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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Akzeptanz einer narrativen Expositionstherapie-basierten Gesprächstherapie in der hausärztlichen Versorgung bei Patient:innen mit posttraumatischer Belastungsstörung nach intensivmedizinischer Behandlung – eine qualitative Interviewstudie mit Hausärzt:innen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tomke Schubert - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Konrad Schmidt - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Antina Beutel - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Chris Maria Friemel - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Jochen Stefan Gensichen - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Sabine Gehrke-Beck - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-13-03

doi: 10.3205/22degam073, urn:nbn:de:0183-22degam0732

Published: September 15, 2022

© 2022 Schubert et al.
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Text

Hintergrund: In der hausärztlichen Versorgung zeigen bis zu einem Viertel der Patient:innen posttraumatische Stress-Symptome. In der multizentrischen, randomisiert-kontrollierten „PICTURE“-Studie erhalten Patient:innen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) nach intensivmedizinischer Behandlung eine Gesprächsintervention basierend auf der Narrativen Expositionstherapie (NET). Im Sinne der Implementierungsforschung wurde untersucht, inwieweit die Studienintervention zukünftig im Praxisalltag auf andere Patient:innengruppen ausgeweitet und in die Regelversorgung integriert werden kann.

Fragestellung: Wie ist die Akzeptanz der NET-basierten Gesprächstherapie in der hausärztlichen Versorgung bei Patient:innen mit PTSD nach Behandlung auf einer Intensivstation im Rahmen der PICTURE-Studie?

Methoden: Die qualitative Interviewstudie wurde mit Hausärzt:innen, die im Rahmen von „PICTURE“ die Gesprächsintervention angewendet haben, durchgeführt. Der Interviewleitfaden wurde theoriegeleitet auf Basis des Theoretical Framework of Acceptance entwickelt, die Interviews audiodigital aufgenommen, im Wortlaut transkribiert, mit qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Es wurden 15 Telefoninterviews mit durchschnittlich 51 Minuten (minimal 34, maximal 74 Minuten) durchgeführt. Erste Ergebnisse zeigen eine unterschiedlich ausgeprägte Wahrnehmung von Relevanz und Prävalenz der PTBS und dementsprechend unterschiedliche Einschätzungen des Therapiebedarfs. Vor allem bei Hausärzt:innen, die einen hohen Bedarf wahrnehmen, ist die Bereitschaft zur Umsetzung trotz hohen organisatorischen und zeitlichen Aufwands ausgeprägt und die Gesprächsintervention wird als gut nutzbares Instrument wahrgenommen. Weitere Herausforderungen in der Umsetzbarkeit entstehen durch wenig Erfahrung mit psychotherapeutischer Vorgehensweise, wie beispielsweise der Umgang mit starken emotionalen Reaktionen in der Exposition sowie die Terminplanung für längere Gespräche im Praxisalltag. Die vollständige Auswertung wird bis zum DEGAM-Kongress vorliegen.

Diskussion: Die in Studien gezeigte hohe Prävalenz der PTBS in der Grundversorgung lässt ein hausärztliches niedrigschwelliges Behandlungsangebot wünschenswert erscheinen. Den in den Interviews benannten Herausforderungen könnten durch verbesserte und intensivere Schulungsangebote und eine adäquate Finanzierung der zeitaufwändigen Intervention begegnet werden.

Take Home Message für die Praxis: Die Umsetzung einer hausärztlichen Gesprächsintervention bei posttraumatischer Belastung geht mit Herausforderungen einher, wird aber von Hausärzt:innen, die diese dennoch umsetzen wollen, als hilfreich empfunden.