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GMS Zeitschrift für Hebammenwissenschaft

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e.V. (DGHWi)

ISSN 2366-5076

Die Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) hat ihr Leitbild verabschiedet

Mission statement of the German Society of Midwifery Science (DGHWi) adopted by the annual general meeting

Kurzbericht

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  • corresponding author Monika Greening - Katholische Hochschule Mainz, Deutschland
  • Beate Ramsayer - Oberhausen-Berg, Deutschland
  • Werner Spikofski - Bonn, Deutschland

GMS Z Hebammenwiss 2016;3:Doc01

doi: 10.3205/zhwi000006, urn:nbn:de:0183-zhwi0000067

Received: May 25, 2016
Accepted: May 25, 2016
Published: December 21, 2016

© 2016 Greening et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Einleitung

In den acht Jahren ihres Bestehens hat die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft ihren Platz unter den medizinischen Fachgesellschaften gefunden und ausgebaut. Dies aus dem Selbstverständnis einer Hebammenerfahrung und Geburtstradition ebenso, wie aus der Einsicht in die Notwendigkeit der Teilnahme am naturwissenschaftlich geprägten Diskurs im medizinischen Versorgungsspektrum. Die Anforderung, die eigene Arbeit auf den Prüfstand zu stellen und stärker als bislang möglich zu einer evidenzbasierten Praxis zu kommen, spielte die gleiche Rolle, wie der kritische Dialog mit den weiteren Akteuren im Feld der Geburtshilfe, in dem Selbstverständnisse, die sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben, in Frage gestellt und beantwortet wurden. Diese Arbeit wurde und wird getrieben nicht von den verdienstvollen Aktivitäten exponierter Mitglieder allein, sondern vielmehr aus der Gesamtheit der Mitgliedercommunity der Gesellschaft.

Zur Wahrnehmung der Gesellschaft als Expertisezentrum für die Geburtshilfe tragen vor allem ihre Rolle in den Leitliniendiskussionen, die Herausgabe einer wissenschaftlichen Zeitschrift, eine wachsende Zahl von Geburtshilfepraxis reflektierenden Veröffentlichungen und die Aktivitäten in der Hochschulbildung und -ausbildung bei. Hinzu kommt der breite Diskurs zwischen den in Praxis und Theorie tätigen Mitgliedern.

Aus einer Idee des Vorstandes der DGHWi ist dazu nach nunmehr drei Jahren nach intensiven Diskussionen in Arbeitsgruppen ein Leitbild der wissenschaftlichen Hebammenfachgesellschaft entstanden. Die Mitgliederversammlung am 11. Februar 2016 hat den vorgelegten Entwurf mit deutlicher Mehrheit angenommen. Mit diesem Leitbild verdeutlicht die Gesellschaft ihr Anliegen, ihre Ziele und Arbeitsweise. Es wird darin die Frage beantwortet, wofür die Mitglieder und die Gesellschaft stehen und macht in den verschiedenen inhaltlichen Dimensionen das fachliche und wissenschaftliche Selbstverständnis deutlich. Mit dem Leitbild prägt die DGHWi ihr wissenschaftliches, gesellschaftspolitisches wie auch kulturelles Selbstbild und steht mit den darin formulierten Ansprüchen für ein Wirken auf herausgehobenem Niveau.

Neben einer Präambel und Zielen der DGHWi werden als Themenbereiche (s. Abbildung 1 [Abb. 1]) das wissenschaftliche Selbstverständnis und Anliegen der Gesellschaft, ihre Grundsätze, Werte und Visionen, das Verständnis und die Motive der Mitglieder und ihr Kommunikationsverständnis, Zielgruppen und Partner der DGHWi sowie als Aufgabe die Teilnahme am wissenschaftlichen und gesundheitspolitischen Diskurs im Leitlinientext behandelt.

