gms | German Medical Science

56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Gesundes Altwerden in der Großstadt – Vorschläge älterer Bürger:innen zur Entwicklung eines Forschungsprogrammes

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker Philip Oeser - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Nora Bruckmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Wolfram J. Herrmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-09-02

doi: 10.3205/22degam048, urn:nbn:de:0183-22degam0482

Published: September 15, 2022

© 2022 Oeser et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die Urbanisierung und die steigende Zahl älterer Menschen in Großstädten sind weltweite Entwicklungen, die die gesundheitliche und soziale Versorgung vor Herausforderungen stellen. Eine Bevölkerung in einem urbanen Lebensraum mit einem großen Anteil alter Menschen, einer hohen Bevölkerungsdichte und Diversität geht mit besonderen Anforderungen an die Versorgungsforschung einher.

Fragestellung: Ziel unserer Studie war es, für die Entwicklung zukünftiger Forschungsprojekte zum Altern in der Großstadt die Perspektive der älteren Bürger:innen miteinzubeziehen.

Methoden: Wir führten einen zweistufigen Beteiligungsprozess durch. Zunächst wurde aus fünf verschiedenen Berliner Bezirken jeweils eine Nachbarschaft mit niedrigem sozioökonomischen Status ausgewählt, in der 200 Bürger:innen ab 65 Jahren zufällig ausgewählt wurden. Den Bürger:innen wurde ein Fragebogen mit einem Freitextfeld zugeschickt, in dem Vorschläge genannt werden konnten, welche Themen zum Altwerden in der Großstadt in Zukunft erforscht werden sollten. Die Auswahl der Nachbarschaften erfolgte in enger Absprache mit den jeweiligen Behörden vor Ort, um eine möglichst große Diversifizierung bezüglich sozioökonomischen Status und Migrationshintergrund zu erreichen. Aus den eingegangenen Antworten wurden aus dem Material heraus Codes entwickelt und anschließend in Kategorien geclustert. In einer zweiten Stufe wurden die Ergebnisse mit den Teilnehmenden und lokalen Akteur:innen in Workshops, Telefongesprächen und Videoanrufen diskutiert.

Ergebnisse: 105 von 1.000 Personen haben auf unser Anschreiben geantwortet und uns Vorschläge zu Forschungsthemen gemacht. Aus den Rückmeldungen ließen sich sechs Hauptkategorien mit 18 Unterkategorien erstellen: „Gesundheit“, „Prävention“, „Mobilität“, „Lebensraum“, „barrierefreie Kommunikation und Interaktion“ und „Soziales“.

Diskussion: Die Studie zeigt, dass ein grundsätzliches Interesse älterer Bürger:innen an Forschung zu ihrer Lebensrealität besteht. Der Fokus der genannten Themen lag dabei auf psychosozialen Aspekten (Einsamkeit, soziale Teilhabe und Sorgen über finanzielle Notlagen aufgrund niedriger Altersrente), auf Aspekten des Lebensraumes (Grünflächen, Erholungsmöglichkeiten, Infrastruktur) und auf gesundheitlichen Aspekten (Prävention, medizinische Versorgung).

Take Home Message für die Praxis: Es ist sinnvoll, im Rahmen partizipativer Prozesse verstärkt die Einbindung der Bürger:innen und deren Perspektiven zu fördern. Die in unserer Studie genannten Themen können als Grundlage für zukünftige Projekte der Versorgungsforschung dienen.