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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Soziale Probleme in der hausärztlichen Versorgung – Veränderungen seit Beginn der Covid-19-Pandemie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Claudia Mews - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Britta Tetzlaff - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Kloppe - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Zimmermann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-13-04

doi: 10.3205/22degam074, urn:nbn:de:0183-22degam0744

Published: September 15, 2022

© 2022 Mews et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Im Jahr 2018 konnten wir in einer Fragebogenerhebung zeigen, dass fast die Hälfte von 489 befragten Hausärzt:innen pro Woche mit mindestens 5 sozialen Problemen ihrer Patient:innen konfrontiert war. Durch die Auswirkungen der Infektionsschutzmaßnahmen während der Covid-19-Pandemie ist damit zu rechnen, dass neu aufgetretene und verstärkte soziale Probleme der Menschen zu einem zunehmenden Bedarf an entsprechender hausärztlicher Beratung führen.

Fragestellung: Haben sich Anzahl oder Art der sozialen Probleme der Patient:innen in hausärztlichen Praxen, der Umgang der Hausärzt:innen mit diesen sowie der hausärztliche Unterstützungsbedarf seit Beginn der Covid-19-Pandemie verändert?

Methoden: Standardisierte postalische Fragebogenerhebung. Der an die Entwicklungen unter Pandemiebedingungen adaptierte, 2016 entwickelte und eingesetzte Fragebogen zur Anzahl von und zum Umgang mit sozialen Problemen wurde erneut an niedergelassene Hausärzt:innen in den KV-Regionen Hamburg und Schleswig-Holstein verschickt und deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Von 3.751 versendeten Fragebögen konnten N= 653 (17,4%) ausgewertet werden. Die größten Veränderungen seit Pandemiebeginn („mehr“ oder „viel mehr“) zeigten sich in den Problembereichen „Einsamkeit“ (95,8%), „Finanzen“ (76,8%) und „Arbeit“ (76,5%), die geringste im Bereich „Missbrauch“ (10,4%). Bei allen Problembereichen wurde am häufigsten versucht, in der Praxis Lösungen zu entwickeln. 48,8% der Befragten gaben an, sich seit Pandemiebeginn intensiver um soziale Probleme der Patient:innen zu kümmern, 63,9% hielten diesbezügliche Unterstützung für wichtiger als vor der Pandemie, 83,5% gaben negative Auswirkungen pandemiebedingt eingeschränkter sozialer Hilfsangebote auf die Versorgung an. 88,4% hätten gern mehr Zeit für die sozialen Probleme ihrer Patient:innen.

Diskussion: Das Vorkommen sozialer Probleme in hausärztlichen Praxen hat sich seit Beginn der Covid-19-Pandemie deutlich verstärkt, der Unterstützungsbedarf ist angestiegen. Lokal vernetzte Strukturen zur Planung von Lösungsansätzen und mehr vergütete Zeit für die Versorgung von Patient:innen mit sozialen Problemen sind erforderlich.

Take Home Message für die Praxis: Die Pandemie hat gezeigt, dass der Unterstützungsbedarf für Patient:innen mit sozialen Problemen unter spezifischen Umständen zunimmt. Hier braucht es konkrete Entlastung, insbesondere durch psychomentale Hilfen.