Neben den Gemeinsamkeiten in den wichtigen Fragen des Leitbildes, so zeigen die Beiträge zur abschließend stattgefundenen Diskussion, wünschen sich einige Mitglieder redaktionelle und inhaltliche Veränderungen. Dies ist nachvollziehbarer Ausdruck einer lebendigen Vielfalt in der Mitgliederschaft. Nun sollte man eine Auseinandersetzung um das inhaltliche Selbstverständnis als kontinuierlichen Prozess verstehen, der allerdings ohne Pragmatik kaum zu Ergebnissen führt. So ist die Verabschiedung des Textes verbunden gewesen mit dem Hinweis, ihn in 2 Jahren inhaltlich und redaktionell zu überprüfen. Für diese Zeit ist er für die Mitglieder Identifikationsbeschreibung, steht der Hebammengemeinschaft mit dezidierten Aussagen ihres wissenschaftlichen Arms zur Verfügung und zeugt vom hohen Anspruch der DGHWi. Mit der parallelen Sicht auf die Aktivitäten der Gesellschaft ist das Leitbild ein Qualitätsversprechen und geht damit über die Funktion einer Visitenkarte für die DGHWi hinaus.

Autor: Werner Spikofski


Leitbild der DGHWi

Präambel

Die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) fördert als wissenschaftliche Fachgesellschaft hebammenwissenschaftliche Forschung, Lehre und Praxis. Sie sieht ihre Aufgabe in der Bündelung und Systematisierung von Wissen und Unterstützung bei der Erarbeitung weiterer Erkenntnisse. Sie strebt dabei eine hohe wissenschaftliche Qualität an. Ihr Ziel ist eine Verknüpfung zwischen wissenschaftlicher und praktischer Hebammentätigkeit, um dadurch zu einer bedarfsgerechten und effizienten Versorgung von Frauen und Familien in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Still- /Säuglingszeit beizutragen.

Die DGHWi unterstützt und betreibt wissenschaftliche Grundlegung und Lösungsformulierung für geburtshilfliche Themen. Im Fokus stehen physiologische Abläufe, Interventionen und soziale Prozesse sowie die professionelle Begleitung der Frauen und ihrer Familien durch Hebammen.

Das wissenschaftliche Feld, in dem die DGHWi ihre Aufgaben wahrnimmt, ist Teil der Geburtshilfe und medizinischer Versorgung. Daher gehören der Dialog mit anderen Fachgesellschaften sowie weiteren Akteuren und Institutionen der Gesundheitsversorgung und -politik, wie auch die aktive Teilnahme am konstruktiven Diskurs zum Selbstverständnis der Gesellschaft (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Wissenschaftliches Selbstverständnis und Anliegen

Das wissenschaftliche Selbstverständnis der DGHWi gründet sich in der Sicht auf die Geburt als natürlichen physiologischen Vorgang und schließt die Phasen von der Familienplanung bis zum Ende der Still- bzw. Säuglingszeit ein. Die DGHWi ist der Aufgabe verpflichtet, Erkenntnisgewinn und -vermittlung zur Physiologie und den Grenzen zur Pathologie zu unterstützen. Dem Aufgabenspektrum von Hebammen soll dadurch ein wissenschaftliches Fundament gegeben werden.

Die DGHWi beteiligt sich mit salutogenetischer und ressourcenorientierter Perspektive an der Diskussion und Ausrichtung der Behandlungsstandards im medizinischen Setting. Sie nimmt zu Fragen von Forschung, Lehre und Studium der Hebammenwissenschaften ein öffentliches Mandat wahr und beteiligt sich an öffentlichen Diskursen.

Als wissenschaftliche Fachgesellschaft organisiert die DGHWi internationale Kongresse und veröffentlicht hebammenspezifische Forschungsergebnisse in einer unabhängigen Fachzeitschrift. Sieunterstützt Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, fördert die Verbreitung von Ergebnissen der hebammenrelevanten Forschung sowie deren Anwendung in Praxis und Lehre. Darüber hinaus stärkt sie das Netzwerk der hebammenwissenschaftlich tätigen Forscherinnen und Forscher durch die Unterstützung von Sektionen und Arbeitsgruppen.

Grundsätze und Werte

Die DGHWi setzt sich für die gesellschaftliche Anerkennung des Hebammenwesens als zuständige Profession für die Begleitung der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett, Still- und Säuglingszeit ein. Diese Handlungsfelder der Hebammentätigkeit bedürfen eines salutogenetischen und ressourcenorientierten Betreuungsansatzes, dem sich die DGHWi verpflichtet sieht. Darin sind ihr die individuellen Bedürfnisse des Kindes und die Selbstbestimmung von Frauen und ihren Familienmitgliedern sowie die Unterstützung der physiologischen Vorgänge ein Anliegen.

