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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Strukturen des Informationsaustausches in deutschen Hausarztpraxen: eine soziale Netzwerkanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christine Arnold - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Patrick Hennrich - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Frank Peters-Klimm - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-05-03

doi: 10.3205/21degam025, urn:nbn:de:0183-21degam0252

Published: September 17, 2021

© 2021 Arnold et al.
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Hintergrund: Handlungsempfehlungen werden in der allgemeinmedizinischen Praxis oftmals langsam implementiert. Dabei spielen viele Faktoren wie beispielsweise Teamstrukturen und Informationsaustausch eine Rolle. Implementierungsstrategien sollten dies berücksichtigen, weshalb eine Exploration dieser Strukturen unerlässlich ist.

Fragestellung: Ziel der Studie war es, die Strukturen in Bezug auf den Informationsaustausch in Hausarztpraxen im Bereich von chronischen Erkrankungen zu explorieren und so den Kontext der Versorgung zur Entwicklung von Implementierungsstrategien zu ermitteln.

Methoden: Es wurde eine Querschnittsstudie mittels Fragebogen zur Vernetzung in Hausarztpraxen aus drei Bundesländern in Deutschland durchgeführt. Die Darstellung ungerichteter Netzwerke erfolgte mithilfe sozialer Netzwerkanalysen. Die Berechnung der Anzahl der Verbindungen zwischen Teammitglieder*innen im Netzwerk fand für die chronischen Erkrankungen Diabetes mellitus Typ 2, koronare Herzerkrankung (KHK) und Herzinsuffizienz statt.

Ergebnisse: In die Analyse konnten 40 Hausarztpraxen mit 153 Teilnehmer*innen eingeschlossen werden. Unabhängig von der Größe der Hausarztpraxen zeigten sich unterschiedliche Netzwerkstrukturen: In 17 Praxen waren alle Mitarbeiter*innen in den Informationsaustausch über KHK eingebunden, in 16 über Diabetes mellitus Typ 2, während dies in Bezug auf Patient*innen mit Herzinsuffizienz bei 15 Praxen der Fall war.

Die Netzwerke bezüglich des Informationsaustausches über die Behandlung von Patient*innen mit Diabetes mellitus Typ2 zeigten in der Summe 353 Verbindungen, die der KHK 314 und die der Herzinsuffizienz 294.

Zum Informationsaustausch außerhalb der Hausarztpraxen gaben 92 (60,13%) Teilnehmer*innen an, Informationen über Patient*innen mit Diabetes Typ-2 mit Apotheker*innen auszutauschen, 88 (57,52%) mit Pflegekräften aus Pflegeheimen und 96 (62,75%) mit Pflegekräften von ambulanten Pflegediensten.

Diskussion: Die Strukturen der Hausarztnetzwerke des Informationsaustausches variierten über die Praxen und Erkrankungen hinweg. Es kann davon ausgegangen werden, dass neue Handlungsempfehlungen in Bezug auf Diabetes mellitus Typ 2 aufgrund der höheren Anzahl an Verbindungen in den Netzwerken leichter alle Teammitglieder erreichen.

Take Home Message für die Praxis: Die Analyse der Vernetzung in Hausarztpraxen kann neue Einblicke in die interprofessionellen Zusammenarbeit geben.