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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Einmal geimpft, immer geimpft? GKV-Routinedatenanalyse zur wiederholten Influenza-Impfung von ≥60-Jährigen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Josephine Storch - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Franziska Meissner - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Monique Böde - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Antje Freytag - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-05-05

doi: 10.3205/22degam029, urn:nbn:de:0183-22degam0293

Published: September 15, 2022

© 2022 Storch et al.
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Text

Hintergrund: Die Influenza-Impfung gilt als wichtige Präventionsmaßnahme zur Reduktion von Krankheitshäufigkeit, Komplikationen und Mortalität, vor allem bei Älteren. Daher wird sie von der STIKO als jährliche Standardimpfung für ≥60-Jährige empfohlen. Die im Rahmen der KV-Impfsurveillance erhobenen saisonalen Impfquoten sind Querschnittsanalysen und individuumsbezogene Daten zur wiederholten Influenza-Impfung für Deutschland sind rar.

Fragestellung: Wie viele Versicherte lassen sich regelmäßig impfen? Welche Versicherten-Merkmale stehen im Zusammenhang mit einer wiederholten Influenza-Impfung?

Methoden: Retrospektive Beobachtungsstudie (Substudie zu Impfen 60+, BMBF-FKZ: 03ZZ0819B) mit GKV-Routinedaten der Jahre 2012–2018 über 103.163 AOK-versicherte Thüringer:innen ≥60 Jahren, die in der Saison 2013/14 eine Influenza-Impfung erhalten hatten. Die Analyse der Impfhäufigkeit im Längsschnitt erfolgt deskriptiv und die des Zusammenhangs zwischen der Anzahl der Saisons mit Influenza-Impfung und ausgewählten Versicherten-Merkmalen über eine multiple negativ-binomiale Regressionsanalyse.

Ergebnisse: In allen 7 beobachteten Saisons ließen sich 52,1% der Versicherten (n=53.765) gegen Influenza impfen, 23,2% (n=23.971) in 6 Saisons. Durchschnittlich wurden 84,4% der Impfungen durch Hausärzte abgerechnet und 79,0% durch dieselbe Praxis (bei Versicherten mit mindestens zwei Impfungen). Häufigere Impfungen zeigten sich mit zunehmendem Alter, bei Männern, Pflegeheimbewohner:innen, Versicherten mit einer Pflegestufe und Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung gemäß STIKO-Impfempfehlung sowie bei längerer DMP-Teilnahme.

Diskussion: Mehr als drei Viertel der Versicherten, die mindestens einmal gegen Influenza geimpft wurden, ließen sich regelmäßig impfen. Dabei spielen Hausärzte eine zentrale Rolle, die den Großteil der Impfungen übernehmen. Häufiger geimpft scheinen Versicherte, die regelmäßig einen Arzt aufsuchen. Die Regelmäßigkeit der Influenza-Impfung von Frauen sowie von pflegebedürftigen Versicherten, die nicht im Pflegeheim leben, sollte zukünftig verstärkt in den Blick genommen werden.

Take Home Message für die Praxis: Die meisten Patienten, die sich einmal für die Influenza-Impfung entschieden haben, lassen sich dann auch regelmäßig impfen. Bereits ab dem 60. Lebensjahr sollten nicht-akute Patientenkontakte konsequent genutzt werden, um Impfungen anzubieten und Patienten bei der Impfentscheidung zu unterstützen, insbesondere Frauen und Pflegebedürftige in der Häuslichkeit.