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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Nachhaltigkeit einer verbesserten studentischen Evaluation im operativen Fachgebiet des Reformstudiengangs HeiCuMed: Vergleich zwischen traditionellem Curriculum und Reformcurriculum anhand halbstrukturierter Interviews von Studierenden im Praktischen Jahr

Sustainability of an improved student evaluation of the undergraduate surgical training in the reform curriculum HeiCuMed: Comparison of the traditional and the reform curriculum on the basis of semi-structured interviews of final year medical students

Forschungsarbeit/research article Humanmedizin

GMS Z Med Ausbild 2008;25(2):Doc81

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/journals/zma/2008-25/zma000565.shtml

Received: June 15, 2007
Revised: January 21, 2008
Accepted: February 6, 2008
Published: May 15, 2008

© 2008 Reimann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Zusammenfassung

Zielsetzung: HeiCuMed (Heidelberger Curriculum Medicinale) steht für ein Reformcurriculum, das sich zum Ziel gesetzt hat, Lösungsansätze für apparente Probleme des traditionellen Curriculums in die Curriculumsplanung zu integrieren. Im Oktober 2001 wurde das neue klinische Curriculum implementiert. Eine wesentliche Qualitätssicherungsmaßnahme im Block Operative Medizin war die Weiterführung der zuvor bereits eingeführten studentischen Evaluation basierend auf einem validierten Instrument. Die vergleichende Evaluation zeigte signifikant bessere Ergebnisse für die chirurgische Ausbildung im Reformcurriculum.

Die vorliegende Studie vervollständigt die zeitnah erhobenen Evaluationsdaten durch Interviews, die mit den Studierenden im Praktischen Jahr geführt wurden, also nachdem sie das traditionelle bzw. das Reformcurriculum durchlaufen hatten.

Ergebnisse: Die Interview-Daten zeigen deutlich, welche Neuerungen für die verbesserte Evaluation der Studierenden von HeiCuMed verantwortlich sind: die Einführung neuer didaktischer Lehrstrategien mit fallbasierter und interaktiver Vermittlung des Stoffes sowie die aufeinander abgestimmten Lehrinhalte in den verschiedenen chirurgischen Fachbereichen und der Abgleich mit der Lehre in der Inneren Medizin. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Dozentenkontinuität, die durch die Freistellung der Lehrenden von allen klinischen und operativen Verpflichtungen für die Zeit ihrer Lehrveranstaltungen (1-2 Wochen pro Semester) ermöglicht wird. HeiCuMed-Studierende beurteilten außerdem den Bezug zur späteren Berufspraxis als deutlich größer als die Studierenden des traditionellen Curriculums und empfanden ebenso einen stärkeren subjektiven Lernerfolg.

Schlussfolgerung: Insgesamt ist die Lehre durch HeiCuMed im Bereich Chirurgie aus studentischer Sicht höchst effektiv – und dies sowohl zeitnah evaluiert als auch im Rückblick nach Absolvierung des klinischen Studienabschnitts.

Schlüsselwörter: Reformcurriculum, chirurgische Ausbildung, Evaluation

Abstract

Aims: HeiCuMed (Heidelberger Curriculum Medicinale) represents a reform curriculum which had the aim to resolve known problems of the traditional curriculum. The new clinical curriculum was implemented in October 2001. The comparative student evaluation of the undergraduate surgical training before and after the implementation of HeiCuMed shows a significantly higher rating of the surgical training in the reform curriculum.

The present study aims at complementing the evaluation data collected during the surgical training by interviewing students from the traditional program and students from HeiCuMed in their final year of undergraduate training.

Results: The interview data show that the introduction of new didactic strategies, the aligned contents in the different surgical fields, which were also matched with contents from internal medicine, as well as the case-based interactive teaching were responsible for the improved evaluation of students in HeiCuMed. The tutor continuity which is achieved by releasing the responsible tutor from clinical and operative duties for a period of 1-2 weeks, seems an important factor for the success. HeiCuMed students experienced the relation of the training to their future profession significantly stronger than students from the traditional curriculum and thus felt a stronger subjective learning success.

Conclusion: In summary, the surgical training in HeiCuMed is highly effective from the point of view of the students, both in their realtime as well as in their retrospective judgement.

Keywords: reform curriculum, surgical training, evaluation


Einleitung

Die 8. Novelle der Ärztlichen Approbationsordnung (ÄAppO) legt ein hehres Ausbildungsziel für das Studium der Humanmedizin an deutschen Hochschulen fest. Der Arzt soll wissenschaftlich und praktisch in der Medizin ausgebildet, zur eigenverantwortlichen und selbständigen ärztlichen Berufsausübung sowie zur Weiterbildung und zur ständigen Fortbildung befähigt sein [1]. Gegenstand der Ausbildung sind alle Fächer, die für eine umfassende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung erforderlich sind. Diese Vorgaben erforderten an allen medizinischen Fakultäten des Landes durchgreifende Veränderungen, die eine praxis- und patientenbezogene Ausbildung auf wissenschaftlicher Grundlage gewährleisten müssen.

Die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg kam dieser Reform zuvor und implementierte im WS 2001/2002 ein neues klinisches Curriculum, HeiCuMed (Heidelberger Curriculum Medicinale), das die Vorgaben der neuen ÄAppO bereits weitgehend umsetzte [2].

