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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Antibiotikaverordnungen bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen in Haus- und Frauenarztpraxen in Sachsen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jeannine Schübel - Technische Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus”, Dresden, Deutschland
  • Jens Weidner - Technische Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus”, Dresden, Deutschland
  • Jenny Petermann - Technische Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus”, Dresden, Deutschland
  • Martina Bothur - Technische Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus”, Dresden, Deutschland
  • Falko Tesch - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Deutschland
  • Antje Bergmann - Technische Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus”, Dresden, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), Dresden, Deutschland
  • Katrin Flohrs - Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) Sachsen, Deutschland
  • Ingrid Ehrhard - Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen (LUA) Sachsen, Deutschland
  • Sören Funck - Berufsverband der Frauenärzte (BVF) Landesverband Sachsen, Deutschland
  • Henna Riemenschneider - Technische Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus”, Dresden, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-22-03

doi: 10.3205/21degam121, urn:nbn:de:0183-21degam1212

Published: September 17, 2021

© 2021 Schübel et al.
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Text

Hintergrund: Unkomplizierte Harnwegsinfektionen (uHWI) gehören zu den häufigsten Beratungsanlässen im primärärztlichen Setting und sind mit einer hohen Verordnungsrate von Antibiotika (AB) assoziiert. Die Verordnungsraten unterscheiden sich regional und zwischen den Versorgergruppen im ambulanten Setting. Hausärzte verordneten 2014 in Sachsen bei ca. 63% der Patienten mit uHWI ein AB. Der AB-Verbrauch in der Bevölkerung beeinflusst AB-Resistenzen, welche regional verschieden sein können

Fragestellung: Welche Faktoren haben einen Einfluss auf das AB-Verordnungsverhalten bei uHWI im hausärztlichen und ambulanten gynäkologischen Setting in Sachsen?

Methoden: Im Rahmen einer Beobachtungsstudie (2/2020–6/2021) sollen 500 volljährige Patientinnen mit einem unkomplizierten HWI eingeschlossen werden. Es werden das AB-Verordnungsverhalten und die Verordnungsmotivation der behandelnden Ärzte mittels Fragebögen und einer retrospektiven Patientenaktenanalyse erfasst.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse (Hausärzte: n=31, Gynäkologen: n=25) deuten darauf hin, dass im hausärztlichen Setting signifikant häufiger AB bei Symptomen einer uHWI verordnet werden (x²-Test p= 0,00). Als häufigste Verordnungsgründe wurden die Einschätzung der medizinischen Notwendigkeit und der Patientenwunsch bei Beschwerden angegeben. Zum Kongresszeitpunkt werden die Ergebnisse der vollständigen Datenauswertung präsentiert.

Diskussion: Kenntnisse zum AB-Verordnungsverhalten der verschiedenen Facharztgruppen bei uHWI sind relevant, um Gründe für AB-Verordnungen im Kontext von Leitlinienempfehlungen aufzugreifen. Ein restriktiver AB-Einsatz in der Hausarztpraxis sollte angestrebt werden, um weitere AB-Resistenzen zu verhindern.

Take Home Message für die Praxis: Im Vergleich zu ambulanten Gynäkologen verordnen Hausärzte in Sachsen signifikant häufiger AB bei Patientinnen mit uHWI. Die Gründe für AB-Verordnungen sollten in Leitlinien aufgegriffen und in Fortbildungen thematisiert werden.