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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Medizinermigration aus der Türkei: nur die Hälfte ist nach drei Jahren berufstätig

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Zekeriya Aktürk - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland
  • Birsen Bilgen Sivri - Universität Tübingen, Medizinische Fakultät Campus für Gesundheitswissenschaften Abteilung Pflegewissenschaft, Tübingen, Deutschland
  • Kemal Celik - MD, Deutschland
  • Rukiye Celik - MD, Deutschland
  • Mehmet Ali Cetiner - Maria-Hilf-Krankenhaus, Deutschland
  • Abdullah Mucahit Ciftci - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland; Klinik an der Lindenhöhe, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Deutschland
  • Mustafa Demirtürk - Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft Schmallenberg, Innere Medizin, Schmallenberg, Deutschland
  • Umut Eryigit - MD, Deutschland
  • Fazilet Gültekin - Stadt Frankfurt am Main, Gesundheitsamt, Frankfurt, Deutschland
  • Neema Kabidje - MD, Deutschland
  • Emine Karaköse - Diacom in Wanfried, Deutschland
  • Merve Kurnaz Ay - MD, Public Health Specialist, Deutschland
  • Sule Kurt - Technische Universität München, Institut für Nephrologie, München, Deutschland
  • Lemye Zehirlioglu - Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin, Mannheim, Deutschland
  • Antonius Schneider - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-16-05

doi: 10.3205/22degam093, urn:nbn:de:0183-22degam0932

Published: September 15, 2022

© 2022 Aktürk et al.
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Text

Hintergrund: Die Zahl der auswandernden türkischen Gesundheitsfachkräfte nimmt stetig zu.

Fragestellung: Diese Querschnittsstudie vergleicht den beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Status von Gesundheitsfachkräften, die die Türkei in den letzten 10 Jahren verlassen haben.

Methoden: Ein Online-Fragebogen wurde von den Forschenden entwickelt und auf Google Forms hochgeladen. Der Fragebogen wurde zwischen April und Juni 2022 über mehrere Social-Media-Gruppen mit der Zielgruppe geteilt. Zusätzlich wurde eine Schneeballstichprobe durchgeführt, indem die Teilnehmenden gebeten wurden, den Studienlink an andere bekannte Auswandernde zu verteilen.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter (±SD) der 513 Teilnehmenden betrug 39,8±8,7 Jahre, 45,8% (n=235) waren Frauen. Von den Teilnehmenden waren 79,3% (n=407) Ärzte/Ärztinnen, 9,0% (n=46) Krankenschwester/Hebammen, 3,1% (n=16) Zahnärzte/Zahnärztinnen und 8,6% (n=44) hatten andere gesundheitliche Berufe. Circa ein Viertel (22,4%, n=113) hatten akademische Titel (Assistent oder Full Professor). Die mittlere Dauer nach der Migration betrug 34,8 ± 22,9 Monate. Als die Stellenränge vor/nach der Einwanderung verglichen wurden, hatten 63,4% (n=325) einen niedrigeren Rang, 31,8% (n=163) behielten einen ähnlichen Rang und 4,9% (n=25) hatten einen höheren Rang; 45,2% (n=232) sind arbeitslos oder nehmen an Kursen teil. Fast die Hälfte (n=250, 48,7%) wanderte auf illegalen Wegen ein und 65,8% (n=336) beantragten Asyl. Jüngeres Alter (OR: 1,05), Männer (OR: 2,2), Migranten in Nicht-US-, außereuropäische Länder (OR: 5,0), Inhaber eines B2-Sprachzertifikats (OR: 4,3) und Nicht-Asylanten (OR: 2,0) waren im Vorteil, den gleichen oder einen höheren Arbeitsplatzrang zu erreichen.

Diskussion: Die Mehrheit der neu zugewanderten Gesundheitsfachkräfte aus der Türkei ist hochqualifiziert. Trotz des durchschnittlichen Zeitraums von 3 Jahren seit der Migration ist jedoch die Hälfte arbeitslos und zwei Drittel arbeiten in niedrigeren Positionen im Vergleich zu ihren erworbenen Kompetenzen. Der spezialisierten Sprachausbildung muss mehr Gewicht beigemessen werden, um den Integrationsprozess der eingewanderten Gesundheitsfachkräfte aus der Türkei zu beschleunigen.

Take Home Message für die Praxis: Das Gesundheitspersonal in Deutschland sollte darauf vorbereitet sein, dass mehr Kollegen/Kolleginnen aus der Türkei ankommen.