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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Versorgung von Menschen mit neu gestellter Demenzdiagnose nach Krankenhausentlassung – genutzte Strategien in der hausärztlichen Praxis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Chantal Giehl - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Flora-Marie Hegerath - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Peter Rasche - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Anastasia Suslow - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Nino Chikhradze - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Horst Christian Vollmar - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Ina Otte - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-03-04

doi: 10.3205/22degam016, urn:nbn:de:0183-22degam0166

Published: September 15, 2022

© 2022 Giehl et al.
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Text

Hintergrund: Kognitive Einschränkungen lassen sich oftmals mit Hilfe der Angehörigen in der eigenen Häuslichkeit kompensieren. Ein akuter Krankenhausaufenthalt kann zu einer Dekompensation dieser Einschränkungen führen, wodurch eine erstmalige Demenzdiagnose im Krankenhaus erfolgen kann. Die post-klinische Versorgung stellt Hausärzt:innen vor besondere Herausforderungen.

Fragestellung: Die MeDeKa-Studie fokussiert die vulnerable Phase nach einer Krankenhausentlassung. Es wird der Frage nachgegangen, wie Patient:innen mit einer neu gestellten Demenzdiagnose nach dem Krankenhausaufenthalt im hausärztlichen Setting versorgt werden und welche Barrieren und fördernden Faktoren bestehen.

Methoden: Um Abläufe und Strategien in der Hausarztpraxis erfassen zu können, wurden 16 semi-strukturierte Leitfadeninterviews mit Hausärzt:innen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zwischen Juli und Dezember 2021 durchgeführt. Die Analyse erfolgt nach der qualitativen Inhaltsanalyse in Anlehnung an Kuckartz. Zur Unterstützung der hausärztlichen Versorgung werden anhand der Ergebnisse praxisorientierte Handlungsempfehlungen erstellt.

Ergebnisse: Hausärzt:innen erleben den Informationsaustausch mit dem Krankenhaus hinsichtlich der Demenzdiagnose als unzureichend. Nach ersten Ergebnissen ist es Hausärzt:innen wichtig, den Krankenhausaufenthalt zeitnah mit Patient:innen und Angehörigen aufzuarbeiten und die weitere Versorgung sicherzustellen. Fragen, bezüglich des Verbleibs in der eigenen Häuslichkeit, Sorgen und Ängste der Betroffenen stehen im Vordergrund. Hausärzt:innen achten dabei auf eine sensible Gesprächsführung sowie eine partizipative Einbindung aller Beteiligten. Weitere Ergebnisse liegen zum Kongress vor.

Diskussion: Eine Überprüfung der im Krankenhaus gestellten Demenzdiagnose ist wichtig, um sicherzustellen, dass ein potenziell reversibles Delirium nicht fälschlicherweise wie eine Demenz behandelt wird. Da nach der Diagnosestellung meist keine hinreichende Aufklärung der Betroffenen erfolgt, müssen Hausärzt:innen dies in ihrer Versorgung berücksichtigen und auf die Bedürfnisse aller Beteiligten besonders sensibel eingehen. Zeitliche Ressourcen und die vorhandenen Versorgungsstrukturen des Gesundheitssystems können den intersektoralen Informationsaustausch erschweren.

Take Home Message für die Praxis: Hausärzt:innen sind die zentrale Anlaufstelle für Patient:innen mit einer neu gestellten Demenzdiagnose. Durch den Einsatz besonderer Gesprächsstrategien und partizipativer Prozesse gelingt es ihnen diese vulnerable Situation an den Bedürfnissen der Betroffenen auszurichten.