Zur Sicherung der Qualität der Lehre wurden Maßnahmen der Fakultätsentwicklung ergriffen und eine externe und interne vergleichende studentische Evaluation vor und nach der Implementierung von HeiCuMed etabliert, so dass Vergleichsdaten aus dem traditionellen Curriculum für die Jahre 2000 und 2001 vorliegen. Die Ergebnisse der externen Evaluation des WS 2002/2003, der Jahreskohorte 2004/2005 sowie der kontinuierlichen internen Evaluation belegen eindrucksvoll, gerade im Bereich der praxisorientierten, patientenbezogenen Ausbildung, eine deutlich positivere Einschätzung durch die Studierenden (Veröffentlichung in Vorbereitung) im Vergleich zu den Evaluationsergebnissen des traditionellen Curriculums [3].

Die vorliegende Arbeit dient der Untermauerung der Evaluationsdaten und einer Überprüfung der Nachhaltigkeit der curricularen Veränderung. Ziel der Befragung in Form eines halbstruktuierten Interviews war es, Studierende im Praktischen Jahr (PJ), die das traditionelle Curriculum, und solche, die HeiCuMed durchlaufen hatten, ihre eigene Ausbildung und Vorbereitung durch die Lehre auf das PJ retrospektiv einschätzen zu lassen.


Material und Methoden

Studiendesign und Studierendenkollektiv

Befragt wurden Studierende der Universität Heidelberg im PJ zu ihrer chirurgischen Ausbildung im klinischen Studienabschnitt. Von 80 Studierenden (davon absolvierten 13 nur 8 Wochen an der Uniklinik Heidelberg), die im Zeitabschnitt WS 2004/2005 und SS 2005 das Praktische Jahr an der Chirurgischen Klinik und an der Klinik für Innere Medizin absolviert haben, nahmen 35 Studierende an den Interviews teil. Von diesen hatten 11 im traditionellen klinischen Studiengang studiert (Kontrollgruppe), 24 hatten HeiCuMed durchlaufen (Interventionsgruppe). Die eingeschränkte Teilnahme resultierte zum überwiegenden Teil aus Problemen der Erreichbarkeit der Studierenden und der Terminfindung. Zum Teil verbrachten sie die Hälfte ihrer Pflichttertiale im Ausland. In keinem Fall war eine inhaltliche Ablehnung des Interviews der Grund für die fehlende Teilnahme. Zum Zeitpunkt des Interviews befanden sich alle Befragten im Praktischen Jahr, das zeitlich im Schnitt 2 Jahre nach der chirurgischen Ausbildung des zweiten klinischen Studienabschnittes liegt. Damit wurde auch ein Kollektiv von Studierenden befragt, das bereits während der chirurgischen Ausbildung an der internen Evaluation mit dem HILVE-1-Instrument [4], [3] sowie an der externen Evaluation des WS 2002/2003 teilgenommen hatte. Die zeitnahe Evaluation mittels Fragebögen wurde somit retrospektiv durch die Methode des halbstandardisierten Interviews ergänzt (Triangulation).

Der Interviewleitfaden

Die zeitnahe fragebogenbasierte, vergleichende Evaluation von traditionellem Curriculum und HeiCuMed war mithilfe des Heidelberger Inventars zur Lehrveranstaltungsevaluation (HILVE-I) [4], einem multidimensionalen Evaluationsinstrument erfolgt, das uns vom Institut für Pädagogische Psychologie, Heidelberg zur Verfügung gestellt wurde. Der Interviewleitfaden für die aktuelle interviewbasierte Evaluation wurde so konzipiert, dass sämtliche Skalen des HILVE-I Instruments darin abgebildet sind.

Der Interviewleitfaden bildet persönliche Daten sowie Bereiche der Lehre ab, die die Organisation, den Inhalt, die Dozenten, aber auch die Beteiligung der Studierenden betreffen: Alter, Geschlecht, Fachsemester, Teilnahme am traditionellen Curriculum oder an HeiCuMed, Organisation und Rahmenbedingungen (Räumlichkeiten, Logistik, Pünktlichkeit, Unterrichtsausfall), Dozenten (Engagement, Unterrichtsvorbereitung, Umgang mit den Studierenden), Lernstoff (Menge, Schwierigkeitsgrad, Tempo, Interessantheit), Theorie und Praxis (Verhältnis, Bezug zur Berufspraxis), studentische Selbstbeteiligung in verschiedenen Lehrveranstaltungsformen (Vorbereitung auf die Lehrveranstaltungen, Diskussionsbereitschaft), subjektiven Lernerfolg (Grad, kausale Faktoren), Förderung des Interesses am Fach durch die Lehrveranstaltungen, Verbesserungsvorschläge, Gesamtbeurteilung.

Datenerhebung

Die Datenerhebung in Form eines halbstrukturierten Interviews erfolgte standardisiert durch eine einzige Person in neutraler Interviewtechnik. Die Interviews waren freiwillig und anonym. Die Studierenden hatten die Möglichkeit, sowohl ihre Meinung auf Skalen einzustufen als auch frei auf Fragen zu antworten. Die Daten zu den verschiedenen Bereichen wurden also sowohl qualitativ als auch semi-quantitativ erhoben.

