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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Die Hausarztpraxis im Jahr 2050: Zukunftsszenarien

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Kristina Spöhrer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Eike Buhr - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung für Ethik in der Medizin, Department für Versorgungsforschung, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Oldenburg, Deutschland
  • Andreas Hein - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung Assistenzsysteme und Medizintechnik, Department für Versorgungsforschung, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften,, Oldenburg, Deutschland
  • Mark Schweda - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung für Ethik in der Medizin, Department für Versorgungsforschung, Fakultät VI – Medizin und Gesundheitswissenschaften, Oldenburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-23-06

doi: 10.3205/21degam129, urn:nbn:de:0183-21degam1294

Published: September 17, 2021

© 2021 Spöhrer et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Die aktuellen Entwicklungen in der digitalisierten Medizin scheinen eher von einer anbieterinduzierten und technikgetriebenen Fülle mehr oder weniger praxistauglicher Anwendungen getriggert zu sein als von einem gesellschaftlichen Konsens, der aus einem wertebasierten Diskurs hervorgegangen ist.

Fragestellung: Um einen Beitrag zu einem solche Diskurs zu leisten, haben wir ein Best-Case- und ein Worst-Case-Szenario für die Hausarztpraxis im Jahr 2050 entwickelt.

Methoden: Es wurden im Rahmen eines Workshops mit Vertreter:innen aus Patienten- und Hausärzteschaft, MFA, Medizinethik und Informatik konzeptionelle Ansätze und methodische Elemente der so genannten Szenario-Technik genutzt. In einem ersten Schritt wurde eine Aufgaben- und Problemanalyse vorgenommen. In einem weiteren Schritt wurden die relevanten Einflussfaktoren und ihre Stärke sowie Wechselwirkung bestimmt. Im dritten Schritt wurden davon ausgehend hypothetische Zukunftsszenarien entworfen, ein Best- und ein Worst-Case-Szenario. Diese Szenarien wurden abschließend erörtert, um Handlungsempfehlungen zu formulieren

Ergebnisse: Best-Case-Szenario: Im Jahr 2050 wird die primäre Gesundheitsversorgung in Deutschland eine hausärztlich zentrierte, holistisch-patientenorientierte Versorgung sein und durch hausärztlich geleitete multiprofessionelle Teams erbracht. Unterstützt wird diese Art der Versorgung insbesondere durch Digitale Instrumente: Moderne, KI-basierte Technik ermöglicht eine effizientere Organisation und Verwaltung der hausärztlichen Arbeit und setzt zeitliche und personelle Ressourcen für die Patientenversorgung frei. Worst-Case-Szenario: Im Jahr 2050 wird die Gesundheitsversorgung in Deutschland stark fragmentiert sein. Partikulare Stakeholderperspektiven und Profitinteressen prägen die Landschaft. Hausärzt:innen werden dabei keine zentrale Rolle mehr spielen. Die digitale Transformation wird in erster Linie von marktwirtschaftlichen Kräften vorangetrieben und entfaltet sich eigengesetzlich.

Diskussion: Die hausärztlich zentrierte Gesundheitsversorgung der Zukunft erfordert eine weitere Stärkung der Allgemeinmedizin in der akademischen Ausbildung und der öffentlichen Wahrnehmung, um eine optimale Integration der Digitalen Instrumente zu erreichen.

Take Home Message für die Praxis: Im hausärztlich zentrierten Gesundheitswesen der Zukunft müssen Fehlanreize beseitigt und Vergütungsstrukturen angepasst werden, sodass ärztliches Handeln ohne wirtschaftliche Abhängigkeiten ermöglicht wird und eine integrative Patientenversorgung unter Nutzung aller Möglichkeiten stattfinden kann.