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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Hans-Christian Deter: Allgemeine klinische Medizin. Ärztliches Handeln im Dialog als Grundlage einer modernen Heilkunde

Buchbesprechung/book report Humanmedizin

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GMS Z Med Ausbild 2008;25(3):Doc87

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Received: March 10, 2008
Revised: March 11, 2008
Accepted: March 13, 2008
Published: August 15, 2008

© 2008 Rimpau.
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Bibliographische Angaben

Hans-Christian Deter

Allgemeine klinische Medizin. Ärztliches Handeln im Dialog als Grundlage einer modernen Heilkunde

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen

ISBN 978-3525-49128-7

235 Seiten, € 19,90

Erscheinigungstermin: 2007


Rezension

„Nicht `der Oberschenkelhalsbruch´ ist zu versorgen, sondern die betagte Patientin nach einem Sturz“. Soweit herrscht Konsens.

Zu Ehren seines 120. Geburtstags wurden von der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie der Charité am 10.11.2006 originäre Fragen Viktor von Weizsäckers diskutiert. Ist die Vorstellung von einer Allgemeinen ganzheitlichen Medizin noch zeitgemäß? Ist der Patient `Gegenstand´ oder `Subjekt´ in der Behandlung? Ist der Arzt Fachmann, Helfer, Vermittler und Begleiter?

Hans-Christian Deter hatte renommierte KollegInnen zu Stellungnamen gebeten. Namen, ihre Funktionen und Stellung, ihr Werk und Schrifttum sind Programm: Peter Hahn, ehemaliger Leiter des 1946 für Weizsäcker eingerichteten Lehrstuhls für Allgemeine klinische Medizin in Heidelberg, Peter Henningsen, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der TU München, Günter Bergmann, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Göttingen, Johannes Köbberling, Ärztlicher Direktor der St. Antonius Kliniken in Wuppertal, ehemaliger Präsident der Gesellschaft für Innere Medizin (`Der Wissenschaft verpflichtet´ 1997) und Schriftleiter der „Medizinischen Klinik“, Erik Franke, Dekan der Philosophischen Fakultät IV der Humboldt Universität Berlin, Gunter Gebauer von der Philosophischen Fakultät der Freien Universität Berlin, Fritz von Weizsäcker, Chefarzt der Abt. für Innere Medizin der Schloßparkklinik Berlin, Wolfgang Herzog, Direktor der Klinik für psychosomatische und allgemeine klinische Medizin, wie sich die ehemalige Weizsäckersche Abteilung in Heidelberg heute nennt und schließlich der Epileptologe Dieter Janz, der noch bei Weizsäcker Vorlesungen gehört hatte und emeritierter Ordinarius für Neurologie an der Freien Universität Berlin ist sowie zum Gründerkreis der Viktor von Weizsäcker Gesellschaft gehört und Mitherausgeber der Gesammelten Schriften Weizsäckers bei Suhrkamp ist. Das überschaubar kleine Auditorium diskutierte schließlich mit dem Podium und den Referenten unter Einbezug von Martina Rauchfuß, Oberärztin der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik der Charité und Ulrich Frei, Nephrologe und ärztlicher Direktor des Campus Virchow-Klinikum der Charité.

Bereits 2000 hatte H.-C. Deter bei einem internationalen Kongress der Psychosomatiker in Berlin eine Standortbestimmung der “Psychosomatik am Beginn des 21. Jahrhunderts“ inauguriert und „Chancen einer biopsychosozialen Medizin“ ausgelotet. D. Janz diskutierte im Kongressband (2001 bei Huber) mit H.-C. Deter, W. Rimpau, R. Schiffter und H. Stoffels seinen Beitrag „Anthropologische Aspekte in der Klinik“.