Datenanalyse

Die quantitativen Daten wurden anschließend tabellarisch erfasst, die freien Antworten und Kommentare durch den Interviewer mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Es folgte eine Überprüfung dieser Auswertung durch zwei weitere Personen.

Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS und Darstellung als Anzahl der Studierenden bezogen auf die unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten. Bei den Fragen, deren Antworten auf einer Likert-Skala zu erfassen waren, erfolgte die Auswertung durch Mittelwertvergleich. Verglichen wurden jeweils die Antworten von Studierenden des traditionellen Curriculums mit denen des reformierten Studiengangs HeiCuMed.


Ergebnisse

Organisation

Einleitend wurden die Interviewten nach der Organisation der Lehrveranstaltungen befragt. Im Rückblick auf ihre Studienzeit sollten sie die Organisation allgemein auf einer 3-Punkt-Skala mit „nicht so gut“, „eher gut“ oder „sehr gut“ bewerten. Der überwiegende Anteil der Studierenden im traditionellen Curriculum fand die Organisation der Lehrveranstaltungen „nicht so gut“; weit mehr als die Hälfte der Studierenden in HeiCuMed beurteilte sie hingegen als „sehr gut“ (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Rahmenbedingungen

Ein differenziertes Ergebnis erbrachten die Fragen nach verschiedenen Rahmenbedingungen. Die Befragten sollten jeweils auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) beurteilen, wie sie die Rahmenbedingungen in Hinblick auf den Veranstaltungsort, auf die Logistik, auf die Pünktlichkeit der Dozenten und den Ausfall von Lehrveranstaltungen empfanden. Aufgrund der feinteiligen Skala und der unterschiedlichen Anzahl der Befragten erfolgte ein Mittelwertsvergleich. Die Bewertung des Veranstaltungsortes setzte sich deutlich von den drei anderen Items ab: ihn beurteilten die Befragten beider Gruppen im Mittelwert annähernd gleich gut. Im Hinblick auf die drei anderen Items dagegen wird ein deutlicher Unterschied beider Kohorten sichtbar: für Logistik, Pünktlichkeit und eventuellen Unterrichtsausfall gaben die HeiCuMed-Befragten im Mittelwert jeweils um etwa zwei Skalenpunkte bessere Bewertungen ab als die Gruppe, die das traditionelle Curriculum durchlaufen hatte (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).

Dozenten

In einer offenen Frage sollten die Dozenten der chirurgischen Lehrveranstaltungen insgesamt beurteilt werden. Die Antworten ließen sich durch qualitative Inhaltsanalyse den Kategorien „nicht so gut“, „eher gut“ und „sehr gut“ zuweisen. Es zeigte sich, dass deutlich mehr Studierende des Reformcurriculums HeiCuMed der Meinung waren, von „sehr guten“ Dozenten unterrichtet worden zu sein (Median „sehr gut“), als Studierende des traditionellen Curriculums (Median „eher gut“).

Konkretisiert man das Ergebnis auf einzelne Aspekte, so wird deutlich, dass besonders das Engagement der Dozenten und ihre Vorbereitung auf die Lehrveranstaltungen von HeiCuMed-Studierenden wesentlich besser beurteilt wurden als von Kommilitonen, die das traditionelle Curriculum durchlaufen hatten (siehe Abbildung 3 [Abb. 3]). Der Umgang der Dozenten mit den Studierenden hingegen hat sich durch die Curriculumsreform nicht entscheidend geändert; er wird von beiden Gruppen annähernd gleich beurteilt.

Tempo und Interessantheit der Lehrveranstaltungen

Kein signifikanter Unterschied zeigte sich zwischen beiden Kohorten in der Bewertung der Geschwindigkeit der Stoffvermittlung und dem Grad der Interessantheit der Lehrveranstaltungen. Das Tempo wurde im traditionellen Curriculum als geringfügig höher empfunden als in HeiCuMed (siehe Abbildung 4 [Abb. 4]). Der Interessantheitsgrad der Lehrveranstaltungen lag bei beiden Curricula auf der gleichen Skala etwas höher. Die Differenz zwischen den Curricula bezüglich des Kriteriums „Interessantheit“ ist etwas größer als beim Kriterium „Tempo“, aber ebenfalls nicht statistisch signifikant.

Bezug zur späteren Berufspraxis

Ein großer Unterschied zwischen beiden Gruppen zeigte sich in der Beurteilung des Bezugs der Lehrveranstaltungen zur späteren Berufspraxis. Während die Befragten, die das traditionelle Curriculum durchlaufen hatten, mehrheitlich der Meinung waren, dass den chirurgischen Lehrveranstaltungen ein Bezug zur späteren Praxis weitgehend fehlte, sah der überwiegende Anteil der HeiCuMed-Studierenden einen starken Bezug (siehe Abbildung 5 [Abb. 5]).

Theorie und Praxis

Zwei Fragen des Interviews galten dem Verhältnis zwischen Theorie und Praxis in den chirurgischen Lehrveranstaltungen. Die erste Frage war offen formuliert, die Antworten ließen sich den Kategorien „zu viel Theorie“, „ausgewogen“ und „zu viel Praxis“ zuweisen. Die Studierenden des traditionellen Curriculums waren überwiegend der Meinung, dass die chirurgischen Lehrveranstaltungen zu theorielastig waren. Dagegen attestierten über die Hälfte der HeiCuMed-Studierenden den Lehrveranstaltungen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis. Die restlichen Stimmen verteilen sich nahezu gleichmäßig auf „zu viel Theorie“ und „zu viel Praxis“.

