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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Wie evidenzbasiert sind Therapieentscheidungen zur Depressionstherapie wirklich? Erfahrungen aus einer Netzwerk-Meta-Analyse

Meeting Abstract

  • K. Linde - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • L. Kriston - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • G. Rücker - Universitätsklinikum Freiburg, Department für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Freiburg, Deutschland
  • K. Sigterman - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • A. Schneider - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam163

doi: 10.3205/14degam163, urn:nbn:de:0183-14degam1639

Published: September 11, 2014

© 2014 Linde et al.
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Hintergrund: Zur Therapie von Patienten mit Depression stehen dem Hausarzt zahlreiche medikamentöse und per Überweisung psychologische Behandlungsoptionen zur Verfügung. Im Rahmen eines BMBF-geförderten systematischen Reviews (Förderzeichen 01KG1012) wurden alle verfügbaren randomisierten Studien bei hausärztlichen Patienten zu diesen Behandlungsoptionen ausgewertet.

Studienfrage: Ist es auf der Basis einer behandlungsübergreifenden Meta-Analyse möglich, zuverlässig evidenzbasierte Aussagen zu machen, welche Behandlungsoptionen besonders wirksam und nebenwirkungsarm sind?

Methoden: Es wurde eine systematische Übersichtsarbeit mit konventioneller Meta-Analyse (d.h. Auswertung nur der tatsächlich vorhandenen direkten Vergleiche) und Netzwerk-Meta-Analyse (d.h. Synthese direkter und indirekt geschätzter Unterschiede) mit insgesamt 101 randomisierten Studien durchgeführt. Die Erfahrungen bei der Studienextraktion, Analyse und Publikationsversuchen werden geschildert.

Ergebnisse: Studien zu medikamentösen und psychologischen Interventionen unterschieden sich bzgl. Patienten und Methoden so stark, dass ein direkter Vergleich nicht vertretbar erschien. Aber auch innerhalb dieser Studiengruppen waren die Studien heterogen. In einem ersten übergreifenden Publikationsversuch wurden Netzwerk-Meta-Analysen getrennt für medikamentöse und psychologische Interventionen präsentiert. Zwei hochrangige Zeitschriften (Lancet, BMJ) zeigten sich in hohem Maße interessiert, lehnten aber nach umfangreicher Begutachtung (5 bzw. 3 externe Reviewer) aufgrund grundsätzlicher (und nachvollziehbarer) Bedenken ab: die globale Studienfrage sei mit der vorhandenen Evidenz nicht zuverlässig beantwortbar. Derzeit wird versucht, die Ergebnisse des Projektes in „kleineren Häppchen“ zu veröffentlichen.

Schlussfolgerungen: Obwohl es zur Depressionsbehandlung eine beachtliche Zahl im Hausarztsetting durchgeführter randomisierter Studien gibt, ist es kaum möglich, methodisch befriedigend die Frage zu beantworten, welche Behandlungsoptionen die besten sind.