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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Evaluation des Pädiatrie-Moduls der hausarztzentrierten Versorgung in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Angelina Müller - Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Olga Anastasia Sawicki - Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Moritz Philipp Günther - Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Zürich, Schweiz
  • Anastasiya Glushan - Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Claudia Witte - Aqua-Institut, Arzneimittel und Qualitätsförderung, Deutschland
  • Renate Klaaßen-Mielke - Ruhr-Uni Bochum, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
  • Ferdinand Michael Gerlach - Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Martin Beyer - Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Kateryna Karimova - Goethe-Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-08-03

doi: 10.3205/21degam043, urn:nbn:de:0183-21degam0433

Published: September 17, 2021

© 2021 Müller et al.
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Text

Hintergrund: In der Früherkennung und strukturierten Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) spielen Primärversorger:innen eine wesentliche Rolle. Wir untersuchten, ob ein strukturiertes Versorgungsmodell, welches an die hausarztzentrierte Versorgung (HZV) gekoppelt ist und erweiterte Vorsorgeuntersuchungen beinhaltet, möglicherweise Vorteile für diese Patient:innengruppe bringen kann.

Fragestellung: Welche Unterschiede in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch Kinder und Jugendliche mit ADHS können zwischen der Teilnahme am Pädiatrie-Modul der HZV und der Regelversorgung beobachtet werden?

Methoden: Wir führten eine retrospektive Beobachtungsstudie unter Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 18 Jahren basierend auf Abrechnungsdaten der AOK Baden-Württemberg aus 2018 durch. Die Interventionsgruppe bestand aus Kindern und Jugendlichen mit ADHS, die in das Pädiatrie-Modul der HZV eingeschrieben waren und von Hausärzt:innen, die ebenfalls in das Modul eingeschrieben waren, behandelt wurden; die Kontrollgruppe bildete die Regelversorgung ab. Die Outcomes waren die Hospitalisierung wegen einer F-Diagnose sowie Verordnung von Stimulanzien und kognitiver Verhaltenstherapie. Die Analysen wurden mittels multivariabler Modelle durchgeführt.

Ergebnisse: 2.317 Patient:innen konnten der Interventionsgruppe und 4.177 der Kontrollgruppe zugeordnet werden. Das durchschnittliche Alter lag bei 8,9 ± 4,4 Jahren. Die Studienpopulation war überwiegend männlich. In der Interventionsgruppe konnte eine Chancenreduktion für eine Hospitalisierung wegen einer F-Diagnose beobachtet werden (Odds Ratio (OR): 0,666, 95% Konfidenzintervall (KI): 0,509–0,871). Darüber hinaus hatte die Interventionsgruppe eine niedrigere Chance einer Stimulanzien-Verordnung (OR: 0,817; 95% KI: 0,732–0,912). Bei der Inanspruchnahme von kognitiver Verhaltenstherapie zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.

Diskussion: Strukturierte Versorgungsmodelle wie das hier beschriebene Pädiatrie-Modul der HZV stärken die ambulante Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit ADHS. Die Faktoren, welche dieser Stärkung zugrunde liegen sollten in kontrollierten Studien näher erforscht werden.

Take Home Message für die Praxis: Für Teilnehmer:innen am Pädiatrie-Modul der HZV in Baden-Württemberg konnte eine Chancenreduktion für eine Hospitalisierung wegen einer F-Diagnose beobachtet werden.