Die zweite Frage erlaubt eine semiquantitative Aussage über die Ansicht der Studierenden zur Mischung von Theorie und Praxis. In HeiCuMed sahen die Befragten diese Relation als nahezu ausgewogen, im traditionellen Curriculum dagegen als „theorielastig“. Abbildung 6 [Abb. 6] veranschaulicht die jeweilige Abweichung der Curricula von einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Theorie und Praxis.

Selbstbeteiligung

Befragt nach ihrer eigenen Beteiligung in den Unterrichtsveranstaltungen machten die Studierenden der beiden Curricula keine signifikant unterschiedlichen Angaben. Naturgemäß wird die Eigenbeteiligung in Praktika und beim Bedside-Teaching höher eingestuft als in den Vorlesungen, aber dies gleichermaßen bei HeiCuMed-Studierenden wie Studierenden des traditionellen Curriculums. Im scheinbaren Widerspruch dazu steht die Tatsache, dass die Möglichkeit für Diskussionen recht unterschiedlich beurteilt wurde. Waren es unter den Studierenden des traditionellen Curriculums 36 %, die hier keine ausreichende Möglichkeit für Diskussionen sahen, gab es niemanden von den HeiCuMed-Studierenden, der diese Meinung vertrat, alle meinten, es gab „zum Teil“ genügend Raum für Diskussion.

Lernerfolg

Einen großen Unterschied zwischen den Gruppen erbrachte die Frage nach dem persönlichen Lerneffekt (siehe Abbildung 7 [Abb. 7]). Im traditionellen Curriculum beurteilten die meisten Befragten den Lerneffekt als gering, in HeiCuMed hingegen als hoch. Die kausalen Faktoren für das Erreichen eines guten Lerneffektes sahen aber beide Gruppen ganz ähnlich. An oberster Stelle stand jeweils die Dozentenlehrkompetenz, dicht gefolgt von der Möglichkeit zur Eigenbeteiligung in den Lehrveranstaltungen. Als weniger wichtig wurden die fachlichen Anforderungen eingestuft.

Relevanz

Ein Vergleich der Relevanz verschiedener Lehrveranstaltungen ist nur für Vorlesungen, Praktika und Bedside-Teaching möglich. Weitere Unterrichtsformen wie POL, Standardpatienten und SkillsLab wurden im traditionellen Curriculum noch nicht eingesetzt. Die HeiCuMed-Studierenden fanden sowohl Vorlesungen als auch Praktika deutlich relevanter als die Studierenden des traditionellen Curriculums (siehe Abbildung 8 [Abb. 8]). Nur für den Unterricht am Krankenbett trifft das nicht zu, hier ergab sich kein signifikanter Unterschied in der Beurteilung der beiden Kohorten.

Lohnte der Besuch der Veranstaltungen?

Die Befragten sollten sich dazu äußern, ob sie den Besuch der unterschiedlichen Veranstaltungsarten lohnend empfanden. Ein Vergleich von Daten war wiederum nur für Vorlesungen, Bedside-Teaching und Praktika möglich. Insgesamt war das Urteil der HeiCuMed-Studierenden zwar etwas besser, in keinem Fall war dies aber signifikant (siehe Abbildung 9 [Abb. 9]).

Erschwert wird die Beurteilung des Ergebnisses durch die besonders geringe Zahl der Studierenden, die zu dieser Frage Stellung nahmen. Das Bedside-Teaching war zwar in allen gültigen Antworten von Studierenden des traditionellen Curriculums als „sehr lohnend“ gewertet worden, allerdings machten nur 3 der 11 Befragten des traditionellen Curriculums hier Angaben. Bei den Vorlesungen zeigte sich immerhin, wenn auch nicht statistisch signifikant, dass weit mehr als die Hälfte der HeiCuMed-Studierenden den Besuch der Vorlesungen als „sehr lohnend“ empfand, während es im traditionellen Curriculum nicht einmal 30 % waren. Für die anderen vergleichbaren Lehrveranstaltungen war der Anteil an gültigen Antworten in der Gruppe der Studierenden des traditionellen Curriculums zu gering, um einen gültigen Vergleich durchführen zu können.

Förderung des Interesses am Fach Chirurgie

Ein deutlich größerer Anteil an HeiCuMed-Studierenden war der Meinung, dass die chirurgischen Lehrveranstaltungen das Interesse am Fach Chirurgie gefördert haben. Von den Studierenden des traditionellen Curriculums empfanden das knapp die Hälfte der Befragten, von den HeiCuMed-Studierenden über 80 % (siehe Abbildung 10 [Abb. 10]).

Gesamtbeurteilung von HeiCuMed im Vergleich zum traditionellen Curriculum

Abschließend wurden die Studierenden gebeten, auf einer 5-Punkt-Likert-Skala von „wesentlich besser“ bis „wesentlich schlechter“ eine Gesamtbeurteilung zu HeiCuMed im Vergleich zum traditionellen Curriculum abzugeben. Da jeder Studierende nur die Lehrveranstaltungen eines der beiden Curricula besucht hatte, konnte diese Einschätzung weniger aus eigenen Erfahrungen heraus, als aus Beobachtungen und dem Austausch mit Kommilitonen erfolgen. Dennoch zeigte sich eine überraschende Vielfalt an persönlichen Ansichten zu Stärken und Schwächen des reformierten Curriculums.

