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Vorstellung der Landesinitiative openaccess.nrw
Introduction of the project „Landesinitiative openaccess.nrw“
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Published: | December 18, 2024 |
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Zusammenfassung
Die Landesinitiative openaccess.nrw ist ein Projekt der Digitalen Hochschule NRW (DH.NRW). Die DH.NRW stellt eine Kooperationsgemeinschaft von 42 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen dar, die sich aus Universitäten, Fachhochschulen, Kunst- und Musikhochschulen sowie Hochschulen in privater oder kirchlicher Trägerschaft zusammensetzt. Sie wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW. In einem Vorprojekt, in dem unter anderem Interviews mit den Hochschulbibliotheken und eine Online-Bedarfserhebung durchgeführt wurden, konnten eine Vielzahl von Erwartungen an die Landesinitiative evaluiert und das 2022 gestartete Hauptprojekt an den Anforderungen orientiert werden.
Abstract
The Landesinitiative openaccess.nrw is a project of the Digitale Hochschule NRW (DH.NRW), which is a cooperative association of 42 universities in North Rhine-Westphalia, consisting of universities, universities of applied sciences, art and music colleges as well as private and church-run universities. It is funded by the NRW Ministry of Culture and Science. In a preliminary project, which included interviews with the university libraries and an online needs assessment, a large number of requirements for the state initiative were evaluated and the main project, which was launched in 2022, was aligned with the requirements in three program areas.
Hintergrund
Der Anteil der im Vorprojekt [1] beantworteten Fragebögen war bei den Geistes- und Sozialwissenschaften überdurchschnittlich hoch, was die Vermutung nahelegt, dass der Bedarf nach Informationen und Aufklärung rund um das Thema Open Access (OA) hier besonders hoch angesehen wurde. Im Gegensatz dazu fiel ein vergleichsweise kleiner Anteil der beantworteten Fragebögen auf die naturwissenschaftlichen Fächer, möglicherweise aufgrund von Ressentiments oder auch bereits vorhandener Expertise. Fachkulturell bedingt sind die Unterschiede einer gelebten OA-Kultur hier sehr groß.
Aus der Umfrage und den Interviews [2] ergaben sich eine Reihe von Anforderungen, die die Landesinitiative erfüllen sollte. Dabei stand an erster Stelle der Aufbau einer Wissensbasis zum Thema Open Access in Form einer Website-FAQ-Sektion oder eines Wikis. Außerdem stand bei den Befragten eine landesweite Rechtsberatung, die Einrichtung einer landesweiten Publikationsplattform für Zeitschriften und Monografien sowie ein Monitoring der Open-Access-Kosten an erster Stelle. Das Monitoring der OA-Kosten war zudem eine zentrale Anforderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes, um die Planung und Umsetzung der OA-Strategie in NRW evidenzbasiert umzusetzen.
Entsprechend der aus dem Vorprojekt evaluierten Bedarfe wurde im April 2022 das Hauptprojekt der Landesinitiative gestartet, welches sich in drei Programmbereiche gliedert.
Programmbereich 1
Im Programmbereich 1 an der Universität Duisburg-Essen (https://www.uni-due.de/) liegt die Projektkoordination und -kommunikation. Der Bereich organisiert in regelmäßigen Abständen, meist in monatlichem Turnus, sowohl offene als auch thematische Sprechstunden in virtueller Form. Zielgruppen dieser Veranstaltungen sind in erster Linie Bibliotheksangehörige der NRW-Hochschulen, wobei auch Forschende und Redaktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter von Open-Access-Zeitschriften gerne eingeladen sind, die Sprechstunden zu besuchen. Im Format der thematischen Sprechstunde wird meist ein Thema in Form eines kurzen Impulsvortrags vorgegeben und im Anschluss unter den Teilnehmenden diskutiert. Dabei rekrutiert sich der Kreis der Vortragenden sowohl aus den Mitarbeitenden der Landesinitiative als auch aus den Bibliotheken oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anderer (OA-) Projekte, die Neuigkeiten zum Verlauf ihrer eigenen Arbeit vortragen.
Die offenen Sprechstunden sollen eine Plattform zum Austausch der Bibliotheken untereinander bieten und somit Hilfe zur Selbsthilfe fördern. Hierbei werden beispielsweise Themen zur OA-Finanzierung oder beispielsweise juristische Themen zur Zweitveröffentlichung angesprochen. Da im Programmbereich 1 eine Volljuristenstelle besetzt ist, kann außerdem eine juristische Beratung angeboten werden, die z.B. bei Fragestellungen zum Thema Lizenzen oder der Nutzung verwaister Werke qualifizierte Auskunft geben kann.
