gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Barrieren und fördernde Faktoren beim Einsatz von KI-gestützten Screeningverfahren auf Diabetische Retinopathie in der Hausarztpraxis

Meeting Abstract

Search Medline for

  • presenting/speaker Linda Held - Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Larisa Wewetzer - Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-05-01

doi: 10.3205/21degam023, urn:nbn:de:0183-21degam0232

Published: September 17, 2021

© 2021 Held et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: In Deutschland leiden etwa 7,5 Mio. Menschen an Diabetes mellitus, Tendenz steigend. Die diabetische Retinopathie ist mit einer Prävalenz von ca. 25–35% eine häufige Komplikation. Bei einer frühzeitigen Diagnose kann eine Therapie eingeleitet werden, die irreversible Schädigung des Sehvermögens vermeidet.

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es Barrieren und fördernde Faktoren bezüglich des Einsatzes von KI- und Smartphone gestützten Screeningmethoden zur Früherkennung von Diabetischer Retinopathie in der Hausarztpraxis zu generieren.

Methoden: Es wurden leitfadengestützten Experteninterviews durchgeführt. Diese Interviews wurden transkribiert und von zwei Forscherinnen unabhängig voneinander inhaltsanalytisch (nach Mayring) ausgewertet. Zusätzlich wurden soziodemographische Daten der Studienteilnehmern erfasst.

Ergebnisse: An der Studie nahmen insgesamt 24 Teilnehmer teil: 16 Hausärzt*innen, 5 Augenärzt*innen und 3 Medizinische Fachangestellte (MFA). Hiervon waren 42% weiblich und 33% auf dem Land tätig.

Als Barrieren wurden fachliche und anwendungsbezogene Unsicherheiten der Hausärzt*innen, Skepsis gegenüber Künstlicher Intelligenz, die Dauer der Untersuchung, eine geringe Aufgeschlossenheit des Praxisteams neuen Verfahren gegenüber, ungeklärte Haftungsrechtliche Fragen, die Anpassung von eingespielten Praxisabläufen, hohe Anschaffungs- und laufende Kosten sowie eine geringe Vergütung genannt.

Fördernde Faktoren waren Fortbildungen sowie Anwendungsschulungen am Gerät, Delegierbarkeit an die MFAs, eine hohe Validität der Untersuchung, Empfehlung in Leitlinien, ein niedrigschwelliger Kontakt zu Augenärzten bzw. zu Ansprechpartnern für die Technik bei Fragen, eine Unterstützung in finanziellen Aspekten sowie eine angemessene Vergütung.

Diskussion: Es existieren KI-gestützte Retinopathie-Screeningansätze für den Einsatz in der Hausarztpraxis unter Zuhilfenahme eines Smartphones, die einen verbesserten Zugang zur Versorgung ermöglichen können.

Take Home Message für die Praxis: Für eine erfolgreiche Implementierung eines KI-gestützten Screenings auf Diabetische Retinopathie in die Hausarztpraxis müssen die dargestellten Determinanten berücksichtigt werden. Diese Determinanten berühren verschiedene Aspekte, die innerhalb und außerhalb der Praxis beinflussbar sind.