Insgesamt waren die Befragten beider Curricula in der Mehrzahl der Meinung, dass Entwicklung und Einführung von HeiCuMed Schritte in die richtige Richtung waren und sich die Ausbildungssituation im Medizinstudium dadurch spürbar verbessert hatte. Die Studierenden, die HeiCuMed aus eigener Erfahrung kannten, waren noch stärker von dessen Qualitäten überzeugt. Mit 22 von 24 gültigen Antworten (92 %) schätzten sie HeiCuMed etwas besser oder wesentlich besser ein als das traditionelle Curriculum, die Studierenden des traditionellen Curriculums urteilten zurückhaltender, aber dennoch eindeutig. Die Hälfte sahen eine Veränderung zum Positiven, zwei meinten, die Qualität wäre gleich geblieben. Nur ein Befragter war der Meinung, HeiCuMed bringe eine Verschlechterung mit sich.

Den größten Vorteil des neuen Curriculums HeiCuMed sahen die Befragten in dessen Praxisbezogenheit. Die Mehrzahl der Studierenden fühlt sich durch die praxisbezogenen Unterrichtseinheiten besser auf den Beruf und speziell auf das PJ vorbereitet und glaubte auf diese Weise mehr zu lernen, als es in Vorlesungen und Seminaren oder aus Büchern möglich ist. Insbesondere der Unterricht im SkillsLab, am Standard-Patienten, in POL-Tutorien oder am Krankenbett wurde von den Studierenden am meisten in Bezug auf die Praxisnähe hervorgehoben. Auch die neue symptomorientierte Herangehensweise an klinische Lehrstoffe sahen die Befragten meistens positiv, da ihnen hier die Anwendbarkeit ihres erworbenen Wissens an konkreten Fallbeispielen augenfällig wird. Allerdings gab es auch vereinzelte kritische Stimmen mit der Sorge, dass zu wenig Theorie gelehrt werde und dass die praktischen Inhalte oft ohne theoretischen Hintergrund blieben. Dieser Meinung sind die Stimmen gegenüberzustellen, denen der Praxisbezug noch nicht weit genug ging.

Eine weitere wichtige Neuerung in HeiCuMed war die Aufgliederung des Lehrstoffes in unterschiedliche Module, entsprechend den einzelnen Fächern. Die meisten Studierenden begrüßen dies und sehen hierin einen klaren Vorteil. Durch die konzentrierte Beschäftigung mit einem Fachgebiet über ein bis zwei Wochen könne man mehr in die Tiefe gehen, die Dinge würden sich nicht so oft wiederholen, bauen aufeinander auf und der Lerneffekt steige entsprechend. Dieses wohlstrukturierte und vernetzte System gilt vielen geradezu als das Kennzeichen von HeiCuMed, dessen Organisation häufig gelobt wurde. Nur ein Befragter fand die häufigen Wiederholungen im traditionellen Curriculums besser für die Festigung der Lerninhalte.

Nicht wenige Befragte zollten der Organisation von HeiCuMed ausdrücklich Lob: „Der Aufwand hat sich gelohnt!“ Im Einzelnen machten die HeiCuMed-Studierenden die gute, durchdachte Organisation dafür verantwortlich, dass nun erheblich weniger Unterrichtseinheiten ausfielen und die Betreuung besser sei. Der große Aufwand habe auch dazu geführt, dass der Stellenwert der Lehre insgesamt gestiegen sei und weiter steigen werde. Man hätte gespürt, dass sich die meisten Dozenten große Mühe gaben und sehr engagiert in der Lehre seien. Daraus resultierte als Nachteil aus Sicht einiger Studierender nur die deutlich höhere Belastung für das Lehrpersonal. Im Zusammenhang mit dem Organisationsaufwand für den gut durchdachten neuen Lehrplan hoben einige Studierende ausdrücklich die positive Wirkung der Lehrveranstaltungs-Evaluationen hervor: „Da wird laufend dran gearbeitet und das merkt man!“

Trotz der insgesamt positiven Einschätzung des neuen Curriculums gab es einen Hauptkritikpunkt: die Anwesenheitspflicht verbunden mit der „Unterschriftensammelei“ und der Notwendigkeit, auch Pflichtveranstaltungen zu besuchen, in denen der Einzelne keinen Nutzen für sich sieht. Dieser hohe Zeitaufwand führt dazu, dass sich viele Studierende in ihren außercurricularen Aktivitäten stark eingeschränkt fühlten. Diese Kritik an HeiCuMed wurde im Gegenzug als größter Vorteil des traditionellen Curriculums angeführt.


Diskussion

Mit der Implementierung von HeiCuMed an der Universität Heidelberg wurden bereits 2001 die wichtigsten Erfordernisse der neuen ÄAppO umgesetzt [2]. Ein Fakultätsentwicklungsprogramm gewährleistet seither die kontinuierliche Schulung der Dozenten in moderner Didaktik und neuen Lehrveranstaltungsformen wie POL, SkillsLab und Bedside-Teaching.