Für die Kommunikation und den Umgang mit anderen Fachgruppen und Institutionen, wie auch in der internen Arbeit, gilt gegenseitiger Respekt und ein grundsätzliches Vertrauen im Rahmen eines kritisch konstruktiven Dialoges.

Die DGHWi setzt sich für einen offenen, wertschätzenden und transparenten Wissenschaftsdiskurs ein. Sie unterstützt und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs. Insbesondere gibt sie Anregung zu wissenschaftlichen Arbeiten und bietet Rahmenbedingungen für Veröffentlichungen.

Mitglieder

Die Mitglieder der DGHWi gehören einer unabhängigen wissenschaftlichen Fachgesellschaft an, welche die Bereiche der hebammenwissenschaftlichen Forschung, Lehre und Praxis abdeckt. Sie unterstützen durch ihre aktive oder fördernde Mitgliedschaft die Fortentwicklung einer Fachgesellschaft, die zu einer bedarfsgerechten und evidenzbasierten Versorgung von Frauen beitragen möchte.

Die Mitglieder der DGHWi sind Hebammen, Entbindungspfleger und Auszubildende, die an der Weiterentwicklung der Hebammenwissenschaft interessiert sind. Ebenfalls sind Mitglieder der DGHWi in Hebammen-, Pflege- und/oder gesundheitswissenschaftlicher Lehre oder Forschung tätig oder sind Studierende entsprechender Studiengänge. Weiterhin sind unter den Mitgliedern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte, Angehörige anderer Gesundheitsfachberufe, Disziplinen und Tätigkeitsfelder sowie Studierende, die den Zweck der Fachgesellschaft unterstützen.

Zielgruppen und Partner

Die DGHWi steht im Dialog mit Fachgesellschaften und Personen, die professionell und wissenschaftlich mit der Geburtshilfe befasst sind. Sie nutzt die wissenschaftliche Kompetenz ihrer Mitglieder, deren Erfahrungswissen und bringt beides in Veröffentlichungen und anderen Arbeitsergebnissen zusammen.

Die DGHWi nimmt Stellung zu geburtshilflichen, insbesondere hebammenspezifischen Fragen, in fachlichen und gesundheitspolitischen Gremien. Ihre Arbeiten und Diskussionen richten sich an die Öffentlichkeit, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Gesundheitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker, Interessen- und Sozialversicherungsvertreterinnen und -vertreter ebenso wie an die Hebammengemeinschaft und die von ihr betreuten Frauen und Familien.

Teilnahme am wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs

Die DGHWi nimmt aktiv am wissenschaftlichen Diskurs zu geburtshilflichen und hebammenbezogenen gesundheitspolitischen Themen teil. Sie formuliert Fragen und erarbeitet Antworten zur Versorgungspraxis in der Geburtshilfe und sieht dabei einen Schwerpunkt in der Erarbeitung und Entwicklung von Leitlinien und Empfehlungen. Dabei legt sie Wert auf die Herausarbeitung von Evidenzen zu hebammenspezifischem Erfahrungswissen sowie auf die Offenheit für wissenschaftliche Erkenntnisse anderer Disziplinen für eine geburtshilfliche Praxis der Zukunft. Die DGHWi sieht ihre Aufgabe auch darin, ihre Position in der Diskussion zu den geburtshilflichen Themen in eine breitere Öffentlichkeit zu bringen und den zukünftigen Müttern und Eltern Entscheidungshilfen anzubieten.

Ziele und Aufgaben

Die DGHWi setzt sich ein für die

  • internationale Anerkennung der Bedeutung der natürlichen Geburt und der Hebammentätigkeit,
  • Förderung der wissenschaftlichen und praktischen Kompetenz der Beteiligten im geburtshilflichen Bereich,
  • Stärkung der Rolle von Hebammen in der Geburtshilfe,
  • stärkere Berücksichtigung und Reflexion von wissenschaftlichen Ergebnissen in Ausbildung, Fort-, Weiterbildung und Praxis,
  • Weiterentwicklung von Qualitätsinitiativen und Leitlinien in der Geburtshilfe,
  • Förderung des Transfers und der Zusammenarbeit zwischen Hebammen und Ärztinnen und Ärzten zur Theorie und Praxis der Geburtshilfe,
  • Förderung der Identitätsbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Praktikerinnen und Praktikern
  • Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.