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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Erhebung von Resistenzanteilen bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen und Rezidiven in Deutschland 2020/21 im Rahmen des REDARES-Projektes

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Anja Klingeberg - Robert Koch-Institut, Deutschland
  • Niklas Willrich - Robert Koch-Institut, Deutschland
  • Tim Eckmanns - Robert Koch-Institut, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-08-03

doi: 10.3205/21degam222, urn:nbn:de:0183-21degam2229

Published: September 17, 2021

© 2021 Klingeberg et al.
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Text

Hintergrund: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen (HWI) gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen in der ambulanten Versorgung und werden gemäß der interdisziplinären S3-Leitlinie mit einer empirischen Antibiotikatherapie behandelt. Die S3-Leitlinie gibt Empfehlungen zur antibiotischen Behandlung unkomplizierter HWI mit dem Hinweis, dabei auch lokale Resistenzraten zu berücksichtigen. Aktuelle regionale Resistenzdaten stehen oft nicht zur Verfügung, da primär bei komplizierten HWI eine mikrobiologische Diagnostik empfohlen wird. Diese zeichnen sich jedoch durch ein anderes Erregerprofil sowie höhere Resistenzanteile aus.

Fragestellung: Wie hoch sind aktuell die Resistenzanteile von E. coli bei unkomplizierten Harnweginfektionen in Deutschland? Unterscheiden sich die Resistenzanteile von rezidivierenden gegenüber nicht-rezidivierenden HWI?

Methoden: In einer Querschnittstudie wurden die Resistenzanteile von E. coli gegenüber den in der S3-Leitlinie bei ambulant erworbenen unkomplizierten Harnwegsinfektionen als erste (Fosfomycin, Nitrofurantoin, Nitroxolin, Pivmecillinam, Trimethoprim) bzw. zweite Wahl empfohlenen Antibiotika (Cotrimoxazol, Ciprofloxacin, Cefpodoxim, Levofloxacin, Ofloxacin, Norfloxacin) in Deutschland (aufgeteilt in 5 Regionen) erhoben. Als unkompliziert galten HWI bei Frauen über 18 Jahren ohne sonstige relevante Begleiterkrankungen. Demgegenüber wurden rezidivierende HWI (2 oder mehr Episoden einer HWI innerhalb der letzten 6 Monate oder Einnahme eines Antibiotikums in letzten 2 Wochen) gestellt. Die Resistenzdaten werden REDARES-Interventionspraxen (HausärztInnen/AllgemeinmedizinerInnen) zur Verfügung gestellt.

Ergebnisse: Die Resistenzanteile von E. coli bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen lagen bei 12,3% (Trimethoprim) bzw. 10,2% (Cotrimoxazol), bei allen weiteren untersuchten Antibiotika unter 10%. Bei rezidivierenden HWI lagen die Resistenzanteile höher. Bei Trimethoprim (21,8%) und Cotrimoxazol (20,1%) waren diese Unterschiede signifikant, bei allen anderen Antibiotika nicht. Aktuell läuft die Datenerhebung noch, daher erfolgte hier eine Auswertung der Daten für ganz Deutschland. Bei Vorliegen aller Daten (Sommer 2021) werden die Resistenzanteile nach Regionen stratifiziert dargestellt.

Diskussion: ÄrztInnen müssen aktuelle regionale Resistenzdaten zur Verfügung gestellt werden. Bei Rezidiven sollte aufgrund der höheren Resistenzanteile immer eine Urinkultur mit Antibiogramm erfolgen.

Take Home Message für die Praxis: Alle derzeit in der S3-Leitlinie bei unkomplizierten HWI empfohlenen Antibiotika sind aus Resistenzsicht für den Einsatz geeignet.