Durch die lange Planung von HeiCuMed ergab sich an unserer Fakultät die einmalige Gelegenheit, einen durchgreifenden curricularen Wandel durch eine vergleichende studentische Evaluation zu begleiten. Dies geschah sowohl durch eine externe als auch durch eine kontinuierliche interne studentische Evaluation vor der Implementierung und parallel zur Umsetzung des neuen Curriculums HeiCuMed [3]. Zur Ergänzung der fragebogenbasierten zeitnahen Qualitätssicherungsmaßnahmen wurde die vorliegende Arbeit durchgeführt, um die Nachhaltigkeit der zeitnahen Evaluationsdaten durch eine zusätzliche Methode, das halbstrukturierte Interview, zu überprüfen.

Von den 80 Studierenden, die im Zeitraum von Wintersemester 2004/05 bis Sommersemester 2005 die Pflichtfächer des Praktischen Jahres, Chirurgie und Innere Medizin durchliefen, konnten 35 befragt werden. Davon hatten 11 das traditionelle Curriculum durchlaufen, 24 bekamen bereits HeiCuMed-Unterricht. Die eingeschränkte Teilnahme resultierte aus organisatorischen Gegebenheiten (Auslandsaufenthalte, Tagesablauf etc.), nicht aus der Ablehnung der Studierenden. Grundsätzlich waren alle gerne bereit zur Teilnahme, so dass zumindest aus dieser Sicht ein Selektionsbias unwahrscheinlich erscheint.

Organisation und Rahmenbedingungen

Die vorliegenden Daten belegen, dass die HeiCuMed-Studierenden die unterschiedlichen Aspekte der Unterrichtsorganisation deutlich besser beurteilen als die Studierenden des traditionellen Curriculums.

Eine wesentliche Grundlage für die Verbesserung von Logistik, Pünktlichkeit der Dozenten und Unterrichtsausfall liegt in der Bereitstellung eines strukturierten Curriculums mit einem verbindlichen Syllabus, der Informationen über Veranstaltungsort, Thema und Dozent liefert. Er ist allen Studierenden über eine elektronische Plattform jederzeit zugänglich und ermöglicht ihnen eine gezielte Vorbereitung auf die einzelnen Themen der Lehrveranstaltungen. Weiterhin wurde Sorge getragen, dass eine inhaltliche Vernetzung und Abstimmung der Lehrinhalte innerhalb einer Fachdisziplin als auch zwischen verschiedenen Fächern gewährleistet wird.

Als wichtige Voraussetzung für die genannten organisatorischen Verbesserungen erwies sich die Freistellung der Dozenten von ihrer operativen Verantwortung während eines Unterrichtsblocks – es schafft gerade in den chirurgischen Disziplinen erst den nötigen Freiraum, sich ganz und kontinuierlich der Lehre zu widmen. Ein Modulleiter ist für die Dauer eines Moduls von ein bis zwei Wochen für den Unterricht verantwortlich. So kann ein besserer Kontakt zwischen Dozenten und Studierenden entstehen und die Dozenten haben die Möglichkeit, im Unterricht besser auf die individuelle Bedürfnisse und das Vorwissen einer Studentengruppe einzugehen.

Dass unter den Rahmenbedingungen einzig die Räumlichkeiten der Veranstaltungen von beiden Gruppen annähernd gleich beurteilt wurden, zeigt, dass die Befragten differenziert antworteten (da sich die Raumsituation nicht geändert hatte) und erhöht damit gleichzeitig die Glaubwürdigkeit der Studie, gerade in Anbetracht der geringen Teilnehmerzahl.

Dozenten

Die Freistellung der Dozenten von den klinischen Aufgaben wirkt sich nicht nur vorteilhaft auf die Organisation aus sondern trägt – in Verbindung mit einer kontinuierlichen Schulung der Dozenten in moderner Didaktik – zu einer direkten Verbesserung der Lehre bei.

Die Interviewdaten belegen, dass insbesondere das Engagement der Dozenten und deren Vorbereitung auf den Unterricht von den HeiCuMed-Studierenden besser bewertet werden. Eine bessere Vorbereitung sowie eine Vereinheitlichung und Standardisierung der Lerninhalte wurde durch die Erarbeitung eines gemeinsamen Pools an Unterrichtsmaterialien erreicht. Alle Mitarbeiter erklärten sich bereit, nach ihrem persönlichen Interesse und unter Einbeziehung wichtiger moderner didaktischer Prinzipien (Interaktivität, Gruppenarbeit etc.) einzelne Unterrichtsthemen vorzubereiten oder zu verbessern und in diesen Pool einzustellen. Diese Unterrichtsmaterialien werden allen Dozenten für ihre Veranstaltungen zur Verfügung gestellt.

In der Organisation von HeiCuMed sind in den meisten chirurgischen Fachbereichen einem Dozenten auf Facharztniveau ein oder zwei Ausbildungsassistenten für den Kleingruppenunterricht zugeteilt. Dieses Dozententeam ist durchgehend für eine Modulgruppe verantwortlich. Bereits in der Arbeit von Schürer et al. [3] konnte die Bedeutung der Dozentenkontinuität für das traditionelle Curriculum nachgewiesen werden: weder die Veranstaltungsarten Vorlesung und Kurs noch die verschiedenen Fachrichtungen hatten einen systematischen Einfluss auf das Evaluationsergebnis. Am Beispiel einer speziellen Vorlesung zur Differentialdiagnose chirurgischer Erkrankungen, die eine sehr gute Beurteilung bekam, wurde deutlich, dass exzellente Beurteilungen hauptsächlich auf den Dozenten zurückzuführen waren und dass die Dozentenkontinuität von entscheidender Bedeutung ist.

