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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Gehirndoping an der Uni? Problematische Medikamenteneinnahme unter deutschen Studenten

Meeting Abstract

  • N. Lange - Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • H. Riemenschneider - Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • A. Bartels - Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • J. Dell - Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • A. Bergmann - Medizinische Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam127

doi: 10.3205/14degam127, urn:nbn:de:0183-14degam1275

Published: September 11, 2014

© 2014 Lange et al.
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Text

Hintergrund: In Deutschland gibt es doppelt so viele Medikamenten- als Alkoholabhängige [1]. Unter Studenten spielen besonders Präparate, die sich positiv auf Leistung und Belastbarkeit auswirken, eine Rolle. Gerade angehende Mediziner behandeln Stress schon während des Studiums eigenständig mit Medikamenten [2].

Studienfrage: Konsumieren Studenten verschreibungspflichtige Medikamente ohne ärztliche Verordnung? Spielen Stress, Erschöpfung, Schlafprobleme, Prüfungsangst oder Leistungssteigerung bei der Einnahme eine Rolle? Nehmen Medizinstudenten mehr Medikamente als andere Studenten?

Methoden: Die freiwillige und anonyme Befragung erfolgte im Sommersemester 2012 mit Hilfe eines teilstandardisierten Fragebogens. Die Stichprobe wurde auf das 1. bis 6. Semester begrenzt. Daten von 714 Studenten der Fächer Medizin, Soziologie, Architektur und Physik wurden eingeschlossen. Die Auswertung erfolgte mit SPSS.

Ergebnisse: Knapp ein Fünftel der Dresdner Medizin- (18,5%) und Soziologiestudenten (17,6%) hat in den letzten 3 Monaten verschreibungspflichtige Medikamente ohne ärztliche Anordnung konsumiert. Unter den Physikstudenten ist dieser Anteil wesentlich geringer (8,3%). 3,9% aller Medizinstudenten gaben Stress, Erschöpfung, Schlafprobleme, Prüfungsangst oder Leistungssteigerung als Gründe für diese Selbstmedikation an. Unter den Soziologiestudenten waren es sogar 6,3%. Dagegen nahmen lediglich 2,6% der Medizin- und 4,0% der Soziologiestudenten entsprechende Präparate nach ärztlicher Anordnung ein. Unter den angehenden Architekten und Physikern wurden Medikamente aus diesen Gründen eher nach Rücksprache mit einem Arzt konsumiert (6,7% bzw. 1,7%), ohne ärztliche Anordung jedoch kaum bzw. nie (1,1% bzw. 0,0%).

Diskussion: Nicht nur von Medizinstudenten werden verschreibungspflichtige Medikamente zur Steigerung von Leistung und Belastbarkeit eher eigenmächtig als nach ärztlicher Rücksprache eingenommen. Studenten aller Fachrichtungen sollten auf die Gefahren einer solchen Selbstmedikation hingewiesen werden und Möglichkeiten der Stressreduktion ohne Medikamente aufgezeigt bekommen.


Literatur

1.
Pabst A, Kraus L, Gomes de Matos E, Piontek, D. Substanzkonsum Und Substanzbezogene Störungen in Deutschland Im Jahr 2012 [Substance use and Substance use Disorders in Germany in 2012]. Sucht. 2013;59(6):321.
2.
Middendorff E, Poskowsky J, Isserstedt W. Formen der Stresskompensation und Leistungssteigerung bei Studierenden. HISBUS-Befragung zur Verbreitung und zu Mustern von Hirndoping und Medikamentenmissbrauch. Hannover: HIS Hochschul-Informations-System; 2012. ISBN: 9783864260070.