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Personalisierte Peer-Support-Programme: Einstellungen und Erwartungen von Patient:innen mit Diabetes mellitus Typ 2 und/oder koronarer Herzkrankheit
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Published: | September 15, 2022 |
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Hintergrund: Der Behandlungserfolg bei chronischen Krankheiten ist u.a. mit dem Lebensstil der Patient:innen assoziiert. Betroffenen fällt es oft schwer, Lebensstilanpassungen adäquat umzusetzen. Personalisierte Gruppenangebote könnten dazu beitragen, die Erfolgsquote zu erhöhen. Die hier interviewten Personen erhielten in ihrer Hausarztpraxis ein Angebot zur Teilnahme an einem personalisierten Peer-Support-Programm (P-SUP) (Innovationsfond Förderkennzeichnung: 01NVF18033). Das P-SUP besteht aus Bewegungs- und Gesprächsgruppentreffen, individuellen Feedbackberichten sowie Telefoncoaching für ausgewählte Patient:innen.
Fragestellung: Welche Erwartungen haben Patient:innen mit Diabetes mellitus Typ-2 (T2DM) und/oder koronarer Herzkrankheit (KHK) an das P-SUP?
Methoden: In leitfadengestützten Telefoninterviews wurden 25 Patient:innen (49–74 Jahre; weiblich: n=11; T2DM: n=14; KHK: n=7; T2DM & KHK: n=4), die sich bereiterklärt haben an dem P-SUP teilzunehmen, vor Interventionsbeginn zu ihren Erwartungen hinsichtlich des angebotenen Programms befragt. Die Interviews wurden aufgezeichnet, verbatim transkribiert und in einem multiprofessionellen Team mit Einbezug von Patienten computergestützt inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Es zeigten sich Motive zur Teilnahme an dem P-SUP, die auf eine Vielzahl von persönlichen Misserfolgen bei langfristigen Verhaltensänderungen (z.B. Ernährungsumstellung, regelmäßige Bewegung) und Abbrüchen bei kurzzeitig geplanten Verhaltensanpassungen (z.B. Diäten, Sportkurs) hindeuten. Auch Verhaltensänderungen im Laufe der Zeit wurden angesprochen (z.B. das Radtouren seltener wurden). Die Befragten hatten teilweise hohe Erwartungen an das P-SUP und sahen dort Chancen, den eigenen Gesundheitszustand zu verbessern und Lebensstiländerungen (doch noch) langfristig anpassen zu können. Wünsche und Vorbehalte hinsichtlich der Gruppenzusammensetzung, der Entfernung zum Wohnort, der sozialen Interaktion innerhalb der Gruppe oder die Integration von Gruppentreffen in den Alltag der Patient:innen wurden thematisiert.
Diskussion: Die Patient:innen äußerten heterogene Präferenzen, Anforderungen und Vorbehalte. Personalisierung scheint ein Faktor zu sein, der in den Erwartungen der Patient:innen einen motivierenden Einfluss hat und Vorbehalten entgegnen kann.
Take Home Message für die Praxis: Der Transfer von P-SUP in die Regelversorgung stellt die Akteure vor besondere Herausforderungen. Die Akzeptanz des Programms scheint ebenfalls stark von individuellen Präferenzen abhängig zu sein. Aus Patient:innen-Sicht bietet P-SUP innovative Möglichkeiten, ihren Gesundheitszustand zu verbessern.