Im Gegensatz zum Dozentenengagement zeigt sich in der Beurteilung des Umgangs der Dozenten mit den Studierenden zwischen beiden Curricula kein Unterschied. Die Umstände und die Bedeutsamkeit der Lehre an der Fakultät wurden zwar verändert, was eine Voraussetzung für größeres Engagement war, nicht aber die Persönlichkeit der Dozenten. Hier erweist sich, wie bei den Rahmenbedingungen, dass die Befragung trotz der geringen Teilnehmerzahl verlässliche Ergebnisse liefert.

Lernstoff

Auch der Lernstoff wurde von beiden Gruppen unterschiedlich beurteilt. Während die HeiCuMed-Studierenden den Schwierigkeitsgrad größtenteils als „genau richtig“ empfanden, hielten ihn die Studierenden des traditionellen Curriculums eher für „zu schwer“. Bei der Bewertung von Tempo und Interessantheit der Lehrveranstaltungen hingegen kann bei beiden Kohorten kein Unterschied festgestellt werden. Weder das intrinsische Interesse der Studierenden noch das Tempo der Lehre haben also die bessere Evaluation bewirkt. Tatsächlich hat sich der Schwierigkeitsgrad des Lernstoffs mit der Umstellung auf das neue Curriculum HeiCuMed kaum geändert, wohl aber dessen strukturierte Aufbereitung und interdisziplinäre Abstimmung.

Die bessere Evaluation von HeiCuMed in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad findet eine Erklärung in der Transparenz der Lernziele und den aufeinander abgestimmten Unterrichtsinhalten. Außerdem wurden komplexe Sachverhalte, wie zum Beispiel diagnostische Algorithmen, in unterschiedlichen Veranstaltungsformen mehrfach aufgegriffen (z. B. Leitsymptomvorlesung, Seminar, Bedside-Teaching und POL). Dies ermöglicht eine bessere Verarbeitung und Vernetzung von wichtigen und schwierigen Lerninhalten [3]. Eine fall- und problemorientierte Präsentation des Lernstoffs ermöglicht den Studierenden außerdem einen besseren Zugang zu Lerninhalten [5].

Verhältnis von Theorie und Praxis

Das Interview bildet die Frage nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis in zweierlei Weise ab, einerseits im Bezug des Studiums zur antizipierten späteren Berufspraxis, andererseits im Bezug auf das Verhältnis von Theorie und Praxis.

In beiden Fragen zeigt sich ein klarer Unterschied zwischen beiden Kohorten. Die Mehrheit der Studierenden des traditionellen Curriculums beklagte den fehlenden Bezug zur späteren Berufspraxis, die Studierenden des neuen Curriculums HeiCuMed hingegen konnten hier einen starken Bezug erkennen.

Gleichzeitig wurde das traditionelle Curriculum von den Studierenden als zu theorielastig beurteilt, das neue Curriculum HeiCuMed im Gegensatz dazu als weitgehend ausgewogen. Dieser Unterschied lässt sich durch die curricularen Veränderungen erklären. Dem praxisbezogenen Unterricht kommt in HeiCuMed ein besonderer Stellenwert zu. Die Einführung von POL, verschiedenen Praktika, Anamnesetraining mit unterschiedlichen Standardpatienten und eines verbesserten Bedside-Teachings gewährleisten eine praxisorientiertere und umfassendere Ausbildung als das traditionelle Curriculum. Auch die Einführung von Kleingruppenunterricht trägt hierzu bei. Eine Studie aus Manchester belegt, dass die Motivation der Studierenden in Kleingruppen deutlich höher ist als im traditionellen Unterricht [6]. So kann viel eher sichergestellt werden, dass jeder Studierende die Tätigkeit im Praktikum ordnungsgemäß durchgeführt hat.

Studentische Selbstbeteiligung

Beim Einschätzen ihrer Selbstbeteiligung in den einzelnen Lehrveranstaltungen ist kein Unterschied zwischen beiden Gruppen erkennbar. Im Gegensatz dazu steht die Tatsache, dass die Diskussionsmöglichkeit in HeiCuMed deutlich höher eingestuft wurde als im traditionellen Curriculum.

Diese Tatsache kann auf das neue Konzept der Lehrveranstaltungen zurückgeführt werden. In HeiCuMed wird ein interaktiver, fallbezogener und problemorientierter Unterricht angeboten. Er wird garantiert durch die Organisation des Stundenplans und die didaktische Ausbildung der Dozenten. Auch der vermehrte Unterricht in kleinen Gruppen ist dafür ausschlaggebend. S. Schürer 2005 konnte in ihrer Analyse des traditionellen Curriculums zeigen, dass sich der Unterricht in Kleingruppen positiv auf Beteiligung und Diskussion auswirkt.

Die Auswertung der offenen Fragen zeigt, dass die Studierenden an HeiCuMed besonders die Symptom- und Praxisorientiertheit der Lehrinhalte schätzen, genauso wie häufige Diskussion und das selbständige Erarbeiten von Lerninhalten. Dadurch fühlen sie sich besser auf das PJ und den zukünftigen Start in den Beruf vorbereitet. De Cono konnte mithilfe von Pfadanalysen verschiedener Kurse im SS 2003 zeigen, wie stark die eigene Beteiligung ausschlaggebend für den Lernerfolg ist [7].

