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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Motivation zum Tabakrauchstopp in Deutschland: aktuelle Trends und Implikationen für die hausärztliche Praxis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Benjamin Borchardt - Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Essen, Deutschland
  • Sabrina Kastaun - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
  • Yekaterina Pashutina - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
  • Wolfgang Viechtbauer - Maastricht University, Department of Psychiatry and Neuropsychology, Maastricht, Niederlande
  • Daniel Kotz - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland; University College London, Department of Behavioural Science and Health, London, Großbritannien

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-18-04

doi: 10.3205/22degam104, urn:nbn:de:0183-22degam1043

Published: September 15, 2022

© 2022 Borchardt et al.
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Text

Hintergrund: Die Hausarztpraxis ist ein geeigneter Ort, an dem Therapien und Unterstützung zum Tabakrauchstopp angeboten werden können. Es ist allerdings nicht bekannt, wie motiviert Tabakraucher:innen in Deutschland sind, ihren Konsum zu beenden. Ebenso existieren widersprüchliche Ergebnisse, welche Faktoren mit einer höheren Motivation zum Tabakrauchstopp assoziiert sind.

Fragestellung: Wir planten eine Beschreibung des Verlaufs der Motivation zum Tabakrauchstopp auf Bevölkerungsebene in den letzten fünf Jahren in Deutschland. Außerdem war unser Ziel, zu untersuchen, welche Faktoren mit höheren Werten auf der validierten Motivation zum Rauchstopp Skala (MRS) assoziiert sind.

Methoden: Wir werteten Querschnitts-Daten der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA Studie) aus. Die Entwicklung der durchschnittlichen MRS-Werte erwachsener Raucher:innen zwischen 2016 und 2021 werteten wir deskriptiv aus. Durch multivariable ordinale Regressionsanalysen identifizierten wir mit der MRS assoziierte Faktoren (N=18,969).

Ergebnisse: Der Mittelwert der MRS zwischen 2016 und 2021 auf einer Skala von 1–7 lag bei 2,04 (SD=1,37), mit leicht abnehmender Tendenz. Jüngeres Alter, höheres Bildungsniveau, weniger gerauchte Zigaretten pro Tag, mehr verbrachte Zeit mit dem Drang zu rauchen, ein kürzlich unternommener Tabakrauchstoppversuch oder früherer Gebrauch von E-Zigaretten waren mit einem höheren MRS-Wert assoziiert. Die stärksten Zusammenhänge wurden für mindestens einen Tabakrauchstoppversuch in den letzten sechs Monaten im Vergleich zu keinem Versuch im letzten Jahr (OR=7,54; 95%KI=6,78–8,40) und für den aktuellen Gebrauch von E-Zigaretten im Vergleich zum Nichtgebrauch (OR=1,71; 95%KI=1,48–1,99) beobachtet.

Diskussion: Unsere Ergebnisse zeigen, dass Tabakraucher:innen in Deutschland im Allgemeinen wenig motiviert sind, ihren Konsum zu beenden, was Therapieansätze für Hausärzt:innen erschwert. Eine Möglichkeit darauf zu reagieren wäre es zum Beispiel, einen Motivations-erhöhenden Therapieansatz wie die 5R-Methode anzubieten. Ein anderer Ansatz wäre es, allen Tabakraucher:innen, unabhängig von ihrer Motivation, ein Unterstützungsangebot zu unterbreiten. Damit würden viele Raucher:innen erreicht werden und einige davon zum Tabakrauchstopp getriggert werden.

Take Home Message für die Praxis: Laut unseren Ergebnissen würden am ehesten KonsumentInnnen von E-Zigaretten und Tabakraucher:innen, die gerade einen Versuch hinter sich hatten, diese Unterstützungsangebote annehmen.