Die Referate der Tagung an der Charité wurden im vorliegenden Buch ergänzt durch Beiträge von Mirjam Thanner vom Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie der Universität Bayreuth, Eckard Nagel, Chefarzt der Chirurgischen Klinik Augsburg und Direktor des Instituts für Gesundheitswissenschaft Bayreuth sowie Mitglied im nationalen Ethikrat, einer Arbeitsgruppe der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Klinikum Nürnberg (Söllner, Gutberlet, Wentzlaff, Faulstich, Stein), dem Arzt Rupert Witzmann aus Puchheim, Hagen Kühn, Public Health Forscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Oberarzt Bodo Kirchner, Internist und Psychoanalytiker am Unfallkrankenhaus Salzburg, Wolfgang Hiddemann, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik III der Ludwigs-Maximilians-Universität München und 2006/7 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Sven Olaf Hoffmann, em. Direktor der Klink für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Mainz, Friedhelm Lamprecht, em. Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover, schließlich Mechthilde Kütemeyer, em. Chefärztin der Abt. f. Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapeutische Medizin am St. Agatha Krankenhaus in Köln, 1973 promoviert zur „Medizinischen Anthropologie, Entstehung einer neuen Wissenschaft“, Mitarbeiterin an den Gesammelten Schriften Viktor von Weizsäckers.

Viktor von Weizsäcker (1886-1957) war Schüler des Heidelberger Internisten L. von Krehl und zunächst ein „gläubiger Physiologe der Muskelmaschine geworden“ als er u.a. bei dem Neurophysiologen J. von Kries in Freiburg und A.V. Hill, dem späteren Nobelpreisträger für physikalische Chemie, in Cambrigde arbeitete, bevor er als Neurologe in Heidelberg mit seiner Gestaltkreisforschung einen Paradigmenwechsel einleitete. Weizsäcker war keineswegs ein Gegner der Schulmedizin. Er betont die „Doppelseitigkeit unserer Existenz“, wenn er den „Zwiespalt zwischen Laboratoriumsdenken und Krankensaalhandeln“ reflektiert und die „Schulmedizin“ in ihren Grundlagen und Grenzen erweitert sehen will. Es sei eine erstaunliche, aber nicht zu leugnende Tatsache, dass die gegenwärtige Medizin keine eigene Lehre vom kranken Menschen besitze (1926). In der Summe ging es ihm darum, die Subjektivität sowohl des Arztes wie des Patienten nicht aus dem Auge zu verlieren. So ist es nur folgerichtig, dass die Biographik das Zentrum seiner Lehre wurde und damit die individuelle Lebensgeschichte des Patienten zum Ausgangspunkt für Krankheitsdiagnose und -therapie gemacht wird. Weizsäcker glaubte, den Kern der psychosomatischen Medizin zu treffen, wenn in Überwindung des Dualismus von Körper und Seele eine anthropologische Begründung des ärztlichen Berufes stattfindet [1]. „Die Einführung des Subjekts in die Medizin“ meint eben nicht „Ganzheitsmedizin“. Weizsäckers Verdikt, dass Begriffe wie Ganzheit, Ganzheitsmedizin oder „der ganze Mensch“ zu meiden seien, begründet sich in seiner Anschauung, dass es Hochmut und Anmaßung sei, zu behaupten, man behandle den ganzen Menschen; das Ganze könne man nicht denken und nicht erkennen, was der ganze Mensch sei, das wisse man nicht. Die hin und wieder zu begegnende Auffassung, nach der Weizsäckers Denken die „Ganzheitsmedizin“ begründet habe, ist also schlicht falsch.

