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Effektivität einer komplexen Intervention zur Stärkung von spirituellen Bedürfnissen, sozialer Aktivität und Selbstfürsorge in der hausärztlichen Versorgung – Ergebnisse einer Cluster-randomisierten kontrollierten Studie (Vortrag im Rahmen des HoPES3-Symposiums)
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Published: | September 17, 2021 |
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Hintergrund: Selbstfürsorge, soziale Aktivität und Spiritualität beeinflussen die Lebensqualität von älteren, chronisch kranken Menschen. In der vom BMBF-geförderten HoPES3-Studie (Holistic Care Program for Elderly Patients to Integrate Spiritual Needs, Social Activities and Self-Care into Disease Management in Primary Care) wurde eine Intervention zur Adressierung dieser Aspekte in der hausärztlichen Versorgung evaluiert.
Fragestellung: Welchen Einfluss hat die HoPES3-Intervention auf patientenbezogene Endpunkte?
Methoden:
Design: Cluster-RCT, Follow-up 6 Monate.
Endpunkte: Gesundheitsbezogene Selbstwirksamkeit (SES-6G-Skala), Gesundheitszustand (SF12), Patientenaktivierung (PAM), Soziales Netzwerk (LSN-Skala), Einsamkeit (DJG-Skala), Einstellung zur Medikation (BMQ), Therapietreue (MARS), Zufriedenheit mit der Hausarztpraxis (EUROPEP).
Einschlusskriterien Patienten: Alter≥ 70, ≥3 chronische Krankheiten, ≥3 Medikamente, DMP-Teilnahme
Intervention: Patienten erhielten während eines DMP-Termins eine spirituelle Anamnese durch den Hausarzt und eine Beratung zu Hausmitteln und sozialen Angeboten für Senioren in der Region durch die Medizinische Fachangestellte (MFA). Beide wurden zuvor in diesen Bereichen geschult.
Auswertung: Linear gemischte Modelle, Subgruppenanalysen.
Ergebnisse: Es wurden Daten von 24 Praxen und 264 Patienten ausgewertet.
Die stärksten Effekte zeigten sich hinsichtlich des psychischen Wohlbefindens (Subskala SF12). Diese lagen für die Gesamtpopulation im Bereich eines moderaten Effekts (Estimate 3,34; d=0,35, p=0,06) und bei den Subgruppen der „spirituellen Patienten“ (Estimate 6,23, d=0,65, p=0,002) und der „Hausmittelnutzer“ (Estimate 7,34, d=1,95, p=0,0002) im Bereich eines starken Effekts.
Bezüglich der gesundheitsbezogenen Selbstwirksamkeit konnten ebenfalls moderate bis starke Effekte in den Subgruppen der „spirituellen Patienten“ (Estimate 0,46, d=0,22, p=0,26) und der „Hausmittelnutzer“ (Estimate 0,69, d=0,33, p=0,08) nachgewiesen werden, jedoch nicht in der Gesamt-Studienpopulation (Estimate 0,21, d=0,10, p=0,40).
Die Effekte waren deutlicher, wenn die Patienten zusätzlich zur spirituellen Anamnese eine Beratung durch die MFA erhielten. Auf die übrigen Endpunkte konnten keine signifikanten Effekte nachgewiesen werden.
Diskussion: Bestimmte Patientengruppen haben deutlich von der komplexen Intervention profitiert. Die Ergebnisse der Prozessevaluationen müssen berücksichtigt werden.
Take Home Message für die Praxis: Eine spirituelle Anamnese und das aktive Anbieten von Hausmitteln können eine sinnvolle Ergänzung im Rahmen der hausärztlichen Versorgung sein.