H. Schmidt belegte bereits 1998, dass Studierende, die in Ihrem Studium mit klinischen Problemen konfrontiert worden waren, als bessere Diagnostiker in den Beruf starten konnten. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung waren diese Studierenden besser darin, sich Lerninhalte selbständig zu erarbeiten und verfügten über mehr berufsrelevante Fähigkeiten [5].

Subjektiver Lernerfolg

Beide Kohorten nennen als wichtigstes Kriterium für den Lernerfolg die Dozentenlehrkompetenz. Die Studierenden des traditionellen Curriculums schätzten jedoch ihren Lernerfolg als gering ein, im Gegensatz zur Gruppe der HeiCuMed-Studierenden, die ihren Lernerfolg als hoch einstuften. Eine Pfadanalyse verschiedener Veranstaltungen von HeiCuMed bestätigt dieses Ergebnis [7]. Bei der Evaluation der Vorlesungen ist die Dozenten-Lehrkompetenz der einzige Einflussfaktor auf den Lernerfolg. Bei den Praktika dagegen spielen auch die eigene Beteiligung und die fachliche Anforderung eine wichtige Rolle.

Das Engagement der Dozenten wird in HeiCuMed durch die Freistellung von operativer Verantwortung, die Dozentenkontinuität im Unterricht und den Zugang zu einem Pool mit modernen didaktischen Unterrichtsmaterialien gefördert.

Vorlesungen und Praktika wurden von den Studierenden des neuen Curriculums mit hoher Signifikanz für relevanter erachtet als von den Studierenden des traditionellen Curriculums. Dies ist besonders bemerkenswert in Anbetracht der Tatsache, dass die Lehre im traditionellen Curriculum zum größten Teil aus Vorlesungen und Praktika bestand, wohingegen diese beiden Unterrichtsformen in HeiCuMed durch weitere Unterrichtsmethoden ergänzt sind. Am ehesten ist die Tatsache, dass alle Lehrveranstaltungen in HeiCuMed nach Leitsymptomen gegliedert sind und inhaltlich aufeinander aufbauen, für die gefühlte Relevanz verantwortlich. Der Unterricht ist zudem fallbasiert, problemorientiert und so weit als möglich interaktiv konzipiert. Außerdem besteht – im Gegensatz zum traditionellen Curriculum – im neuen Curriculum für die meisten Veranstaltungen Anwesenheitspflicht, so dass auch die Anwesenheitskontinuität nachhaltige Relevanz vermitteln könnte. Vorher waren nur das zweiwöchige Stationspraktikum und der wöchentlich stattfindende, einstündige Kurs Pflichtveranstaltungen.

Diese Anwesenheitspflicht in HeiCuMed wird allerdings kontrovers beurteilt. 6 Studenten, die HeiCuMed durchlaufen hatten, sahen darin einen Nachteil, wohingegen 2 es ausdrücklich als Vorteil nannten. Auch ein Absolvent des traditionellen Curriculums sah in der Anwesenheitspflicht bei HeiCuMed, von der er gehört hatte, eher einen Vorteil. Gegner der Anwesenheitspflicht bemängelten in erster Linie, dass ihnen wegen der großen Anzahl an (Pflicht-) Veranstaltungen zu wenig Zeit zur nachhaltigen Vertiefung des Stoffs bliebe.

Auch die Tatsache, dass alle HeiCuMed-Studierenden am Ende des Semesters sowohl einen praxisorientierten OSCE (Objective Structured Clinical Examination) als auch eine schriftliche MC-Klausur bestehen müssen, wirkt motivierend auf die Studierenden und fordert ihre Mitarbeit im Unterricht. Im traditionellen Curriculum gab es hingegen keine Prüfung.

Abschließend kann man sagen, dass mit HeiCuMed ein sowohl für Studierende als auch für Dozenten fortschrittliches und leistungsfähiges Curriculum geschaffen wurde, welches auch den Anforderungen der neuen ÄAppO nachkommt. Der Evaluation kommt hier als Instrument der Qualitätssicherung große Bedeutung zu: das einmal implementierte System wird nicht sich selbst überlassen, sondern ständig an die aktuellen Bedürfnisse angepasst und weiterentwickelt.


Literatur

1.
Bundesministerium für Gesundheit. 8. Novelle der ÄAppO vom 27. Juni 2002. Bundesgesetzbl. 2002;I(44):2405-2435.
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3.
Schürer S, Schellberg D, Schmidt J, Kallinowski F, Mehrabi A, Herfarth Ch, Büchler M, Kadmon M. Evaluation der traditionellen Ausbildung in der Chirurgie. Chirurg. 2006;77(4):352-359.
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Rindermann H. Untersuchungen zur Brauchbarkeit studentischer Lehrevaluationen: Analysen der Validität und zu Auswirkungen ihres Einsatzes anhand des Heidelberger Inventars zur Lehrveranstaltungs-Evaluation (HILVE). Landau: Empirische Pädagogik; 1996.
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Schmidt HG. Problem-based learning: does it prepare medical students to become better doctors? Med J Aust. 1998;168(9):429-430.
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