Im Verlauf des Hauptprojekts wurde die Website der Landesinitiative (https://openaccess.nrw/) aufgebaut, auf der man Blogbeiträge zu wichtigen bzw. aktuellen OA-Themen finden kann. Hier befindet sich außerdem ein Kalender, einerseits mit Terminen der Initiative, andererseits mit externen Veranstaltungen wie Tagungen und Seminaren. Neben der Website ist als Reaktion auf die Bedarfsabfrage des Vorprojekts ein Wiki (https://wiki.openaccess.nrw/) in stetiger Entwicklung. Hier besteht die Möglichkeit der Beteiligung der Community, um diesen Wissensspeicher weiter auszubauen.
Zudem ist der Programmbereich im Austausch mit einigen Hochschulen für angewandte Wissenschaften zur Aufstellung einer Basisschulung zum Thema Open Access für das Promotionskolleg NRW (https://www.pknrw.de/).
Weiterhin werden aktuelle Informationen über drei Mailinglisten geteilt, eine allgemeine und zwei, die sich auf spezifische Inhalte für Universitäten oder Fachhochschulen konzentrieren. Außerdem wird von der Landesinitiative ein Kanal auf dem dezentralen Microblogging-Dienst Mastodon bedient: https://openbiblio.social/@oa_nrw.
Um den Ausbau von Diamond-Open-Access-Zeitschriften zu fördern, ist im Projektbudget der Landesinitiative eine Förderung für Zeitschriften vorgesehen, die sich entweder im Begriff der Neugründung befinden oder das Flipping von einem Subskriptionsmodell zum Diamond-OA-Modell anstreben. Die Förderbedingungen orientieren sich dabei zu großen Teilen an den Aufnahmebedingungen des Directory of Open Access Journals (DOAJ) bzw. den OA-Fördervorgaben der DFG. Grundvoraussetzung für die Förderung ist zum einen die Anknüpfung des Journals an eine Hochschulbibliothek des Landes NRW. Zum anderen muss die Zeitschrift auf einer zentralen OJS-Instanz des Programmbereichs 2 der Landesinitiative am Hochschulbibliothekszentrum (hbz) NRW gehostet werden. Die Fördersumme beläuft sich auf einen einmaligen Betrag von 9.450 €, der für redaktionelle Tätigkeiten investiert werden kann.
Programmbereich 2
Im Programmbereich 2 übernimmt das Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz, https://www.hbz-nrw.de/) als Infrastruktur-Provider Setup, Hosting und Wartung der Publikationssysteme Open Journal Systems (OJS, https://pkp.sfu.ca/software/ojs/) und perspektivisch Open Monograph Press (OMP, https://pkp.sfu.ca/software/omp/), sowie den technischen Support der NRW-Hochschulbibliotheken [3]. Die Betreuung der Forschenden sowie Einrichtung von Zeitschriften und Konfiguration der Instanz liegen bei den Hochschulbibliotheken.
Das Angebot des Programmbereichs 2 umfasst:
- Set-up der benötigten Hard- und Software (OJS und perspektivisch OMP)
- Testumgebung während der Selbstlernphase
- Hosting und Wartung
- Technischer Support für die kooperierenden Hochschulbibliotheken per Ticketsystem
- zentrale Plugin-Auswahl und Installation
- Migration von OJS-Bestandssystemen
- Migration der DiPP (Digital Peer Publishing)-Plattform auf das neue Journal-Publikationssystem
- Bedarfsanalysen zum Funktionsausbau von OJS und OMP sowie Anbindung von flankierenden Services (u.a. DOI-Konsortium, Langzeitverfügbarkeit)
- Koordination und Moderation von Anwender:innentreffen (OJS-Austauschrunden)
- Ergänzende Service- und Supportstruktur durch das Service-Wiki des hbz
Hochschulen, die Teil der DH.NRW sind, profitieren von besonderen Beratungsangeboten und Förderungen. Sie kooperieren im Rahmen der Landesinitiative openaccess.nrw mit dem hbz, um die Services des Programmbereichs 2 auf Basis einer Förderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft bis mindestens zum 31.12.2025 an ihrer Hochschulbibliothek kostenfrei zu nutzen.