1941 wurde Weizsäcker Nachfolger von Otfrid Foerster auf Deutschlands bedeutendsten Neurologischen Ordinariats in Breslau. Nach seiner Flucht aus Breslau und amerikanischer Kriegsgefangenschaft war er 1945 zunächst Vertreter des vakanten Lehrstuhls für Physiologie an der Universität Heidelberg. Neben Praktika und Vorlesungen zur Physiologie hielt er die erste Vorlesung über Sigmund Freud an einer deutschen Universität. Unter Mitwirkung des Freundes und Internisten R. Siebeck sowie seines früheren Breslauer Kollegen, dem Chirurgen K. H. Bauer wurde Weizsäcker 1946 auf das eigens für ihn eingerichtet Ordinariat für „Allgemeine klinische Medizin“ berufen. Zeitgleich erschien sein programmatischer Aufsatz in der von ihm begründeten Zeitschrift „Beiträge aus der Allgemeinen Medizin“ . Bis 1961 erschienen 15 Hefte. Unter der Herausgeberschaft von E. Wiesenhütter erschienen bis 1971 sieben weitere Hefte. Mit der Emeritierung Weizsäckers 1952 blieb der Lehrstuhl vakant bis 1958 Paul Christian die Wiederbegründung des Lehrstuhls „Allgemeine klinische Medizin“ durchsetzen konnte. Als 1966 G. Schettler Ordinarius für Innere Medizin in Heidelberg wurde, kam es zu einer Umbenennung des jetzt „ 2. internistischen Ordinariats“ als „Institut und Abteilung für Allgemeine klinische Medizin“. Mit der Emeritierung Christians 1977 blieb der Lehrstuhl zunächst vakant bis 1979 P. Hahn und nach ihm 1989 G. Rudolf Nachfolger wurden. Seit 2005 wird die Allgemeine klinische Medizin durch W. Herzog innerhalb des „Zentrums für Psychosoziale Medizin“ vertreten. Weizsäcker hatte erstmals 1925 eine „allgemeine Lehre vom Menschen als Grundwissenschaft der Heilkunde“ als verbindliche Synopsis einer Medizinischen Anthropologie formuliert. Mit der Berufung auf den Lehrstuhl für Allgemeine klinische Medizin und der Begründung der „Beiträge“ 1947 glaubte er, diesem Ziel näher gekommen zu sein. Im Vorwort seines Aufsatzes „Der Begriff der Allgemeinen Medizin“ schrieb Weizsäcker:

„ .... um zu einer Richtung in der jetzt vorhandenen Medizin beizutragen, die im Gegenteil eben `allgemeinen´ Charakter hat. Das Besondere der Autoren meint also ein Allgemeines. Ich selbst stelle mir darunter eine bestimmte ärztliche Einstellung und eine allgemeine Wissenschaft vom kranken Menschen vor.“

„Das Wort `allgemein´ bedeutet hier nicht eine zentrale oder umfassenwollende Stellung; auch nicht ein neues Fach für die Prüfung. ... Dieser Gedanke ist auch nicht entstanden, weil sich die Medizin in einem Streit der Fakultäten verwickelt hat, sondern weil ein Streit der Fakultäten in der Medizin sich entwickelt hat. … der Methode nach begegnen sich hier naturwissenschaftliche, geisteswissenschaftliche und psychologische Erkenntnisse; gegensätzlicher, weil zwingender, heute. Aus dem Streit soll ein Wettstreit werden.“ (Die Medizin im Streite der Fakultäten, 1947)

Zur empirischen Naturforschung, die das Subjekt des Kranken ausklammert, schreibt Weizsäcker in seinen Erinnerungen (1954):

„ … so ist die Folge eine Verirrung oder Fälschung der Erkenntnis. Ein Beispiel solcher Art ist etwa das Postulat, dass die Wissenschaft ein widerspruchloses Ganzes darstellen müsse, oder die Forderung, das Subjekt oder das Menschliche aus ihr zu entfernen. Es ist also der wissenschaftliche Positivismus, welcher eine ganz besonders irrige Vorstellung von der Aufgabe hat. Bis zur Stunde scheint nun aber die Mehrzahl der Forscher anzunehmen, dass ein seither nivelierender Positivismus, eine solche reine Tatsachenforschung erlaubt, ja notwendig sei, wenn man sich nur auf ein Einzelgebiet beschränke und sich um nichts kümmere, was vielleicht auch zutreffend, aber durch Tatsachen nicht beweisbar sei und daher den `Philosophen´ oder Phantasten überlassen werden könne. Eben diese Voraussetzung aber ist es, welche wir nicht mehr aufrecht erhalten können. Es wurde erforderlich, die Notwendigkeit des Widerspruchs und der Einführung des Subjekts in der Wissenschaft einzusehen.“

