gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Stresserleben und Gesundheitsverhalten im Medizinstudium (SoRGSAM) – der Vergleich zweier Standorte in Niedersachsen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Bettina Engel - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Oldenburg, Deutschland
  • Birgit Wiese - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Kambiz Afshar - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-01-04

doi: 10.3205/21degam004, urn:nbn:de:0183-21degam0049

Published: September 17, 2021

© 2021 Engel et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Die hohe Stressbelastung von Ärzt*innen, aber auch von Medizinstudierenden kann sich langfristig negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken. Daher bauen das Institut für Allgemeinmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie die Abteilung für Allgemeinmedizin an der Universität Oldenburg (UOL) jeweils einen Schwerpunkt „Studierendengesundheit“ auf.

Fragestellung: Wie stellen sich Stresserleben und Gesundheitsverhalten von Medizinstudierenden an der MHH und an der UOL dar?

Methoden: Durchführung einer Querschnittsbefragung der Medizinstudierenden an der MHH und der UOL (Studienjahre 1–6) im Herbst- und Wintertertial 2018/19 bzw. im zweiten Modul über das Online-Befragungstool SoSci. Der Fragebogen beinhaltete die Kurzversion des Instruments „Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM)“ und die deutschsprachige Version des „Perceived Medical School Stress (PMSS-D)“-Instruments. Ergänzt wurden jeweils zur Einnahme leistungssteigernder Substanzen. Die Auswertung aller anderen Angaben erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse: Insgesamt 591 (MHH) vs. 167 (UOL) Studierende (Rücklauf [jeweils der Wert der MHH an erster Stelle]: ca. 32,8% bzw. 43%; weiblich 75,8% bzw. 78,4%) haben an der Erhebung teilgenommen. An beiden Standorten zeigte sich ein erhöhtes Stresserleben im 1. und 3. Studienjahr verglichen mit den anderen Jahren sowie ein Zusammenhang zwischen empfundener Stressbelastung und der Einnahme leistungssteigernder Substanzen. Der AVEM-Fragebogen ermöglichte bei 18,2% bzw. 18,5% eine definitive Musterzuordnung (Muster Gesundheit, Muster Schonung, Risikomuster Anstrengung, Risikomuster Burnout). Insgesamt waren hier 68,5% bzw. 58,1% in den beiden Risikomustern A und B zuzuordnen.

Diskussion: Die Studierenden an beiden Standorten zeigen ein erhöhtes Stresserleben vor allem in früheren Studienjahren. Risiken bestehen für überhöhte Anstrengung und Burnout. Diese Befunde sind kritisch und Anlass, u.a. die Lehrformate zu reflektieren und gesundheitsfördernde Angebote zu implementieren.

Take Home Message für die Praxis: Um der hohen Stressbelastung im Medizinstudium entgegenzuwirken und das Gesundheitsbewusstsein von Studierenden zu unterstützen, sind multidimensionale Ansätze erforderlich. Die universitäre Allgemeinmedizin kann mit ihrem bio-psycho-sozialen Ansatz und integrativen Verständnis eine Schlüsselrolle einnehmen. An der MHH und UOL entwickeln wir entsprechende curriculare Angebote.