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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

„Dieses Ungewisse und dieses ‚Noch-mal-ganz-von-vorne’“ – Motive, Herausforderungen und Unterstützungbedarfe von Quereinsteigenden in die Allgemeinmedizin in Hessen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maria Farquharson - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Marischa Fast - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Martin Fink - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Miriam Schwär - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Monika Sennekamp - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Ferdinand M. Gerlach - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-02-01

doi: 10.3205/21degam183, urn:nbn:de:0183-21degam1835

Published: September 17, 2021

© 2021 Farquharson et al.
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Text

Hintergrund: In Hessen ist der Quereinstieg Allgemeinmedizin für Fachärzte/innen aus Fächern der unmittelbaren Patientenversorgung in zwei Jahren möglich. Eine Befragung unter den 151 Prüfungsabsolventen/innen in Hessen im Jahr 2020 (n=92, Rücklauf 61%) sowie interne Daten des Kompetenzzentrums Weiterbildung (KW) zeigen, dass der Anteil der Quereinsteigenden bei etwa 18–20% liegt. Daher und aufgrund ihres Potentials, dem Hausärztemangel zeiteffizient entgegenzuwirken, stellen Quereinsteigende eine relevante Zielgruppe für die bundesweiten KW dar.

Fragestellung: Was sind Motive und Herausforderungen von Quereinsteigenden in die Allgemeinmedizin und welche Unterstützungsbedarfe sind mit diesen verbunden?

Methoden: Im 2./3. Quartal 2020 wurden qualitative, teilstrukturierte Telefoninterviews geführt (n=6, 4 Frauen, Durchschnittsalter 44 Jahre). Um die Heterogenität im Feld der Quereinsteigenden abzubilden, wurden Personen mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen befragt (Patton, 2002). Die Auswertung erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) in MAXQDA.

Ergebnisse: Motive für den Quereinstieg sind u.a. Work-Life-Balance, Arbeitsbelastung der ursprünglichen Facharztrichtungen, berufliche Gestaltungsfreiheiten und die fachliche Vielfalt der Allgemeinmedizin. Herausforderungen sehen Quereinsteigende in der Weiterbildungsqualität, der neuen Rolle, finanziellen Einbußen, der fehlenden ambulanten Perspektive bzw. fachspezifischem Wissen oder der Bürokratie. Unterstützungsbedarfe liegen in der organisatorischen Begleitung sowie der Vermittlung ambulant-allgemeinmedizinischer Fachinhalte und Arbeitsweisen.

Diskussion: Quereinsteigende bringen Berufserfahrung und ein hohes Maß an Selbstorganisation mit. Es ließen sich zunächst keine fachspezifischen Bedarfe feststellen, was jedoch Gegenstand weiterer Untersuchungen sein sollte. Wohl aber verbindet alle befragten Quereinsteigenden ihre klinisch geprägte Arbeitsweise und ihr Fachwissen, das an die allgemeinmedizinische Tätigkeit angepasst werden muss. Dieser Schritt kann durch spezielle, auf diese Zielgruppe zugeschnittene Angebote unterstützt werden.

Take Home Message für die Praxis: Der Quereinstieg Allgemeinmedizin ist eine effektive Möglichkeit, dem Hausärztemangel zeiteffizient entgegenzuwirken, wobei Unterstützung in der organisatorischen Begleitung sowie der Vermittlung spezifischer allgemeinmedizinischer Fachinhalte und ambulanter Arbeitsweisen relevant ist.