gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Offene Bedarfe in der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Demenz und deren pflegenden Angehörigen aus der Perspektive der Hausärzte

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker Felix Laurenz, Maximilian Rachor - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Veronika van der Wardt - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-27-02

doi: 10.3205/21degam149, urn:nbn:de:0183-21degam1498

Published: September 17, 2021

© 2021 Rachor et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Allein in Deutschland leben gegenwärtig 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Hochrechnungen haben ergeben, dass sich die Prävalenz bis 2050 auf ca. 3 Millionen verdoppeln wird.

In der Versorgung von Menschen mit Demenz hat der Hausarzt eine wichtige Funktion.

Eine erste deutsche Studie hat gezeigt, dass über 90 Prozent der befragten Menschen mit Demenz drei oder mehr offene Bedarfe hatten, davon 30 Prozent sogar mehr als zehn. In einer weiteren Studie gaben auch 75 Prozent der pflegenden Angehörigen mindestens einen offenen Bedarf an. Die Perspektive der Hausärzt.innen in Bezug auf die Versorgungsbedürfnisse von Menschen mit Demenz und deren pflegenden Angehörigen wurde bisher allerdings unzureichend untersucht.

Fragestellung: Welche Bedarfe in der Gesundheitsversorgung nehmen die Hausärzt.innen bei Menschen mit Demenz und deren pflegenden Angehörigen wahr?

Methoden: Zu diesem Zweck wurden leitfadenorientierte Interviews mit Hausärzt.innen aus Hessen geführt, die alle aufgenommen und wörtlich transkribiert wurden. Die Transkripte werden mit Hilfe des Analyseprogramms „MAXQDA“ thematisch analysiert.

Ergebnisse: Bisher wurden 14 Hausärzt.innen rekrutiert. Weiter Interviews sind geplant, um eine Datensättigung zu erreichen.

Die vorläufigen Themen lauten wie folgt: Abhängigkeit von Angehörigen, Problem in der Versorgungszuführung, Kommunikation mit Menschen mit Demenz, Unterstützung und Organisation in der Pflege, Informations- und Aufklärungsbedarf, Wunsch nach Therapie durch die Patienten und Bedarf an Diagnostik.

Diskussion: Die Studie zeigte eine große Bandbreite an wahrgenommenen Bedarfen in der primären Gesundheitsversorgung von Menschen mit Demenz. Engagierte Angehörige spielen dabei eine große Rolle. Es gab die Ansicht, dass viele Angehörige und Menschen mit Demenz einen Unterstützungsbedarf in der Pflege haben. Der Hausarzt wird häufig mit der Erwartung nach Diagnostik und Therapie konsultiert. Auf dem Kongress sollen die endgültigen Ergebnisse präsentiert werden.

Take Home Message für die Praxis: Es sollte frühzeitig eine Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht organisiert werden, um handlungsfähig zu bleiben. Kontaktlisten mit Versorgungsanbietern könnten die interdisziplinäre Zusammenarbeit verbessern.