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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Validierung eines SARS-CoV-2-Antigenschnelltests in hausärztlichen Praxen zum Nachweis einer Infektion mit SARS-CoV-2

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jörn Rohde - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Wolfgang Himmel - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Oliver Kurzai - Universität Würzburg, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Würzburg, Deutschland
  • Hanna Schrader - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Ildikó Gágyor - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-15-02

doi: 10.3205/21degam083, urn:nbn:de:0183-21degam0835

Published: September 17, 2021

© 2021 Rohde et al.
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Text

Hintergrund: Gegenwärtig gelten PCR-Tests als Goldstandard für die SARS-CoV-2-Diagnostik. Das Ergebnis von PCR-Tests liegt erst Stunden bis Tage nach Testung vor. Ein neues diagnostisches Mittel stellen Point-of-Care-Antigentests (POCT) dar. Diese können direkt in der Praxis durchgeführt werden. Das Ergebnis liegt nach wenigen Minuten vor. Die Angaben der Hersteller zur Spezifität und Sensitivität dieser Tests, welche zumeist aus Labortestreihen ermittelt werden, dürften zu optimistisch und nur bedingt auf die Situation in der Hausarztpraxis übertragbar sein. Zudem ist unklar, inwieweit Dauer und Ausprägung der Symptome Auswirkungen auf die diagnostische Sicherheit haben.

Fragestellung:

  • Wie präzise ist die diagnostische Leistung (Sensitivität, Spezifität, positiver u. negativer prädiktiver Wert) von POCT?
  • Besteht eine Korrelation zwischen Testgenauigkeit und Symptomatik?
  • Wie schneiden die POCT bzgl. der praktischen Durchführbarkeit und des diagnostischen Mehrwerts im Vergleich zum PCR-Test ab?

Methoden: In einer prospektiven Validierungsstudie wurden volljährige Personen jeden Geschlechts, welche für eine SARS-CoV-2-Infektion typische Symptome aufwiesen, eingeschlossen. Für den POCT wurde in der hausärztlichen Praxis ein nasopharyngealer Abstrich und als Kontrolle ein nasopharyngealer PCR-Abstrich entnommen. Die Durchführung des POCT erfolgte nach Herstellerprotokoll. Zur Dokumentation der Dauer und Art der Beschwerden füllten Patient*innen einen Fragebogen aus. Ärzt*innen und MFAs wurden zur Durchführbarkeit und zum diagnostischen Mehrwert des POCT befragt.

Ergebnisse: Insgesamt 41 Praxen haben sich beteiligt; wir erwarten ca. 1.500 teilnehmende Patient*innen. Auf Basis der bisher ausgewerteten Daten erreicht der POCT eine Sensitivität zwischen 70 und 80% sowie eine Spezifität von nahezu 100%. Die Resonanz bezüglich der Durchführbarkeit des POCT ist überwiegend positiv. Die Auswertung zur Korrelation zwischen Symptomatik und Testgenauigkeit steht noch aus.

Diskussion: Erste Ergebnisse zeigen eine deutlich geringere Sensitivität des POCT gegenüber der Herstellerangabe von fast 97%. Inwieweit die vorab bestehenden Symptome und/oder eine höhere Vortest-Wahrscheinlichkeit der Hausarztpraxis gegenüber bevölkerungsbezogenen Screenings eine Rolle spielen, wird noch zu bestimmen sein.

Take Home Message für die Praxis: Nach abschließender Validierung müssen gegebenenfalls Chancen und Grenzen von POCT als diagnostische Nachweissysteme überdacht werden.