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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Erste Ergebnisse: RedAres – Reduktion von Antibiotikaresistenzen durch leitliniengerechte Behandlung von Patientinnen mit unkompliziertem Harnwegsinfekt in der ambulanten Versorgung – eine randomisiert kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexandra Greser - Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Guido Schmiemann - Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP), Abteilung 1: Versorgungsforschung, Bremen, Deutschland
  • Peter U. Heuschmann - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Deutschland
  • Olga Miljukov - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Angela Schuster - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Andy Maun - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Vitalii Minin - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Jutta Bleidorn - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Mandy Böhme - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Tim Eckmanns - Robert Koch-Institut, FG 37, Deutschland
  • Anja Klingeberg - Robert Koch-Institut, FG 37, Deutschland
  • Ildikó Gágyor - Universitätsklinikum Würzburg (UKW), Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-21-05

doi: 10.3205/22degam120, urn:nbn:de:0183-22degam1201

Published: September 15, 2022

© 2022 Greser et al.
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Outline

Text

Hintergrund: In der S3-Leitlinie zur Versorgung von Patient:innen mit einer Harnwegsinfektion wird auf den Einsatz von Zweitwahlantibiotika erst nach Versagen von Erstwahlantibiotika hingewiesen. Die Verordnungsraten für Zweitwahlantibiotika in Deutschland liegen bei bis zu 50% und damit deutlich über den von der European Surveillance of Antimicrobial Consumption empfohlenen 0–5%.

Fragestellung: Kann die Leitlinienadhärenz von Hausärzt:innen bei der Verordnung von Antibiotika beim unkomplizierten Harnwegsinfekt der Frau durch eine komplexe Intervention verbessert werden?

Methoden: In dieser kontrollieren Studie wurden 128 hausärztliche Praxen aus 4 Regionen (Berlin, Freiburg, Jena, Würzburg) randomisiert dem Interventions- und Kontrollarm zugeordnet.

Die komplexe Intervention bestand aus:

1.
Zurverfügungstellung der aktuell erhobenen Erreger- und Resistenzsituation beim unkomplizierten Harnwegsinfekt in 4 Regionen an Hausärzt:innen,
2.
Verbesserung der Implementierung von Leitlinienempfehlungen zur Therapie des Harnwegsinfekts durch Print- und Onlinematerialien mit Leitlinieninhalten,
3.
quartalsweise Rückmeldung zum individuellen Verordnungsverhalten.

Die Erhebung der Harnwegsinfekt-bezogenen Verordnungsdaten für vier Quartale erfolgte im Interventionsarm von 03/2021–04/2022, im Referenzquartal von 01/2020–03/2020, im Kontrollarm für alle Quartale nach Abschluss der Datenerhebung. Primäres Ziel der Studie ist, die Verordnung von Zweitwahlantibiotika von 43% auf 33% zu reduzieren. Ein weiteres Ziel ist die Reduktion der Antibiotikaverordnungen. Förderung: Innovationsfond des GBA (01VSF18053).

Ergebnisse: In den Interventionspraxen wurden über 5.000 Behandlungsfälle in 5 Quartalen extrahiert: Im Vergleich zum Referenzquartal zeigte sich im Interventionsarm eine Reduktion in den Verordnungen der Zweitwahlantibiotika, der Anteil der Verordnungen von Erstwahlantibiotika blieb stabil und der Anteil der nicht-antibiotischen Verordnungen nahm zu. Der Vergleich zum Kontrollarm steht noch aus. Fosfomycin war der am häufigsten verordnete Wirkstoff des Interventionsarms. Weitere Ergebnisse werden am Kongress vorgestellt.

Diskussion: Die Intervention könnte einen Effekt auf das Verordnungsverhalten von Hausärzt:innen haben. Der Trend in der Interventionsgruppe deutet auf eine Reduktion der Verordnung von Zweitwahlantibiotika hin.

Take Home Message für die Praxis: Die Intervention könnte das Verordnungsverhalten und die Leitlinienadhärenz in Bezug auf Antibiotikaverordnungen beim unkomplizierten Harnwegsinfekt der Frau positiv beeinflussen.