Deters Buch versammelt heterogene Beiträge, die sich z.T. nur marginal an Weizsäcker orientieren, aber doch einen spannenden Über- und Einblick in die Verhältnisse der heutigen Medizin bieten. Tenor ist, „Wege aufzuzeigen, aus der Einbahnstraße des biowissenschaftlichen technologischen Fortschritts zu einer wieder erstarkten, selbstbewussten ärztlichen Heilkunde zu kommen, die den persönlichen Dialog zwischen Patient und Arzt nicht nur unter Wirksamkeitsaspekten, sondern als entscheidende Grundlage einer ärztlichen Heilkunst begreift.“ So wird die Erweiterung der Evidenzbasierten Medizin (EBM) durch Einbeziehung psychologischer und interaktiver Faktoren, die gegensätzliche Entwicklung der Komplementärmedizin, „Erfahrungsmedizin“ und holistischen Medizin diskutiert und an Beispielen vorgestellt. Es fehlt dem Rezensenten die Darstellung der Narrative Based Medicine (NBM), die insbesondere im englischen Sprachraum die deutlich werdende Grenzen und Einschränkungen, die mit der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und dem EBM erkannt worden sind, zu überwinden und mit ernst genommener Biographik und der Wahrnehmung des Subjekt des Kranken einen Ansatz bieten – auch ohne sich auf Weizsäcker zu beziehen – einer Allgemeinen Medizin nahe kommen. Hahns Hinweis auf Ernst Platners „Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise“ von 1791 ist nur ein Rückbezug auf kritisches Denken, welches parallel mit der sich entwickelnden positivistischen Medizin insbesondere im 19. Jht. immer wieder den von Weizsäcker dargestellten Spagat zwischen Laboratoriumsmedizin und „Krankensaalhandeln“ zu überwinden suchte.

Henningsen thematisiert Weizsäckers „Umgangslehre“ im Spiegel der modernen kognitiven Neurowissenschaft. Zwänge, und damit verbundene Grenzen für eine Allgemeine Medizin angesichts der Situation der Universitätsklinika besprechen Bergmann und Herzog. Köbberling fragt nach dem Begriff der Wissenschaft in der Medizin und sein „unheilvolles Missverständnis“, wenn es um das Subjekt in der Behandlung geht. Was ist die Handlung in der Be-Handlung fragt Franke. Gebauer diskutiert Positionen von Norbert Elias und Pierre Bourdieu, die die sinnliche und körperliche Seite des sozialen Handelns in den Mittelpunkt ihrer Konzeption der Gesellschaft stellen. Thanner und Nagel thematisieren den Kostendruck, der die Kommunikation in der medizinischen Versorgung behindert und suchen nach Alternativen. F. von Weizsäcker plädiert für eine Allgemeine Innere Medizin und fragt im Hinblick auf die veränderte Welt der modernen Medizin, wie wir das Allgemeine erlernen, praktizieren und vermitteln können. Söllner et al. berichten vom Training kommunikativer Kompetenz. „Anpassung und Widerstand – das Dilemma der Psychosomatik“ ist Thema eines Erfahrungsberichts von Kirchner. Hiddemanns Eröffnungsrede zum 113. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin ist hier erneut abgedruckt und formuliert, wie der „Anspruch gewährleistet werden kann, Hochleistungsmedizin im Sinne einer guten und qualifizierten Medizin mit Menschlichkeit zu betreiben“ ist. Kühn stellt dar, wie Zeit- und Kostendruck im Krankenhaus die Kultur des Heilens beeinflussen. Hoffmann bespricht im Deutschen Ärzteblatt Weizsäckers Allgemeine Medizin im Spiegel des Erscheinens der Gesammelten Schriften und stellt zunächst fest, dass „die Kenntnis von und Erinnerung an den großen Arzt, den scharfsinnigen Vor- und Nachdenker des Faches und den Vertreter einer Humanmedizin im Wortsinne“ eher begrenzt ist. Dem wird von Dieter Janz Rechnung getragen, wenn er hier Viktor von Weizsäcker als Lehrer darstellt. Für Hoffman sind drei „innere Engramme“ von Viktor von Weizsäcker geblieben: „eine beispielhafte, in jedem Sinne nicht profitliche, ärztliche Haltung, eine bleibende Mahnung, dass der Patient in der Medizin Subjekt und nicht Objekt sein soll, sowie die Gewissheit, dass die Medizin Agentur der jeweiligen Gesellschaft ist, wie der Patient selbst und seine Krankheit auch Ausdruck und Reflex der wirkenden sozialen Verhältnisse sind.“

