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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Messung des Verlangens, Tabak zu Rauchen bei der Rückfall-Prävention in der hausärztlichen Versorgung: explorative Analyse einer randomisierten kontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel Kotz - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland; Maastricht University, Department of Family Medicine, Maastricht, Niederlande; University College London, Institute of Epidemiology and Health Care, London, Großbritannien
  • Carolien van Rossem - Maastricht University, Department of Family Medicine, Maastricht, Niederlande
  • Wolfgang Viechtbauer - Maastricht University, Department of Psychiatry and Neuropsychology, Maastricht, Niederlande
  • Mark Spigt - Maastricht University, Department of Family Medicine, Maastricht, Niederlande; The Arctic University of Tromsø, Department of Community Medicine, Tromsø, Deutschland
  • Onno C.P. van Schayck - Maastricht University, Department of Family Medicine, Maastricht, Niederlande

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-27-04

doi: 10.3205/21degam151, urn:nbn:de:0183-21degam1515

Published: September 17, 2021

© 2021 Kotz et al.
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Text

Hintergrund: Rauchstoppversuche enden meistens mit einem Rückfall. Im Rahmen der hausärztlichen Versorgung bei der Tabakentwöhnung wäre es sehr hilfreich, Patient*innen mit einem besonders hohen Rückfall-Risiko identifizieren zu können.

Fragestellung: Sind zwei einfache Fragen nach dem Verlangen zu Rauchen valide bei der Vorhersage von Rückfall bei Patient*innen, die einen Rauchstoppversuch unternehmen?

Methoden: Explorative Analyse von Daten eines RCTs in Hausarztpraxen (doi:10.1111/add.13927). 180 Patient*innen, die eine Rauchstoppbehandlung erhielten, waren nach 9 Wochen rauchfrei. Es wurde gemessen, wie häufig diese in den vergangenen 24 Stunden das Verlangen zu rauchen verspürten (V1) und wie stark dieses Verlangen war (V2; Antwortskalen 1–6=immer/extrem starkes Verlangen). Der Zusammenhang zwischen V1/V2 mit Rückfall in Woche 9–26 sowie 9–52 (Rückfallquote 41,7% bzw. 55,6%) wurde mit logistischen Regressionsmodellen untersucht. Zudem wurde die Sensitivität, Spezifität (SP) und der positive Vorhersagewert (PPV) von V1 und V2 hinsichtlich der korrekten Identifizierung von zukünftigem Rückfall berechnet.

Ergebnisse: Die adjustierte Odds Ratio (aOR) für die Vorhersage von Rückfall in Woche 9–26 war 1,74 (95%KI=1,05–2,89) für V1 und 1,59 (95%KI=1,11–2,28) für V2. Die aORs für Rückfall in Woche 9–52 waren 2,41 (95%KI=1,33–4,37) bzw. 1,71 (95%KI=1,14–2,56). Ein Schwellenwert >3 für V1 ergab SP=97,1 und PPV=70,0 für Woche 9–26, und SP=98,8 und PPV=90,0 für Woche 9–52. Ein Schwellenwert >4 für V2 ergab SP=99,0 und PPV=85,7 für Woche 9–26, und SP=98,8 und PPV=85,7 für Woche 9–52.

Diskussion: Beide kurzen Fragen nach dem Verlangen zu Rauchen (V1 und V2) sind valide bei der Vorhersage von Rückfall bei Patient*innen, die einen Rauchstoppversuch unternehmen. Die Anwendung von Schwellenwerten ermöglicht es, Rückfall nach 52 Wochen mit bis zu 90% Genauigkeit vorher zu sagen. Eine Bestätigung dieser Ergebnisse in speziell geplanten Studien ist erforderlich.

Take Home Message für die Praxis: Bei Patient*innen, die einen Rauchstoppversuch unternehmen, kann eine einfache Frage nach dem Verlangen zu rauchen Hausärzt*innen helfen, Patient*innen mit hohem Rückfall-Risiko zu identifizieren und gezielte Unterstützung anzubieten, damit der Rauchstoppversuch langfristig gelingt.