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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Akademische Praxisassistent:innen als Zukunftsmodell in der hausärztlichen Versorgung – Erfahrungen, Bedarfe, Potenziale und Hürden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philip Schillen - Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Essen, Deutschland
  • Dorothea Dehnen - Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Essen, Deutschland
  • Jürgen in der Schmitten - Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Essen, Deutschland
  • Alessia Dehnen - Universität Duisburg-Essen, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-04-02

doi: 10.3205/22degam020, urn:nbn:de:0183-22degam0200

Published: September 15, 2022

© 2022 Schillen et al.
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Text

Hintergrund: Der demographische Wandel wird in den nächsten Jahrzehnten einen dramatisch steigenden – insbesondere hausärztlichen – Versorgungsbedarf zur Folge haben. Doch es fehlt an hausärztlichem Nachwuchs, und in ländlichen sowie strukturschwachen Räumen zeichnet sich schon heute eine (drohende) Unterversorgung ab. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten und die Primärversorgung zukunftssicher zu gestalten, bedarf es innovativer Versorgungskonzepte. Neben einer Qualifizierung Medizinischer Fachangestellter kommen für anspruchsvollere Delegationsaufgaben auch – in angloamerikanischen Ländern längst etabliert – akademische Praxisassistenten/Physician Assistants (PA) in Frage, die direkt dem Arzt unterstellt sind. In England, Niederlande und den USA sind PA seit vielen Jahren Teil der dortigen Gesundheitssysteme (Blum 2016, Harries et al. 2015).

Fragestellung: Ist die Delegation ärztlicher Tätigkeiten an PAs aus hausärztlicher Perspektive ein geeignetes und akzeptanzfähiges Instrument, um zu einer Entlastung von Hausarztpraxen beizutragen?

Methoden: In einer Fallanalyse wurden fünf Experteninterviews mit Hausärzt:innen (n=2), PA (n=2) und einem PA-Studiengangsleiter (n=1) durchgeführt. Dabei wurden Erfahrungen zum Einsatz von PA in der Hausarztpraxis eruiert. Darauf aufbauend wurden Fokusgruppen (n=3) mit Hausärzt:innen und MFA (n= 15) durchgeführt, um den bisherigen Umfang, den Bedarf und die Bereitschaft für Delegation ärztlicher Leistungen an PA sowie bestehende Hürden zu diskutieren. Es erfolgte eine anschließende Transkription der Audiodateien sowie eine Auswertung mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring, Kuckartz).

Ergebnisse: Die Teilnehmer:innen sehen Entlastungspotenziale und zeigen eine hohe Delegationsbereitschaft. Praxisbeispiele belegen, dass eine umschriebene Delegation ärztlicher Tätigkeiten an PA, z.B. in Form einer Infektsprechstunde, bereits nach wenigen Wochen möglich ist und die Zusammenarbeit von Hausärzt:innen, PA und MFA gelingen kann.

Diskussion: Aus hausärztlicher Sicht sollten die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen verbessert sowie transparent kommuniziert werden, um die Potentiale einer Delegation an akademisch ausgebildetes Personal, z.B. an PA, mehr als bisher auszuschöpfen.

Take Home Message für die Praxis: In der Hausarztpraxis bestehen in erhöhtem Umfang ungenutzte Delegationspotenziale, die u.a. durch den Einbezug von PA in das Versorgungsteam nutzbar gemacht werden könnten.