So notwendig es ist, durch die (Wieder-)Einführung des Facharztes für „Allgemeinmedizin“ dem Patienten jemanden an die Hand zu geben, der sich im undurchschaubar gewordenen Gestrüpp der über 90 Teildisziplinen und Subspezialitäten auskennt und hier Orientierung verschafft, so kann angesichts des Pro und Contra der Diskussion um diese Einführung eben Weizsäckers Anliegen für das Allgemeine in der Medizin eine Richtschnur sein. Es kann keinen Facharzt für Allgemeinmedizin geben, wenn das „Allgemeine“ in der Medizin nicht wirklich bedacht und wieder der Arzt und nicht allein der Mediziner als Technokrat und Spezialist gemeint ist.

Die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (http://www.gesellschaft-medizinische-ausbildung.org) kennt ihre Geschichte und so z.B. die Konzeption des Murrhardter Kreises (1995), der nicht nur eine Änderung der Form des Lernens und Lehrens (Didaktik) vorgeschlagen hat, sondern auch eine Rückbesinnung auf das eigentlich Ärztliche. Ganz ähnlich hatte schon H. Prinzhorn 1927 in der DMW mit seinen Anregungen das Allgemeine in der Medizin durch Einführung einer neuen Anthropologie als „den besten Weg des Medizinstudiums, insbesondere der Ausbildung zum praktischen Arzt“ beschrieben. Auch die Frage von GL Engel [2] „Wie lange noch muß sich die Wissenschaft der Medizin auf eine Weltanschauung aus dem 17. Jahrhundert stützen?“ gehört zu unserer Geschichte und ist bisher unzureichend beantwortet. Schließlich haben HG Pauli, KL White und IR McWhinney zur „Medizinischen Ausbildung, Forschung und wissenschaftliches Denken im 21. Jahrhundert“ Maßstäbe zum „Allgemeinen“ in der Medizin gesetzt [3].

Den Lesern der Zeitschrift für Medizinische Ausbildung sei das von H.-C. Deter herausgegebene Buch mit seinen Anfragen, Analysen und Erfahrungen deshalb empfohlen, weil die Aufgabe unserer Gesellschaft nicht nur auf die Re-Form (Didaktik) der medizinischen Ausbildung gerichtet ist, sondern auch auf den Inhalt dessen, was den Arzt ausmacht. Dabei kommt man an Weizsäcker nicht vorbei, wie nicht nur das vorliegende Buch, sondern auch die Einführungen in sein Werk durch U. Benzenhöfer „Der Arztphilosoph Viktor von Weizsäcker“ [4] und „Viktor von Weizsäcker: Warum wird man krank. Ein Lesebuch“ [5] zeigen und damit die 10 Bände der Gesammelten Schriften Weizsäckers [6] heute wieder aktuell erscheinen lassen.


Literatur

1.
Rimpau W. Anthropologische Medizin der der Ausbildung der Gesundheitsberufe. Med Ausbild. 1998;15:43-46.
2.
Engel GL. Wie lange muß sich noch die Wissenschaft der Medizin auf eine Weltanschauung aus dem 17. Jahrhundert stützen? In: von Uexküll T. Psychosomatische Medizin. München: Urban & Fischer-Verlag; 1996
3.
Pauli HG, White KL, McWhinney IR. Medizinische Ausbildung, Forschung und wissenschaftliches Denken im 21. Jahrhundert. Med Ausbild. 2001;18:191-205.
4.
Benzenhöfer U. Der Arztphilosoph Viktor von Weizsäcker: Leben und Werk im Überblick. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 2007.
5.
von Weizsäcker V, Rimpau W. Warum wird man krank?: Ein Lesebuch. Frankfurt/Main: Suhrkamp-Verlag; 2008.
6.
von Weizsäcker V. Gesammelte Schriften, Band 1-10. Frankfurt/Main: Suhrkamp-Verlag; 1986-2005.