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Arriba-PPI – qualitative Evaluation einer computerbasierten Absetzstrategie zur Reduktion der Überversorgung mit Protonenpumpenhemmern
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Published: | September 17, 2021 |
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Hintergrund: Um den ansteigenden Verordnungszahlen im ambulanten Bereich sowie den potentiellen Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern (PPI) zu begegnen, wurde die computerbasierte Entscheidungshilfe arriba-PPI zur Reduktion von nicht notwendigen PPI-Verordnungen entwickelt. Mithilfe dieses Beratungstools können Ärzt*innen individuelle Indikationen und Nebenwirkungen mit Patient*innen besprechen. Angestrebt wird eine gemeinsame Entscheidung für oder gegen das Absetzen oder eine Dosisreduktion.
Fragestellung: Wie haben beratende Ärzt*innen und beratene Patient*innen das neue Tool erlebt? Zielsetzung war es, die Ergebnisse der Interventionsstudie im Kontext der tiefergehenden qualitativen Untersuchungen zu beleuchten, das Tool für den breiten Einsatz in der Praxis ggf. weiterzuentwickeln und Faktoren, die Absetz- und Reduktionsversuche behindern oder begünstigen, zu identifizieren.
Methoden: Es wurden leitfadengestützte Telefoninterviews in etwa 6 bis 12 Monate nach der Beratung mit dem arriba-PPI-Tool mit Ärzt*innen und Patient*innen geführt. Die Transkripte wurden in einem multidisziplinären Team inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Die Analysen liefern Hinweise darauf, dass die Studie insgesamt zur Sensibilisierung bezüglich PPI beigetragen hat, wenngleich die Entscheidungshilfe arriba-PPI bei der Beratung keine zentrale Rolle spielte. Die Ärzt*innen nutzten das Tool teilweise während, jedoch i.d.R. nicht mehr nach der Studie, ihr Alltagshandeln diesbezüglich hat sich nicht verändert. Als wichtige Faktoren zum Absetzen und Reduzieren von PPI werden das individuelle Beratungsgespräch, das Vertrauensverhältnis und eine Einbindung in die Entscheidungsfindung durch angemessene Informationsvermittlung benannt. Die psychologische Komponente der Ängste, ohne das Medikament nicht auskommen zu können, sollte in Beratungsgesprächen stärker einbezogen werden.
Diskussion: Es stellt sich die Frage, ob eine Strategie zur Reduktion der Ängste bei der Weiterentwicklung des Tools implementiert werden kann. Dies könnte das Gefühl des Vertrauens, sowie der gemeinsamen Entscheidungsfindung für die Patient*innen stärken.
Take Home Message für die Praxis: Der Beratungserfolg hängt maßgeblich vom Vertrauen in die beratenden Ärzt*innen und der Einbindung in die Entscheidungsfindung ab, dies konnte von dem Tool nicht maßgeblich gefördert werden.