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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Reinfektion mit SARS-CoV-2 oder falsch-positives Ergebnis?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Paul-Christoph Zeisler - Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland, Freiburg, Deutschland; Praxis Dr. Zeisler, Deutschland
  • Haik-Silke Zeisler - Praxis Dr. Zeisler, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocOS-02-04

doi: 10.3205/21degam238, urn:nbn:de:0183-21degam2383

Published: September 17, 2021

© 2021 Zeisler et al.
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Hintergrund: Seit über einem Jahr beeinflusst die Covid-19-Pandemie unser tägliches Leben und die Arbeit in der Allgemeinmedizinpraxis. Bisher sind Zweitinfektionen nach durchgemachter Infektion mit SARS-CoV-2 selten, so dass Ursachen der Zweitinfektion und deren Bedeutung noch nicht geklärt sind.

In diesem Fallbericht stellen wir eine mögliche Covid-19-Reinfektion in Deutschland vor und diskutieren den Umgang mit positiven PCR-Testergebnissen bei hohen Ct(Cycle-threshold)-Werten.

Fragestellung/Diskussionspunkt: Sollte der Ct-Wert dem behandelnden Arzt mitgeteilt werden und welche Konsequenzen sind daraus zu ziehen? Sollten hohe Ct-Werte (>35) noch als positiv gewertet werden oder besteht dabei die Gefahr, dass Personen, obwohl es nicht notwendig gewesen wäre, in Quarantäne geschickt werden und sich nach vermeintlicher Genesung in falscher Sicherheit wiegen? Anhand eines Fallberichts soll die Möglichkeit einer Reinfektion, die Bedeutung des Ct-Wert sowie der Umgang mit hohen Ct-Werten diskutiert werden.

Inhalt: Fallbericht über einen 64-jährigen Heimbewohner, der erstmalig im April und erneut im Dezember 2020 mittels PCR-Rachenabstrich positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde. Dazwischen erfolgten mehrere negative Tests. Der erste positive Test erfolgte im Rahmen einer Testoffensive in Pflegeheimen durch das Gesundheitsamt. Der zweite positive Test erfolgte acht Monate später während eines Krankenhausaufenthaltes aufgrund einer Aspirationspneumonie.

Bei der ersten Testung betrug der Ct-Wert 39,63. Der Patient wurde in Quarantäne geschickt. Eine mögliche falsch-positive Testung wurde nicht in Betracht gezogen. Wir diskutieren den Stellwert des Ct-Werts bei der SARS-CoV-2-Testung sowie die Möglichkeit einer Reinfektion mit SARS-CoV-2.

Take Home Message für die Praxis:

1.
Reinfektion sind möglich – jedoch selten.
2.
Ein positives PCR-Testergebnis sollte keineswegs das Gefühl von Sicherheit vor einer erneuten Infektion geben. Insbesondere bei hohen Ct-Werten sollten Patienten über die Möglichkeit eines falsch positiven Ergebnisses und der Möglichkeit einer Reinfektion informiert werden.
3.
Die Anordnung der Quarantäne sollte aufgrund der vielfältigen psychischen, sozialen und beruflichen Folgen streng geprüft werden.
4.
Weiterhin gilt, die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen. Häufigere Sequenzierungen werden helfen, Ursachen und Zusammenhänge von Zweitinfektionen mit Covid-19 besser zu verstehen.