Programmbereich 3
Um die Arbeit an der Hochschule bzw. Hochschulbibliothek zu erleichtern, bietet der Programmbereich 3 Monitoring-Services an, um einen Überblick über das Aufkommen, die Verteilung und die Kosten wissenschaftlicher Open-Access-Werke zu erhalten. Die Leitung des Programmbereichs hat die Universitätsbibliothek Bielefeld (https://www.uni-bielefeld.de/ub/) inne.
Im Vorprojekt stellte sich heraus, dass ein Großteil der in NRW ansässigen Hochschulen einen konkreten Bedarf an der Erfassung der Ausgaben für OA-Publikationen hat. Es wurden insbesondere systematisch erhobene Kennzahlen für die Kosten des wissenschaftlichen Publizierens sowie eine zentrale Zusammenstellung bibliometrischer Daten angefragt. Das Monitoring dient darüber hinaus einer evidenzbasierten Umsetzung der OA-Strategie in NRW.
Das Serviceportfolio des Programmbereichs 3 umfasst Datenanalysen z.B. in Fragen der Teilnahme an und Bewertung von OA-Transformationsverträgen, Beratung beim Aufbau eines Monitorings von OA-Publikationen und -Kosten sowie standardisierte Publikationsdaten- und Publikationskostenanalysen [4] für die Hochschulen in NRW.
Im April 2023 fand ein Workshop zum Austausch von Workflows und Standards sowie von Best-Practice-Beispielen statt ([5], weitere Informationen unter https://wiki.openaccess.nrw/wiki/Workshop_Monitoring,_Informationsbudget_%26_Alma).
Als Serviceleistung werden zurzeit standardisierte Publikationsdaten und -kostenanalysen für alle beteiligten Hochschulen und das Land NRW erstellt. Diese dienen der Darstellung des landesweiten OA-Publikations-Outputs und der damit verbundenen Kosten.
Die bisherigen Reports zeigen sehr deutlich, dass sich in den Jahren von 2019 bis 2022 der Anteil an Gold-OA publizierten Veröffentlichungen ungefähr verdoppelt hat. Demgegenüber steht im gleichen Zeitraum eine nahezu Vervierfachung der Kosten. Auffällig hierbei ist vor allem der gestiegene Anteil an Publikationskosten, der auf den Verlag MDPI entfällt. Dies ist sicherlich auch bedingt durch den Zuwachs des Publikationsaufkommens in diesem Verlag. Dennoch lässt sich der Kostenzuwachs vor allem durch gestiegene Preise pro Publikation erklären, was zu einer deutlichen Mehrbelastung der Finanzhaushalte aller Einrichtungen inkl. der Universitätskliniken führt.
Bei Interesse an weiterführenden Informationen zum Programmbereich 3 können die fachlichen Ansprechpartner in der Universitätsbibliothek Bielefeld kontaktiert werden.
Anmerkungen
Finanzierung
Das Projekt wird finanziell gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
ORCID des Autors
Sebastian Benz: 0009-0009-0017-2201
Interessenkonflikte
Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.
Literatur
- 1.
- Ilg K, Schulz K, Zawisla M, Schmidtmann H, Neuß F. Abschlussbericht des Vorprojekts openaccess.nrw. Zenodo; 2022. DOI: 10.5281/zenodo.6866189
- 2.
- Kötter M, Falkenstein-Feldhoff K. Kennenlerngespräche zum Projektstart der Landesinitiative openaccess.nrw: Abschlussbericht. Zenodo; 2022. DOI: 10.5281/zenodo.6866081
- 3.
- Voget R. OJS als zentrale Dienstleistung der Landesinitiative openaccess.nrw. Zenodo; 2023. DOI: 10.5281/zenodo.8320854
- 4.
- Schönfelder N, Tummes JP. Ermittlung des Publikations-Outputs und der Open-Access-Anteile von Universitäten und Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen. 2023. Verfügbar unter: https://wiki.openaccess.nrw/wiki/Datei:Publikationsreport_2023_MKW.pdf
- 5.
- Schönfelder N. Monitoring, Informationsbudget & Alma: Bericht zum Workshop der Landesinitiative openaccess.nrw. O-Bib. Das Offene Bibliotheksjournal. 2023;10(3). DOI: 10.5282/o-bib/5948