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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Langzeiterkrankte, chronisch Kranke und Patienten mit komplexem Versorgungsbedarf – Projektvorstellung ICF-basiertes ambulantes Reha-Management – Teilprojekt ‚Reha-Bedarfserkennung‘ (DRKS00022793)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Andreas Dierich - Sanitätsdienst der Bundeswehr, Sanitätsunterstützungszentrum Neubrandenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-21-02

doi: 10.3205/22degam117, urn:nbn:de:0183-22degam1176

Published: September 15, 2022

© 2022 Dierich.
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Text

Hintergrund: Die auf dem bio-psychosozialen Krankheitsmodell der WHO basierende Internationale Klassifikation für funktionale Gesundheit (ICF) ermöglicht eine systematische und teilhabeorientierte Betrachtung der Auswirkungen eines Gesundheitsproblems in Wechselwirkung mit seinen Kontextfaktoren bei einem Patienten. Zum Management dieser komplexen Gesundheitsprobleme wird ein systematischer Prozess mit Screening auf eine mögliche Teilhabestörung, einem multiprofessionellen ICF-orientierten Assessment, einer interprofessionellen Fallkonferenz sowie einer durchgängigen Dokumentation im Bereich der ambulanten truppenärztlich-allgemeinmedizinischen Versorgung implementiert. Entsprechend des REHA-Phasenmodels der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) wird auf der Ebene der Sanitätsversorgungszentren (SanVersZ, primärärztliche-allgemeinmedizinische Ebene) eine Checkliste zur „REHA-Bedarfserkennung“ sowie das „Screening auf medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitationsbedarf (modifiziert für Bw, SIMBO-C-Bw)“ eingesetzt. Im Facharztzentrum Rostock (poliklinische Einrichtung) werden unter Nutzung des ICF-Core-Set „Berufliche Rehabilitation“ ein Funktionsfähigkeitsprofil mittels multiprofessionellen Assessment, interprofessioneller Fallkonferenz unter Einbeziehung des Patienten erstellt.

Fragestellung: Verbessert die Implementierung eines systematischen ICF-basierten Managementprozess in der ambulanten truppenärztlich-allgemeinmedizinischen und poliklinischen Versorgung den Outcome von Rehabilitationsprozessen

Methoden: Prospektive Kohortenstudie mit internen Kontrollgruppen (F00-F99, M00-M99, andere Diagnose) mit 5 Messzeitpunkten (0, 3, 6, 9, 12 Monate).

Einschlusskriterium: positive Checkliste „REHA-Bedarfserkennung“

Messinstrumente: Work Rehabilitation Questionaire (WORQ), ergänzende Anamnesefragen, SF-36 (Gesundheitsbezogene Lebensqualität), ZUF-8 (Patientenzufriedenheit), Simbo-C-Bw, klinisch-chemische Laborparameter, anthropometrische Daten

Primärer Endpunkt: WORQ-Score; Sekundäre Endpunkte: WORQ-Subscores, SF-36, ZUF-8, klinisch-chemische Laborparameter, anthropometrische Daten, AU-Dauer

Ergebnisse: Es werden ausgewählte Daten vorgestellt (laufende Studie):

  • Studienteilnehmende: 103;
  • Teilhabestörungen (nach BAR): AU>= 12 Wochen: 71, AU>= 6 Wochen mit Nebenkriterium: 25; Komplexe Bedarfslage: 7
  • Häufigkeit zugrundeliegender ICD-10-Diagnosekapitel: F00-F99 25; M00-M99 27; andere 51
  • SIMBO-C-Bw: Mittelwert 38,5 (Standardabweichung 22,3); Median: 42 (Quartile: 14/55)

Diskussion: Langzeiterkrankungen stellen eine häufige Ursache für Teilhabestörungen bei Soldaten:innen dar und können mit der Checkliste „REHA-Bedarfserkennung“ in der truppenärztlich-allgemeinmedizinischen Versorgung erfasst werden. Die ICD-10-Diagnosekapitel F00-F99 und M00-M99 sind für mehr als 50% aller Teilhabestörungen relevant. Inwieweit der SIMBO-C-Bw auch im ambulanten Bereich als Screening-Instrument geeignet ist, kann gegenwärtig noch nicht beurteilt werden

Take Home Message für die Praxis: Die Checkliste „REHA-Bedarfserkennung“ ermöglicht ein gezieltes Screening auf Teilhabestörungen in der truppenärztlich-allgemeinmedizinischen Versorgung