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Soziale Teilhabe und depressive Symptome bei Hausarztpatient*innen mit erhöhtem Risiko für kognitive Abbauprozesse
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Published: | September 17, 2021 |
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Hintergrund: Soziale Isolation stellt einen von mehreren bekannten Risikofaktoren für die Entstehung von kognitiven Abbauprozessen im Alter dar. Studien weisen auf einen verzögerten Eintritt dieser Prozesse hin, wenn soziale Aktivitäten aufrechterhalten oder gefördert werden. Zudem ist soziale Isolation mit depressiven Symptomen assoziiert, welche als weitere Risikofaktoren gelten. Während für manche Patient*innen Sozialkontakte vor allem durch große Familien zustande kommen, ergeben sich bei anderen Patient*innen diese vor allem im Rahmen des Freundes- und Bekanntenkreis.
Fragestellung: Unterscheiden sich Hausarztpatient*innen über 60 Jahre mit erhöhtem Risiko für kognitive Abbauprozesse mit vorwiegender Anzahl an familiären Sozialkontakten bzw. vorwiegender Anzahl an freundschaftlich-nachbarschaftlichen Sozialkontakten hinsichtlich depressiver Symptome?
Methoden: Querschnittsauswertung der Erstuntersuchung der „AgeWell.de“-Studie, einer multizentrischen, Cluster-randomisierten kontrollierten Studie. Das soziale Netzwerk wurde anhand der Lubben Social Network Scale erhoben und die Teilbereiche familiäres Netzwerk und Freundeskreis-Nachbarschafts-Netzwerk (Anzahl regelmäßiger Kontakte) ausgewertet. Assoziationen zwischen der Netzwerkgröße und depressiven Symptomen (Geriatric Depression Scale) wurden berechnet und der Zusammenhang zwischen der Anzahl der sozialen Kontakte und dem Berichten depressiver Symptome überprüft. In einem zweiten Schritt wurden die beiden Patient*innengruppen hinsichtlich Unterschiede in den ausgeübten sozialen Aktivitäten und Engagement in sozialen Gruppen untersucht.
Ergebnisse: Die Netzwerkgröße korreliert signifikant negativ mit depressiven Symptomen (p<0.001). Patienten mit einem kleinen familiären Netzwerk und einem großen Freundeskreis-Nachbarschafts-Netzwerk (n=76) zeigten signifikant weniger depressive Symptome als Patienten mit einem großen familiären Netzwerk und einem kleinen Freundeskreis-Nachbarschafts-Netzwerk (n=214) (p<0.001). Patienten mit großem Freundeskreis-Nachbarschafts-Netzwerk nahmen häufiger an sozialen Aktivitäten (z.B. Hobbies, Kulturveranstaltungen) teil oder engagierten sich in Gruppen (z.B. Verein, Kirche).
Diskussion: Die Datenauswertung im Querschnitt liefert keine Aussagen bezüglich Kausalität. Ob die Aufrechterhaltung von Kontakten im Bekanntenkreis trotz vieler familiärer Sozialkontakte vor depressiven Symptomen schützt, kann erst durch die Auswertung der Längsschnittdaten beurteilt werden.
Take Home Message für die Praxis: Ältere Hausarztpatient*innen sollten trotz großem Familienkreis zur Pflege von Sozialkontakten in Freundeskreis und Nachbarschaft motiviert werden, insbesondere zur Teilnahme an sozialen Aktivitäten oder Engagement in sozialen Gruppen.