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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Hausärztliches Inanspruchnahmeverhalten und dessen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von Patient:innen mit einer koronaren Herzkrankheit vor und seit dem Ausbruch von SARS-CoV-2

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Strumann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Wolfgang CG von Meißner - Hausärzte am Spritzenhaus, Deutschland
  • Paul Georg Blickle - Hausärzte am Spritzenhaus, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-17-02

doi: 10.3205/22degam096, urn:nbn:de:0183-22degam0965

Published: September 15, 2022

© 2022 Strumann et al.
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Text

Hintergrund: Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine der häufigsten Todesursachen. Für den Rückgang der Sterblichkeit wird vor allem ein verbessertes Gesundheitsverhalten der Patient:innen verantwortlich gemacht. Im Rahmen von strukturierten Behandlungsprogrammen (DMP) soll dieses Verhalten durch regelmäßige Arzttermine sowie Patientenschulungen unterstützt werden. Es gibt Hinweise, dass die Kontinuität der Versorgung seit Frühjahr 2020 unterbrochen wurde, da viele chronisch erkrankte Patient:innen aufgrund der Pandemie mit dem Coronavirus (Sars-CoV-2) nicht in der gewohnten Frequenz zum Arzt gingen.

Fragestellung: Ziel dieser Analyse war es, mögliche Änderungen im ambulanten Inanspruchnahmeverhalten und deren Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von Patient:innen mit KHK zu quantifizieren.

Methoden: Es wurden Routinedaten von Patient:innen mit KHK aus neun Hausarztpraxen in Baden-Württemberg aus der Zeit vor und seit dem Ausbruch von SARS-CoV-2 analysiert. Die Effekte der Pandemie wurden im Rahmen von bivariaten Analysen und multivariaten Panelregressionsanalysen bestimmt. Hierbei wurden neben individueller Effekte auf der Patientenebene ein allgemeiner Zeittrend und saisonale Effekte berücksichtigt.

Ergebnisse: Es konnten Routinedaten von 6.306 Patient:innen in die Analyse eingeschlossen werden. Die durchschnittliche Anzahl an Praxisbesuchen pro Quartal sank um 14,8% von 1,15 auf 0,98. Der negative Effekt der Pandemie auf die Inanspruchnahme wurde in der Panelregressionsanalyse bestätigt. Dieser Effekt war schwächer für Patient:innen, die in dem DMP KHK eingeschrieben waren. In der multivariaten Analyse wurde ein Anstieg des LDL-Werts identifiziert. Für die DMP-Patient:innen fiel diese Steigerung jedoch geringer aus.

Diskussion: Die Pandemie hat zu einer Verringerung des ambulanten Inanspruchnahmeverhaltens von Patient:innen mit KHK geführt. Diese Verschleppung könnte das damit einhergehende Risiko einer Verschlechterung des Gesundheitszustands erhöhen.

Take Home Message für die Praxis: Hausärzte sollten „ihre“ chronisch erkrankten Patient:innen proaktiv kontaktieren. Hierdurch könnte einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes entgegengewirkt- und allgemeine Gesundheitskosten eingespart werden.