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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Medizinische Versorgung passend zum Bedarf – Anwendung des Simple-Segmentation-Tool in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Wolfram J. Herrmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Laura Bazahica - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Ilja Demuth - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Verena Vogt - Technische Universität Berlin, Berlin, Deutschland
  • Paul Gellert - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Denis Gerstorf - Humboldt Universität zu Berlin, Berlin, Deutschland
  • David Matchar - National University of Singapore, Singapore, Singapur
  • Abhijit Visaria - National University of Singapore, Singapore, Singapur
  • Angelique Chan - National University of Singapore, Singapore, Singapur

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-13-02

doi: 10.3205/22degam072, urn:nbn:de:0183-22degam0722

Published: September 15, 2022

© 2022 Herrmann et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Patient:innen haben in unterschiedlichen Lebensphasen, mit unterschiedlichen Krankheitskonstellationen und Lebenssituationen unterschiedlichen Bedarf an medizinischer Versorgung. Das Bridges to Health Modell ist ein Ansatz unterschiedlichen Bedarfsgruppen auf Bevölkerungsebene gerecht zu werden und den Menschen eine Brücke zur passenden Versorgung zu bauen. Mittels des Simple Segmentation Tool (SST) aus Singapur kann eine solche Einteilung von Patient:innen in Bedarfsgruppen erfolgen.

Fragestellung: Ziel der Arbeit war es, das SST in Deutschland beispielhaft anhand von Daten der Berliner Altersstudie II (BASE-II/GendAge) anzuwenden. Hängt der Bedarf mit der Inanspruchnahme ärztlicher Versorgung zusammen?

Methoden: Wir haben das SST auf Deutschland transferiert und Baseline- u. Follow-up-Daten (GendAge) der BASE-II ausgewertet. Dafür wurden die Teilnehmer:innen der Studie einerseits hinsichtlich des globalen Gesundheitsstatus und andererseits hinsichtlich sogenannter komplizierender Faktoren: ADL, Krankenhausaufnahmen, mangelnde Versorgungskoordination, Fehlende aktive Beteiligung an der eigenen Versorgung, Disruptives Verhalten, Rehabilitativer Bedarf, Polypharmazie, Pflegebedarf und soziale Unterstützung klassifiziert.

Ergebnisse: In unsere Auswertung wurden 1.207 der Teilnehmer:innen zur Baseline und 864 der Follow-up-Teilnehmer:innen eingeschlossen. Zur Baseline (Follow-up) waren 2,24% (0,69%) in der Kategorie „Gesund“, 41,09% (32,41%) in der Kategorie „Chronisch Asymptomatisch“, 55,51% (62,04%) in der Kategorie „Chronisch Symptomatisch“ und 1,16% (4,86%) in der Kategorie „Langsame Verschlechterung des Zustandes“. Die häufigsten komplizierenden Faktoren waren „Mangelnde Versorgungskoordination“, „Fehlende aktive Beteiligung an der eigenen Versorgung“ und „Disruptives Verhalten“.

Hinsichtlich Krankenhausaufenthalten und Arztbesuchen zeigt sich ein klarer Zusammenhang zum allgemeinen Gesundheitsstatus, währen die komplizierenden Faktoren keine Risikofaktoren für eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes waren.

Diskussion: Das SST ermöglicht Patient:innen in Bedarfsgruppen einzuteilen. In einem nächsten Schritt muss überprüft werden, inwiefern sich anhand der Einteilung der individuelle Bedarf tatsächlich abschätzen lässt und eine integrierte Gesundheits- und Sozialversorgung etablieren lässt.

Take Home Message für die Praxis: Zukünftig werden Einteilungsschemata wie das SST möglicherweise eine stärkere Rolle in der Koordinierung der Versorgung spielen.