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Depression nach schwerer Sepsis: eine hausärztliche Verlaufsbeobachtung
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Published: | September 17, 2021 |
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Hintergrund: Überlebende einer schweren Sepsis leiden oft nach der intensivmedizinischen Behandlung unter Langzeitfolgen. Darunter fallen auch depressive Symptome. Über deren Verlauf ist bislang wenig bekannt. Die meisten dieser Patienten werden in der Hausarztpraxis nachbetreut.
Fragestellung: Ein-Jahres-Verläufe und assoziierte Faktoren depressiver Symptome bei Überlebenden einer schweren Sepsis in der hausärztlichen Nachbetreuung
Methoden: Daten der randomisierten kontrollierten Studie „SMOOTH“ aus den Jahren 2011 bis 2016 zur hausärztlichen Langzeitversorgung nach Sepsis wurden post hoc analysiert. Depressive Symptome wurden ein, sechs und zwölf Monate nach ITS-Entlassung erhoben, u.a. mit dem Major Depression Inventory (MDI). Die statistischen Analysen umfassten insbesondere ein Growth Mixture Modell (GMM) zur Verlaufsmodellierung.
Ergebnisse: Das GMM identifizierte drei Klassen von depressiven Symptomverläufen über ein Jahr mit signifikant unterschiedlichen MDI-Summenscores unter den 224 eingeschlossenen Patienten:
152 Patienten (67,9%) zeigten initial leichte Symptome, die sich im Verlauf zurückbildeten („milder Verlauf“).
45 Patienten (20,1%) erholten sich von initial schweren Symptomen.
Bei 27 Patienten (12,1%) persistierten die schweren Symptome („schwerer Verlauf“).
Im Vergleich zu den anderen Klassen gaben die Patienten mit „mildem Verlauf“ signifikant weniger chronische Schmerzen und weniger posttraumatischen Stress an. Zudem war die gesundheitsbezogene Lebensqualität innerhalb eines Monats nach ITS-Entlassung signifikant höher. Weitere Korrelationen zeigten sich nicht.
Diskussion: Im ersten Jahr nach Entlassung von der Intensivstation zeigten Sepsis-Überlebende drei unterschiedliche Verläufe depressiver Symptome unabhängig von fachspezifischer Versorgung und sozioökonomischen Charakteristika. Die Versorgung dieser Patienten könnte zukünftig verbessert werden, indem die „schweren Verläufe“ frühzeitig erkannt werden. Limitiert werden die Ergebnisse durch das exploratorische Design und die nicht repräsentative Stichprobe.
Take Home Message für die Praxis: Überlebende einer schweren Sepsis zeigen unterschiedliche Ein-Jahres-Verläufe depressiver Symptome in der hausärztlichen Nachbetreuung. Verlauf und Schweregrad sind mit chronischen Schmerzen, posttraumatischem Stress und reduzierter gesundheitsbezogener Lebensqualität nach ITS-Entlassung assoziiert. Patienten mit Hinweisen auf einen schweren Verlauf profitieren möglicherweise am meisten von einer frühzeitigen Erkennung.