben wurden mikrobiologisch auf Keimspektrum und AB-Resistenzen untersucht. Basierend auf den Daten wurden regional angepasste Empfehlungen zur empirischen AB-Therapie bei uHWI entwickelt und in einem Entscheidungsbaum als Ergänzung zur DEGAM-LL „Brennen beim Wasserlassen“ zusammengefasst [1].
Ergebnisse: 51 Ärzte (davon 30 Haus-, 21 Frauenärzte) schlossen 486 Patientinnen mit uHWI ein. In 68,8% der Proben waren Erreger nachzuweisen (254 Einfach- und 42 Doppelinfektionen), davon 79,1% E. coli, 8,8% E. faecalis und 7,4% S. saphrophyticus. Die höchsten Resistenzraten wurden festgestellt bei Ampicillin (37,4% KI 31,4–43,4), Amoxicillin/Clavulansäure (20,9% KI 16,2–25,7), Trimethoprim (20,4% KI 15,4–25,3) und Cotrimoxazol (15,5% KI 11,3–19,8). Die auf die Studiendaten basierenden überarbeiteten Therapieempfehlungen wurden in Form eines nutzerfreundlichen Entscheidungsbaumes dargestellt (https://tud.link/20pz).
Diskussion: Das Wissen über regionale Resistenzdaten ist eine Voraussetzung für die Wahl geeigneter Antibiotika bei uHWI. Darauf aufbauende Therapieempfehlungen können weiterer Resistenzentwicklung entgegenwirken und damit helfen die Patientensicherheit zu verbessern.
Take Home Message für die Praxis: Kennen von regionalen Besonderheiten in der Resistenzlage und im Verordnungsverhalten sind für die optimale Diagnostik- und Therapieentscheidung wichtig und sollten in Leitlinien einfließen.
Literatur
- 1.
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). DEGAM-Leitlinie Nr. 1: Brennen beim Wasserlassen – Update 2009. AWMF-Registernummer 053-001. AWMF:Düsseldorf. Available from: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-001.html
- 2.
- Klingeberg A, Noll I, Willrich N, Feig M, Emrich D, Zill E, et al. Antibiotic-Resistant E. coli in Uncomplicated Community-Acquired Urinary Tract Infection. Dtsch Arztebl Int. 2018 Jul 23;115(29-30):494-500. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0494